Scherbentanz. Paul Fenzl

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Scherbentanz - Paul Fenzl

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      Kapitel 8

      Weder in der Einfahrt noch im Eingangsbereich des Hauses von Frau Astrid Söll in der Mathildenstraße war auch nur der kleinste Hinweis auf den dort stattgefundenen Brandanschlag zu sehen. Die Malerfirma, die nach dem Einsatz einer Reinigungsfirma alle Spuren übertüncht hatte, war gerade im Begriff, nach getaner Arbeit das Feld zu räumen. Ein Ort, an dem Haute Couture kreiert wird, muss alle Sinne positiv ansprechen. Selbst wenn künstlerische Kreativität nicht nur im Schönen fruchtbaren Nährboden findet, die Ergebnisse, zumal wenn es sich um Bekleidung handelt, lassen sich in entsprechend edler Umgebung besser präsentieren. Rußgeschwärzte Räume passen zumindest zu Dirndln der Extraklasse, die außer zu Trachtenevents auch ebenso gut in die Oper getragen werden können, absolut nicht.

      Der Köstlbacher hat zwar eine Lederhose zu Hause und seine Anna zwei oder drei Dirndl, aber alles im normalen Bereich. Quasi Stangenproduktionen. Reicht für einen Besuch im Biergarten, die Dult, das Gäubodenund Oktoberfest und was sonst im Laufe eines Jahres so an bodenständigen Festivitäten anfällt, bei denen Tracht angesagt ist.

      Nachdem der Köstlbacher allerdings das Haus der Söll wieder verlassen hat, war er sich nicht mehr so sicher, ob seine Trachtenmoden zu Hause nicht doch etwas zu mickrig wären. Wenn er der Anna von den Söll Moden berichten würde, wüsste er schon jetzt, was sie als Nächstes haben will. – Aber da bin ich jetzt etwas voraus! Zunächst einmal befanden sich der Köstlbacher und der Liebknecht erst im Hof des Hauses in der Mathildenstraße und machten dem Kleintransporter der Malerfirma Platz, der das Anwesen gerade verließ.

      Frau Söll, die mit ihrer Unterschrift die erledigte Arbeit soeben bestätigt hatte, wollte sich gerade wieder ins Haus begeben, als sie auf den Köstl­bacher und den Liebknecht aufmerksam wurde.

      »Sie wünschen?«, fragte sie. Der Anblick der beiden Kriminaler erinnerte sie an Zeugen Jehovas, für die sie jetzt am allerwenigsten ein Ohr hatte.

      Schuld war dem Köstlbacher sein schwarzes Outfit. Seine Anna hatte gemeint, bevor ihm dieser Anzug auch noch zu eng würde, sollte er ihn wenigstens im Dienst auftragen. Ohne Krawatte, versteht sich.

      Der Liebknecht war zwar erheblich salopper gekleidet, aber insgesamt auch farblich eher seinem Chef angeglichen. Da brauchst du dich nicht wundern, wenn bei der Astrid Söll der Gedanke an Zeugen Jehovas aufkam.

      Weil man einem Kriminaler seinen Beruf ebenso wenig anmerkt wie dem Mörder seine Verbrechen, fand der Köstlbacher den etwas unfreundlichen Ton in Frau Sölls Stimme auch nicht überraschend oder gar störend. Wer hat es schon gern, wenn unangemeldet zwei fremde Männer auftauchen und frech die Gelegenheit nutzen, durch das geöffnete Einfahrtstor unaufgefordert hereinzuspazieren?

      »Kriminalpolizei! Hauptkommissar Köstlbacher!« Und mit einer Handbewegung zu seiner Begleitung hin fügte er noch hinzu: »Mein Kollege, Kommissar Liebknecht!«

      Um der Frage nach einer Legitimation zuvorzukommen, die an dieser ­Stelle in 90 von 100 Fällen kommt, hielten beide Frau Söll ihren Ausweis hin.

      »Aha!«, kommentierte Frau Söll das Auftreten der Polizisten. »Ihre Kollegin Koch hatte mir schon angedeutet, dass ich mich auf einen weiteren Besuch der Kripo einstellen muss. Wollen Sie hereinkommen?«

      So wenig wie den Köstlbacher die anfängliche Skepsis der Frau verwundert hatte, so erstaunt war er nun trotzdem, so freundlich ins Haus gebeten zu werden. Ein Kriminaler ist zwar keiner vom Finanzamt oder gar ein Gerichtsvollzieher, aber was die Herzlichkeit betrifft, die diesem Personenkreis entgegengebracht wird, da bestehen durchaus Ähnlichkeiten.

      »Gerne!«, antwortete der Köstlbacher nur und folgte Frau Söll über ein paar Stufen im Eingangsbereich ins Innere des Hauses.

      Der Liebknecht brachte wieder einmal nichts heraus, wie immer, wenn er es mit einer attraktiven Frau zu tun bekam. Aber da erzähle ich dir ja nichts Neues!

      Nachdem Frau Söll die beiden Beamten gebeten hatte, Platz zu nehmen, und ihren erwachsenen Sohn Quirin aufgefordert hatte, für die Herren Kaffee zu machen, meinte sie: »Danke für Ihren Besuch! Frau Würtz, meine Sekretärin, hat mich vor einer Stunde daran erinnert, dass ich Sie unbedingt anrufen muss. Aber dann kam mir der Maler dazwischen, zwei Kundinnen und etliche Anrufe. Tut mir leid, ich hab’s einfach vergessen«, sagte Frau Söll.

      »Uns anrufen?«, fragte der Köstlbacher erstaunt.

      »Ihre Kommissarin Koch hatte mich gebeten, sofort bei ihr anzurufen, falls uns hier noch etwas auffallen würde, was im Zusammenhang mit dem Brand von Bedeutung sein könnte«, antwortete Frau Söll.

      »Aha! Ja, ja! Und? Was ist Ihnen aufgefallen?«, fragte der Köstlbacher.

      »Mir eigentlich nichts! Aber meine Sekretärin behauptet felsenfest, den Arbeits-PC in ihrem Büro dort um die Ecke am Abend vor dem Brand ordnungsgemäß heruntergefahren zu haben.«

      »Sie wollen mir doch noch mehr sagen, oder?«, fragte der Köstlbacher.

      »Besser, Sie fragen Frau Würtz gleich selber!«, antwortete Frau Söll und rief nach ihrer Sekretärin. »Frau Würtz versucht nämlich gerade über den ›Verlauf‹ herauszubekommen, ob irgendwer an ihrem PC war seit gestern. Ich kann ihr da wenig helfen, da nur sie selbst wissen kann, was sie gestern zuletzt gemacht hat und was nicht.«

      Da die Tür zu ihrem Büro offen gestanden hatte, erschien Frau Würtz auch schon Sekunden später. Frau Söll stellte die beiden Kriminaler vor und meinte:

      »Magst du gleich selbst mit den beiden Herren reden?«

      So wie es aussah, war man hier äußerst taff und wusste sich zu helfen. Die beiden Kriminaler waren jedenfalls gespannt, was sie zu hören bekommen würden.

      »Ich bin mir sicher, am Abend vor dem Brandanschlag alle Programme beendet und meinen PC heruntergefahren zu haben. Aber weil jeder Mensch auch mal einen Fehler macht, haben wir uns zuletzt dann alle doch gedacht, ich sehe Gespenster und alles war ein reiner Zufall. Heute – wir haben noch zusammen eine Tasse Kaffee getrunken, bevor ich mit der Arbeit angefangen habe – da beredeten wir das mit dem nicht heruntergefahrenen PC noch einmal. Und da kam der Quirin auf die Idee, ich sollte mir von dem Tag vor dem Brand noch einmal den ›Verlauf‹ ansehen. Wenn da in dem Zeitraum, wo ich selber mit Sicherheit nicht dran gewesen sein kann, etwas angezeigt wird, dann wäre das der Beweis dafür, dass ich mich nicht getäuscht habe.«

      »Ausgefuchst!«, entfuhr es da dem Liebknecht. »Der Quirin, meine ich!« Das fügte er hinzu, weil ihn die beiden Frauen so spontan auf seine Bemerkung hin anschauten.

      Dabei sahen ihn die beiden nicht an, weil er ›Ausgefuchst!‹ gesagt hatte. Vielmehr überraschte es sie, dass er überhaupt seinen Mund aufbrachte.

      »Jetzt machen Sie mich aber neugierig«, sagte der Köstlbacher. »Was zeigte der ›Verlauf‹ an?«

      »Genau gesagt, geht es um den ›Verlauf‹ und die Anzeige ›zuletzt verwendete Dokumente‹. Ich habe am Tag des Brandes bis Mittag am PC gearbeitet, hatte anschließend einen Termin im Finanzamt. Frau Söll war noch auf Geschäftsreise, wenngleich schon auf dem Weg nach Regensburg. Das Haus stand leer, bis ich gegen 16.00 Uhr zurückkam. Da brannte und rauchte es. Ich wagte mich nicht ins Haus und rief sofort die Feuerwehr. – Soweit habe ich Frau Kommissarin Koch das auch schon erzählt«, begann die Sekretärin Sandra Würtz.

      »Hm!«, brummte der Köstlbacher. »So steht es auch in ihrem Bericht!«

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