Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen

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Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen Mami Staffel

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kennen mich?«

      »Ich habe Ihnen doch meine kleine Emely anvertraut. Wie geht es ihr? Ich denke soviel an sie. Wo ist sie?« Tränen schwangen in der mehr flüsternden Stimme mit. Rasch kam die Frau näher und blieb dicht vor Mike stehen. Sie schaute flehend zu ihm auf. »Es geht ihm doch gut, meinem kleinen Mädchen? O Gott, es war so furchtbar, Emely wegzugeben. Ich wollte nicht, daß sie in ein staatliches Kinderheim kommt. Da habe ich der Beamtin gesagt, daß ich das Kind zu Verwandten nach Deutschland gegeben habe. Sie sind doch gut zu meiner Kleinen, Herr Cramer? Sie sind reich, und Sie sind zuverlässig, dachte ich, als ich Ihr Bild in der Zeitung sah. Bei Ihnen wird Emely glücklich aufwachsen.« Die Frau sprach so schnell, daß Mike keine Chance zu einer Erwiderung blieb.

      Das Zusammentreffen berührte ihn peinlich, um so mehr, als die Bewacherin bei der Tür stehenblieb und jede Bewegung argwöhnisch beobachtete. Vermutlich verstand sie die Unterhaltung nicht und überlegte sicher längst, ob Mike nicht Anna Sirankowskis Komplice war.

      »Ich kann mich leider nicht so um Emely kümmern, wie Sie sich das vorgestellt haben«, murmelte Mike ein bißchen beschämt.

      »Aber Maurena de Derceville, Ihre künftige Frau, wird doch sicher…« Annas Hände spannten sich hart um die Lehne eines Stuhls. Es war nicht nur die Nervosität, die sie so handeln ließ, sondern auch die Schwäche in ihren Beinen, die das Abstützen nötig machte.

      »Setzen wir uns doch«, schlug Mike vor, denn es war zu befürchten, daß sich Anna nicht auf den Beinen halten konnte. Er rückte für sie den Stuhl zurecht und nahm dann ihr gegenüber Platz.

      »Meine Frau«, begann er zaghaft, »mag Kinder nicht so sehr. Wir suchen deshalb ein gutes Heim für Emely. Keine Sorge, die Kosten übernehmen wir.«

      »Heim«, wiederholte sie trostlos. Die Tränen liefen ihr dabei über die Wangen, denn sie war enttäuscht. Was sie hatte vermeiden wollen, war nun doch eingetreten. »Ich… ich bin selbst in einem Heim aufgewachsen«, erzählte sie stokkend und mit traurig klingender Stimme. »Ich weiß… weiß wie man sich als Kind dort fühlt.« Anna ließ den Kopf hängen. Solange sie im Gefängnis bleiben mußte, würde sie keine Sekunde lang vergessen, was ihr Kind durch sie erleiden mußte. Dabei wollte sie doch so gern, daß Emely unbesorgt und glücklich aufwuchs.

      Die Frau tat Mike leid. Tröstend legte er die Hand auf ihren Arm. »Wenn Sie als Mutter Ihre Erlaubnis geben, ist es vielleicht auch möglich, daß ich Emely als Pflegekind mit nach Deutschland nehmen kann. In diesem Fall könnte ich mich intensiv um sie kümmern. Sie wird es gut bei mir haben. Und wenn Sie eines Tages entlassen werden, können Sie das Kind wieder zu sich nehmen.«

      Annas bleiche Wangen färbten sich rot. »Ich komme nicht… nicht mehr hier raus. Das fühle ich«, antwortete sie schwer atmend. »Ich habe… nicht die Kraft, all die Jahre durchzustehen. Sechzehn Jahre! Emely wird siebzehn sein, ein junges Mädchen. Sie wird mich nicht mehr kennen, und das ist auch gut so. Eine Mutter, die im Gefängnis gesessen hat, ist kein Renommee. Am besten wäre es, wenn… wenn Sie das Kind adoptieren und wenn es nie… nie von mir… mir erfährt.« Ein verzweifeltes Schluchzen schüttelte sie.

      Die Aufseherin sah streng herüber, griff aber nicht ein.

      Mike zog die Schultern hoch und sah ratlos auf sein Gegenüber. »Sie lieben Emely doch, und das Kind liebt Sie, seine Mami.«

      »Es darf aber nicht sein, sonst hat meine Kleine im Leben keine Chance. Sonst wird ihr immer anhängen, wofür sie gar nichts kann und ich auch nicht.« Leidenschaftlich brachen diese beiden Sätze aus der völlig in sich zusammengesunkenen Anna hervor.

      »Wollen Sie damit andeuten, daß Sie unschuldig sind?« hakte Mike nach.

      Annas Kopf ruckte hoch. »Das glaubt mir ja niemand und sie sicher auch nicht. Am besten ist es, Sie erzählen Emely nie von mir. Bitte!«

      »Es hat doch einen Prozeß gegeben«, meinte Mike, der den Zeitungsartikel ja nicht hatte lesen können.

      »Ja. Aber alles, was zur Sprache kam, hat mich nur belastet, und ich konnte nicht beweisen, daß es Alfred war, der alles gemanagt hat. Ich wußte nichts über die Geschäfte, die er in meinem Namen abschloß. Nie hat er mit mir darüber gesprochen, nie hat er mir Unterlagen gezeigt. Erst beim Prozeß erfuhr ich, daß er unter meinem Namen Immobilien verkauft hat, die ihm gar nicht gehörten. Er hat Verträge mit meinem Namen unterschrieben und die Anzahlungen für diese Grundstücke und Häuser kassiert. Als mein Geschäftsführer hat er sich ausgegeben, und wenn mich jemand sprechen wollte, hat er erklärt, daß ich mich gerade in den USA aufhielte. Wenn die Käufer zum Notariat gehen wollten, um die Grundbucheintragung vornehmen zu lassen, hat er sie immer wieder vertröstet. Er hat ihnen gesagt, die Behörden wären überlastet und Termine nur schwer zu bekommen. Einige hat er auf diese Weise zwei Jahre lang hingehalten.

      Bei Grundstücken, die nicht gleich bebaut werden sollten, fiel das alles ja gar nicht auf. Bei Häusern gab es schon mal Schwierigkeiten. Hauptsächlich waren es Ferienhäuser, die ohnehin monatelang leer standen. Da hat Alfred manchmal Nachschlüssel besorgt, und die neuen Eigentümer verbrachten ihre Ferien im fremden Besitz. Meistens ging es gut, und die Leute reisten wieder ab. Schweizer, Holländer, Österreicher und auch viele Deutsche. Ich hatte keine Ahnung, was da gespielt wurde. Eigentlich sah ich Alfred nur selten, weil er angeblich ständig herumreiste. In Wirklichkeit hat er in Marbella die Nächte mit anderen verbracht und das Geld mit vollen Händen ausgegeben.« Anna seufzte. »Ich war ja so dumm, ich habe ihm alles geglaubt, auch daß er mich heiraten würde und wir dann auch in so ein schönes Haus ziehen würden. Ich weiß nicht, wie ich ihm vertrauen konnte. Ich habe ihn gern gehabt, den Lügner. Schließlich ist er Emelys Vater. Ohne das Kind wäre ich längst nach Hause zurückgekehrt. Aber so…«

      »Weshalb hat man diesen Alfred nicht zur Rechenschaft gezogen?« erkundigte sich Mike interessiert. Er verstand wenig von juristischen Fragen, aber es war ihm auch so klar, daß sich Anna durch ihre Leichtgläubigkeit in eine schwierige Situation gebracht hatte.

      »Er trat ja nur als Geschäftsführer in Erscheinung, war also für die Immobilienfirma nicht direkt verantwortlich. Alle Briefe, alle Quittungen, alle Dokumente unterschrieb er mit meinem Namen und behauptete später, er habe mir alles vorgelegt. Ich sei über jede seiner Handlungen unterrichtet gewesen und habe ihn sogar gezwungen, das Geschäft immer noch mehr auszubauen. Daß das alles nicht wahr ist, kann ich nicht beweisen.«

      »Eingehende Schecks hat er also auf ein Konto einbezahlt, das Ihren Namen trug? Das konnte er doch bei der Bank nicht in Ihrem Namen eröffnen.«

      Anna winkte ab. »Damals hat er mir erzählt, daß er Geld für Emely anlegen möchte. Da bin ich mit zur Bank gegangen und hatte auch nichts dagegen, daß er dieses Konto verwaltete, daß er Verfügungsrecht hatte. Er hat es abgeräumt bis zur letzten Peseta. Es waren Milliarden.«

      »Aber dieses ergaunerte Geld muß er doch sicher zurückgeben.«

      »Ja«, seufzte Anna, »das müßte er, wenn man wüßte, wo er sich aufhält. Alfred ist über Nacht verschwunden. Es läuft eine Fahndung, aber sie wird wohl keinen Erfolg haben, denn er ist clever genug, sich einen anderen Namen zuzulegen und irgendwo unterzutauchen. Die Welt ist groß. Man wird Alfred nicht finden. Daß ich die Strafe für ihn verbüße, ist für die Anleger zwar ein schwacher Trost, aber die Justiz ist mit dieser Lösung zufrieden.«

      »Das ist ja unvorstellbar«, murmelte Mike, der das Empfinden hatte, daß Anna die Wahrheit sagte. Vermutlich wußten das auch ihre Richter. Aber sie brauchten einen Schuldigen. Der Immobilienskandal war für Andalusien ohnehin imageschädigend.

      »Ich habe mich mit allem abgefunden. Mein

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