Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen страница 25
»Momento!« abwehrend hob der Beamte die Hände. »Ihre Papiere bitte«, verlangte er in spanischer Sprache.
Mike händigte sie ihm aus und hoffte, daß der Name »Cramer« Eindruck auf den Mann in Uniform machen würde. Das war aber nicht so. Im Gegenteil.
»José Alvorez sah in der Nationalität des verantwortungslosen Vaters wieder einmal die Bestätigung dafür, daß es mit der Moral der Urlauber nicht zum besten bestellt war. Er zog die dichten schwarzen Augenbrauen hoch und deutete auf das Kind. »Nombre?«
»Emely«, antwortete Mike eingeschüchtert. »Mehr weiß ich nicht.«
»Emely Cramer«, folgerte der Polizist.
»Nein. Ich bin nicht der Vater. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
Auch diese Beteuerung machte keinen Eindruck. Sie wurde einfach übergangen. Der Beamte füllte auf einer vorsintflutlich anmutenden Schreibmaschine ein Formular aus. Das Geräusch jeden getippten Buchstabens hallte von den kahlen Wänden wider und schüchterte sogar Emely ein, die längst wieder munter war und sich ängstlich umschaute.
»Geburtsdatum?« José schaute auf die Kleine.
»Weiß ich nicht«, antwortete
Mike, der den spanischen Ausdruck mehr erriet als verstand. »Ich habe keine Ahnung, wie alt sie ist. Ein Jahr oder zwei oder drei. Woher soll ich das wissen!« Mike zog die Schultern hoch, um so seine Unschuld glaubhaft zu machen.
»Achtzehn Monate«, entschied José, der sich in solchen Dingen auskannte. »Und jetzt erzählen Sie. Warum ist Ihre Frau davongelaufen?«
»No comprender«, ächzte Mike, dem es immer heißer wurde.
Eine Sekretärin wurde geholt, die einige Deutschkenntnisse hatte. Sie übersetzte die Fragen des Beamten. Sie als Frau hatte mehr Verständnis für den gutaussehenden Deutschen.
»Hören Sie, ich habe keine Frau und kein Kind. Ist das klar?«
»Und was ist mit Emely?« José schaute böse in Mikes Richtung, was Emely veranlaßte, wieder zu weinen.
Das machte das Verhör nicht gerade einfacher. Die Männer mußten schreien, um die Kleine zu übertönen. Mike schrie ohnehin, teils um gehört zu werden, mehr aber noch, weil er unheimlich nervös war. Man wollte ihm etwas anhängen, das er gar nicht brauchen konnte und das geeignet war, all seine Pläne durcheinanderzubringen. Wenn er an Maurena dachte, wurde ihm ganz schlecht. Wie sollte er ihr die Verspätung nur erklären?
»Emely wurde mir am Flughafen von einer Unbekannten übergeben. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
»Name der Frau?«
»Ich kenne ihn nicht. Sie hat sich nicht vorgestellt. Bitte, glauben Sie mir doch!«
»Sie haben sich nie zuvor gesehen, und sie übergibt Ihnen das Kind. Einfach so.« Josés Stimme klang zynisch, doch das merkte
Mike in seiner Aufregung nicht.
»Ja, so war es«, bestätigte er erleichtert.
»Das glauben Sie doch selbst nicht!« schrie der Beamte so laut und so unmißverständlich, daß sich eine Übersetzung erübrigte.
Mike fuhr ebenso zusammen wie Emely, die vor Schreck ihr Schreien einstellte. Mit ängstlich erhobenen Ärmchen saß sie auf der erhöhten Holzplatte, die dunklen Augen verweint, das Mündchen schmerzlich verzogen.
Nun zeigte sich, daß Mike vielleicht leichtsinnig, aber nicht hartherzig war. Tröstend nahm der die Kleine in die Arme, und sie ließ es sich gefallen. Sie lehnte das Köpfchen an Mikes Brust und schien sich in ihr Schicksal zu fügen.
»Na also«, brummte José, etwas milder gestimmt.
»Wenn Sie darin einen Beweis für meine Vaterschaft sehen, muß ich Sie enttäuschen. Ich bleibe bei meiner Aussage, und ich kann das Kind nicht behalten. Leider.«
José sandte einen hilfesuchenden Blick zur gräulich verrauchten Decke. Heilige Maria, wie konnte man nur… Der Beruf des Polizeibeamten war wahrhaftig nicht leicht, ganz besonders seit es Touristen in Andalusien gab.
Die Diskussion ging weiter. In ihrem Verlauf war es Mike, der immer wieder hilfesuchend nach oben schaute. Man wollte ihm einfach nicht glauben. Eine Frau, die freiwillig ihr Kind weggab, noch dazu ein so süßes kleines Mädchen, diese Vorstellung lag für José abseits jeder Glaubwürdigkeit.
Die dolmetschende Sekretärin war noch am ehesten bereit, den Worten des Deutschen zu glauben. Auf sie machte er nicht nur einen seriösen Eindruck, ihr gefiel er auch. Seine imponierende Größe, die sportlich muskulöse Figur und die unwahrscheinlich blauen Augen faszinierten sie.
Die Sekretärin war es dann auch, die das für Mike so unerfreuliche Gerede zu Ende brachte. »Geben wir die Kleine doch ins Kinderheim Santa Monica und warten ab, ob sich die Mutter meldet. Andernfalls kann immer noch entschieden werden, was geschehen soll«, schlug sie vor.
»Wie die Sache auch ausgeht, ich habe nichts damit zu tun. Halten Sie das bitte fest«, meldete sich
Mike und übergab Emely rasch der Sekretärin, die sie bereitwillig entgegennahm.
»Momento! Wo können wir Sie erreichen, solange Sie sich in Andalusien aufhalten?«
»Nirgendwo. Ich trampe von einem Ort zum anderen«, schwindelte Mike geistesgegenwärtig.
Während José noch überlegte, ob Cramer nicht sicherheitshalber festgehalten werden konnte, verließ dieser fluchtartig das Gebäude.
*
Maurena de Derceville, selbst nie pünktlich, kam Mike mit finsterem Gesicht entgegen. »Du kommst drei Stunden zu spät«, bemerkte sie statt der erhofften Begrüßung.
Mike kam nicht gern in das schweinchenrosa Schloß am Meer, das mit seinen weißen Schnörkeln aussah wie das Werk eines Zuckerbäckers. Hier regierte Helene de Derceville, die sich Elèn nannte, seit sie mit dem reichen Franzosen verheiratet war. Alles mußte nach ihrer Pfeife tanzen, nach dem Tod von Maurice noch mehr als zuvor.
»Tut mir leid, mein Schatz, ich habe die Maschine verpaßt, konnte erst mit dem nächsten Flug kommen.« Diese Ausrede hatte sich
Mike inzwischen zurechtgelegt, denn von seinem Abenteuer am Flughafen wollte er Maurena nichts erzählen, weil sie ihm noch viel weniger geglaubt hätte, als der pflichtbewußte José. »Ich bin vom Flughafen mit dem Taxi direkt hierher gefahren«, bekräftigte er die unwahre Aussage. Eigentlich haßte Mike Lügen, aber in diesem Fall hielt er sie für unumgänglich.
Maurena runzelte die hübsche Stirn. »Du hast