Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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»Sie sind mir ja ein ganz schlauer Fuchs«, sagte Henk.
»Ja, der bin ich! Wenn es um das Wohl und Wehe von Waldkogel geht, dann kenne ich keine Grenzen. Da kann ich ziemlich trickreich sein. Deshalb bin ich wohl auch immer wieder gewählt worden mit großer Mehrheit, meistens einstimmig!«
Mit einem verschmitzten Lächeln griff Bürgermeister Fellbacher in die Innentasche seines Lodenjankers. Er legte Ella Waldner ein Schreiben auf den Tisch.
»Des ist nur die juristische Absicherung, Ella! Die Gemeinde Waldkogel bestellt dich zur ehrenamtlichen Pflegerin der Feuchtwiesen am Bergsee. Du musst gut darauf aufpassen.«
Bürgermeister Fellbacher grinste verschmitzt.
»Dazu gehört vor allen Dingen, dass du aufpasst, dass die Pflanzen und seltenen Kräuter gedeihen. Die dürfen wie in einem Beet auch nicht zu dicht stehen, damit sie sich gegenseitig nicht die Nährstoffe, das Licht und so weiter fortnehmen. Deshalb musst du sie gelegentlich an einigen Stellen ein bissel ausdünnen. Du verstehst? Falls du net verstehen tust, dann sage ich des dir jetzt. Du musst einige entfernen, rausreißen. Die kannst du natürlich net auf der Wiese liegen lassen. Die musst wegbringen.«
Margit und Henk brachen in lautes Lachen aus. Ella Waldner schmunzelte. Sie schaute Bürgermeister Fellbacher an und sagte:
»Ja, ja! Ich habe verstanden! Ich bin zwar nimmer die Jüngste, aber verstehen tue ich noch alles. Bist ein gerissener Fuchs, Fellbacher! So viel Mühe hättest dir net machen müssen, um bei der nächsten Wahl meine Stimme zu bekommen. Die hätte ich dir auch so gegeben.«
Sie lachten alle.
Bürgermeister Fellbacher bedankte sich bei Margit und Henk für die Hilfe.
»Schade, dass solche Leut’ wie ihr keine Bürger von Waldkogel sind.«
»Damit können wir Ihnen im Augenblick keine Freude machen, Herr Fellbacher! Aber das Leben ist lang. Wenn wir mal alt sind und Rente beziehen, dann verbringen wir bestimmt unseren Lebensabend in Waldkogel. Damit Sie sehen, wie sehr wir Waldkogel und die schönen Berge lieben, haben wir uns entschlossen, hier zu heiraten.«
Bürgermeister Fellbacher schlug sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel, dass das Leder seiner Kniebundhose krachte.
»Des höre ich doch gerne. Wann soll es sein?«
Die nächste Stunde besprachen Henk und Margit mit Fellbacher ihre Hochzeit. Das heißt, meistens redete Fellbacher. Er übertraf sich bei der Planung fast selbst. Die Gemeinde Waldkogel würde die Hochzeit der beiden zu einem besonderen Fest machen, da Henk und Margit so viel getan hatten.
*
Bernd und Sandra staunten nicht schlecht, als Henk sie anrief und sie kurzfristig zu seiner Hochzeit einlud. Sie setzten sich sofort ins Auto und fuhren die ganze Nacht durch nach Waldkogel. Sie wollten Henks Traumfrau sehen und von ihr und Henk noch einmal ganz ausführlich hören, wie sie sich gefunden hatten.
»Die Liebe hat eben eingegriffen«, sagte Henk. »Die Liebe ließ sich einen großen Trick einfallen, damit wir uns endlich fanden. Denn die Liebe wusste, dass unsere Herzen zusammengehören!«
Bernd und Sandra halfen Henk und Margit bei den Hochzeitsvorbereitungen.
Zwei Wochen später traute Bürgermeister Fritz Fellbacher Henk und Margit im Rathaus. Die kirchliche Trauung in der schönen Barockkirche von Waldkogel nahm unmittelbar anschließend Pfarrer Zandler vor. In seiner Predigt ging Pfarrer Zandler ausführlich auf den Spruch ein, den das Brautpaar gewählt hatte.
»Macht euch die Erde untertan.«
Pfarrer Zandler sagte deutlich, dass dieser Satz ständig missinterpretiert würde. Inhaltlich wären die Menschen zum Hüter und Bewahrer der Natur und der ganzen Erde bestimmt. Und in diesem Sinne hätte das Brautpaar gehandelt. Beifall füllte die Kirche, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Die Waldkogeler wollten damit dem jungen Paar danksagen, dafür dass sie einen Zugriff Ruppert Schwarzers auf ihr schönes Waldkogel verhindert hatten.
Nach der Trauung feierten alle bei Tonis Eltern im Wirtshaus.
Henk und Margit verbrachten wunderbare vier Wochen in Waldkogel. Sie wohnten bei Toni auf der Berghütte, machten ausgedehnte Wanderungen durch die Berge, übernachteten auch mal in Schutzhütten und besuchten oft die alte Ella. Toni fuhr mit den beiden zum Hundezüchter, von dem er vor Jahren Bello gekauft hatte. So wurde einer von Henks Kindheitsträumen wahr. Er kaufte eine junge Neufundländer-Hündin, die er Bella nannte, weil ihnen Bello auf so besondere Weise ans Herz gewachsen war.
Einige Wochen nach Henk und Margits Abreise, erhielten Toni und Anna einen Brief. Darin teilten die beiden voller Freude mit, dass sie auf dem glücklichen Weg wären, bald zu dritt zu sein. Toni und Anna freuten sich sehr darüber. Anna schrieb zurück und schlug vor, das Kind in Waldkogel taufen zu lassen.
So machten es die glücklichen jungen Eltern auch. Es war ein Mädchen.
Sie nannten es Ella-Luisa. Die alte Ella hielt es während der Zeremonie in der schönen Barockkirche über das Taufbecken. Dabei war sie so gerührt, dass sie Tränen in den Augen hatte.
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