Perry Rhodan Neo 234: Die Himalaya-Bombe. Rüdiger Schäfer

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Perry Rhodan Neo 234: Die Himalaya-Bombe - Rüdiger Schäfer Perry Rhodan Neo

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fragte Hannah. Sie klang heiser und räusperte sich. »Für sechstausendfünfhundert Kilometer?«

      Die Pilotin lächelte sie offen und freundlich an. »Ja«, bestätigte sie. »Die Space-Disk wird vorübergehend in die Thermosphäre vorstoßen, also in rund zweihundert Kilometer Höhe. Dort zündet sie die Impulstriebwerke und beschleunigt auf knapp zehntausend Stundenkilometer. Sie könnte viel schneller fliegen, aber bei Kurzstrecken achtet man auch auf die Energiebilanz.«

      Kurzstrecken? Hannah biss sich auf die Unterlippe.

      Kurz darauf beschrieb der Gleiter eine sanfte Kurve und hielt auf ein Trio von Diskusbooten zu, die auf ihren jeweils vier Landestützen in der Nähe einer flachen Hangarkuppel geparkt waren. Mit ihren knapp dreißig Metern Durchmesser und den fünfzehn Metern Höhe wirkten sie im Vergleich mit dem im Hintergrund aufragenden Kreuzer geradezu winzig.

      Goitowski setzte den Gleiter weich wie eine Feder unmittelbar neben der mittleren Space-Disk auf den Boden. Hannah vermutete, dass die Pilotin bewusst vorsichtig geflogen war, um ihre Passagierin nicht nervöser zu machen, als sie es ohnehin war.

      Das Raumboot hatte eine breite Rampe ausgefahren. An deren Ende wartete ein Mann in marineblauer Uniform. An den Schultern der schmal geschnittenen Jacke waren je zwei silberne Streifen angebracht.

      »Gestatten, Ma'am«, begrüßte sie der Uniformierte und nahm Hannah den Koffer ab. »Oberleutnant Ayaz Polat. Ich habe das Vergnügen, Sie fliegen zu dürfen. Wenn Sie mir bitte folgen würden ...«

      »Gute Reise, Ma'am«, hörte sie die Stimme von Daniela Goitowski in ihrem Rücken, als sie wie in Trance dem Offizier hinterher und die Rampe hinaufging. Sie durchquerten einen Raum, der mit Technik vollgestopft war. Auf der rechten Seite sah Hannah einige Raumanzüge, die in transparenten Boxen lagerten. Im Zentrum war ein plump wirkendes Fahrzeug mit sechs dicken Rädern am Boden verankert.

      »Ein Sixpack, Ma'am«, erläuterte Ayaz Polat, der ihren Blick offenbar bemerkt hatte. »Ein Allzweck-Einsatzfahrzeug für Außenmissionen, es gehört zur Standardausrüstung. Hier entlang, bitte ...«

      Als sie den Aufgang einer schmalen Wendeltreppe erreichten, verstaute Polat ihren Koffer in einem leeren Wandfach. Danach kletterten sie über das Mitteldeck und eine weitere Wendeltreppe in die kuppelförmige Zentrale der Space-Disk hinauf. Dort stellte ihr der Oberleutnant die Fähnriche Rupuk Khaan und Mia Wagner vor. Khaan war der Pilot, Wagner für die Navigation und Ortung zuständig. Dann wies Polat ihr einen bequemen Sessel zu.

      »Falls Sie Fragen haben, Ma'am«, sagte er und nahm direkt neben ihr Platz, »wenden Sie sich jederzeit an mich.«

      Hannah nickte nur. Fasziniert beobachtete sie die zahllosen Hologramme, die wie Geistererscheinungen über den Kontrollkonsolen schwebten. Polat, Khaan und Wagner griffen immer wieder in den Wust an dreidimensionalen Diagrammen, Auswertungen und Steuerelementen hinein, schoben die Holos hin und her, brachten sie mit knappen Gesten zum Verschwinden und riefen neue Darstellungen auf. Das geschah mit einer Geschwindigkeit, der die Historikerin kaum zu folgen vermochte.

      Selbstverständlich hatte auch Hannah schon mit haptischen Holoschnittstellen gearbeitet, allerdings nicht in einem solchen Ausmaß und in dieser Perfektion. Es wirkte beinahe, als würden die Frau und die beiden Männer ein unsichtbares Orchester dirigieren.

      Als die Zentrale scheinbar von einem Moment auf den anderen verschwand, zuckte Hannah zusammen. Es war, als hätte sich die obere Hälfte des Kuppelraums in Luft aufgelöst und so den Blick auf den nächtlichen Raumhafen freigegeben. Sie sah die beiden anderen Space-Disks sowie die blinkenden Lichter der Landefelder und Verwaltungsgebäude, als säße sie auf einer Aussichtsplattform. Der Gleiter, mit dem sie gekommen war, war bereits verschwunden.

      Reiß dich zusammen!, ermahnte sie sich. Das Zeitalter der Bullaugen und Bildschirme ist nun mal Geschichte. Ohne Holos geht heute nichts mehr. Nur weil du technisch im Mittelalter lebst, gilt das nicht automatisch für die ganze Welt.

      Kaum zehn Sekunden später erhielt die Space-Disk die Startfreigabe. Sie hob ab und strebte – erst langsam, dann immer schneller werdend – senkrecht Richtung Himmel. Zu spüren war fast nichts. Hannah hatte einmal gelesen, dass es längst problemlos möglich war, die Beschleunigungskräfte, die bei einem Raum- oder Atmosphärenflug auftraten, mittels Andruckabsorbern und gerichteten Schwerkraftfeldern vollständig auszugleichen. Man verzichtete allerdings teilweise darauf, um Besatzung und Passagieren das Gefühl des Fliegens zu erhalten. Vor allem Piloten brauchten die unmittelbare Rückmeldung ihres Fluggeräts, um auf eventuelle Probleme adäquat reagieren zu können.

      Dennoch krampften sich Hannahs Finger in die Polster ihres Sessels, als das Raumfahrzeug während des rasanten Aufstiegs sanft vibrierte. Aus dem Bauch des Diskusboots drang ein kaum hörbares Brummen an ihre Ohren. Hin und wieder gaben die Holokontrollen ein Piepsen, Klicken oder Zirpen von sich. Wenig später durchstießen sie die Wolkendecke.

      Oberleutnant Polat wandte den Kopf und lächelte beruhigend wie ein erfahrener Flugkapitän, der genau wusste, wie verunsichert sein Passagier war. »Wir fliegen über Polen, die Ukraine, Russland, Kasachstan und China der Sonne entgegen, Ma'am. In Terrania ist es gerade 8.21 Uhr morgens. In vierzig Minuten erreichen wir den mongolischen Luftraum. Zehn Minuten später können Sie einen einmaligen Blick auf Terrania genießen. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«

      »Nein, danke.« Hannah schüttelte den Kopf. »Das ist ... Das ist alles ziemlich aufregend für mich, wissen Sie. Ich bin noch nie in einem ... Raumschiff geflogen.«

      »Was Sie nicht sagen, Ma'am.« Polats Lächeln wurde eine Spur breiter. »Dann genießen Sie es. Ich bin seit fünfzehn Jahren bei der Flotte und tue es immer noch. Jedes Mal.«

      Tatsächlich entspannte sich Hannah mit jeder weiteren Minute ein bisschen mehr. Dazu trug sicher auch der Umstand bei, dass ihre Begleiter bei allem, was sie taten, vollkommen ruhig und professionell wirkten. Vor allem aber nahm sie das überwältigende Geschehen gefangen, das sich vor ihren Augen abspielte.

      Aus zweihundert Kilometern Höhe war die Krümmung des Horizonts deutlich auszumachen. Unter ihr lag Europa und war dank der von der Bordpositronik unterstützten optischen Darstellung in allen Details zu erkennen: ein Teppich aus glitzernden Lichtern und farbigen Tupfern. Es schien auf dem Kontinent keine Stelle mehr zu geben, an der sich der Mensch nicht ausgebreitet hatte.

      Vor ihr lag eine Wand aus grauer Watte, durch die hin und wieder eine Spur von Orange schimmerte. Irgendwo dort unternahm die aufgehende Sonne ihre ersten Versuche, die Dunkelheit zu vertreiben und dem neuen Tag zum Sieg zu verhelfen.

      Und über ihr – die Sterne! Vermutlich half auch da die Technik nach; trotzdem schnürte ihr der Anblick die Kehle zusammen. Ein Tuch aus schwarzem Samt, auf dem Tausende winziger Diamanten um die Wette funkelten. Die Lichter unter ihr hatten Menschen gemacht, doch die Lichter dort draußen, deren Signale ihre Reise zur Erde meist angetreten hatten, als dort an intelligentes Leben noch gar nicht zu denken gewesen war, existierten seit Millionen oder sogar seit Milliarden von Jahren. Sie waren die stummen Zeugen eines Universums, das der Mensch noch nicht einmal begonnen hatte zu erforschen, geschweige denn zu begreifen.

      Verstohlen wischte sich Hannah eine Träne weg, die sich aus ihrem Augenwinkel gelöst hatte und die Wange hinunterlief. Als sie eine leichte Berührung an der Schulter spürte, wandte sie den Kopf und sah in die ernsten Züge von Oberleutnant Ayaz Polat.

      »Ich wünschte, dass jeder einmal hier oben sein könnte«, sagte er leise. »Ich glaube, dann wären wir da unten schon ein gutes Stück weiter, meinen Sie nicht, Ma'am?«

      »Ja«, gab Hannah Stein tonlos zurück. »Ja, das glaube ich

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