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du echt?” Seine Stimme war heiser, ausgetrocknet. “Oder ist das ein Traum?”

      Ich legte meinen Rucksack ab, zog eine Trinkflasche heraus, nahm den Deckel ab und reichte sie ihm. “Ich bin echt. Trink.”

      Er nahm die Flasche und schluckte begierig das Wasser runter. Wie lange war er in dieser Höhle? Hatte er tagelang nichts gegessen, nichts getrunken? Er trank und ich blickte mich um. Er war in einer einsamen Höhle zurückgelassen worden, der Raum bot vier oder fünf Männern nebeneinander Platz. Ich konnte mich mühelos im Eingang aufrichten und selbst mit ausgestreckten Armen würde ich nicht die Decke berühren. Dreck und tote Blätter bedeckten den kalten Steinboden wie ein verrottender Teppich. Wir waren etwa vier Meter vom Eingang entfernt und die dicken Steinmauern dämpften das Tageslicht. In der Ferne konnte ich leise Wasser tropfen hören. Die Ketten, die ihn festhielten, waren groß und schwer, aber auch angerostet und mit einer Patina des Alters bedeckt. Die Metallringe und Bolzen an den Wänden waren vor langer Zeit dort angebracht worden, als ob Gage nicht der Erste war, der hierher verschleppt worden war. Um gefoltert und schließlich dem Tode überlassen zu werden.

      Ein Käfig mitten im Nirgendwo? Aus welchem Grund? “Was für ein Monster unterhält einen Ort wie diesen?” fragte ich laut.

      “Mein Urgroßvater,” war seine Antwort und ich blickte zurück zu ihm. Er lächelte, allerdings ohne jede Freude. “Das ist meine Höhle, Dani. Wie ironisch, nicht?”

      “Nein.” Ich schnappte mir die entsorgte Jacke und wickelte sie ihm um die Füße. “Definitiv nicht. Wir müssen dich hier rausholen.”

      Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. “Ich muss dich noch einmal fragen, was machst du hier?”

      Ich runzelte die Stirn. “Dich retten.”

      Er schüttelte langsam den Kopf. “Das hättest du nicht tun sollen. Es ist zu riskant.”

      “Du warst am Verrecken.”

      Er blickte mir in die Augen. Die Ader an seiner Schläfe pochte. “Ich weiß.”

      “Dann—”

      Er hob die Hand, aber sie fiel in seinen Schoß zurück, als ob ihm die Kraft fehlte. Ich langte in meinen Rucksack und fand unter den Militärrationen vom Prüfstein eine Art Proteinriegel. Ich reichte ihm den Riegel. “Iss langsam.”

      Er brach ein Stück ab, steckte es in den Mund und kaute langsam. Ich beobachtete die einfache Handlung, das Spiel seines Kehlkopfs, als er schluckte. Dann ergriff ich seine freie Hand und drehte sie nach oben.

      Da war sie.

      Die Markierung.

      Zum ersten Mal legte ich meine Handfläche in seine. Markierung an Markierung.

      Das alles-verschlingende Brennen in meinem Körper ließ mich nach Luft schnappen. Hitze und Verlangen flackerten in mir auf, aber jetzt war nicht der passende Zeitpunkt. Aber ich fühlte mich auch ganz. Als ob ein Teil von mir gefehlt hatte … für immer. Keine Ahnung, wie ich bis jetzt durchs Leben gekommen war. Vielleicht war mir einfach nicht bewusst gewesen, dass ein Teil von mir fehlte.

      Aber jetzt … jetzt gab es kein Zurück mehr. Gage gehörte mir und selbst wenn er mich bis zur Erschöpfung anschreien würde, ich würde nicht mehr lockerlassen.

      “Irgendjemand möchte mich umbringen.” Er schob sich ein weiteres Stück des Riegels in den Mund und kaute. “Ich werde nicht zulassen, dass sie dir ebenfalls nachstellen.”

      “Ich komme gut alleine klar. Und was dich umbringen betrifft? Soweit wird es nicht kommen.”

      Er rührte sein Handgelenk und die Kette rasselte laut. “Wie du siehst, werde ich nirgendwo hingehen. Ich habe tagelang nach einem Ausweg gesucht.”

      Wieder durchstöberte ich meinen Rucksack. “Im Prüfstein habe ich ein paar Sachen gefunden, die sich als nützlich erweisen könnten. Ein Kommunikationsgerät.” Ich legte das kleine Gerät auf den Boden und er hob es sofort hoch.

      “Gefunden?”

      Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und machte mich wieder an die Arbeit. Ich würde ihm nicht erklären, dass ich das Ding geklaut hatte. Ich hatte beabsichtigt, die Sachen nur auszuleihen und sie wieder zurückzugeben, sobald Gage und ich zusammen zurückgekehrt waren. Besser hinterher um Verzeihung beten als nach Erlaubnis fragen, besonders da ich wusste, dass diese Höhlenmänner mich niemals mitgenommen hätten. Und ohne mich hätten sie ihn niemals finden können. Nicht ohne die Markierung, die mich wie ein Peilsender zu ihm geführt hatte.

      “Ein Kommunikationsgerät? Wie kommt es, dass sie dich nicht binnen einer Meile vom Prüfstein aufgespürt haben?” fragte er.

      “Es ist nicht eingeschaltet. Ich habe die Batterie rausgenommen. Ich wollte verhindern, dass irgendjemand mir folgt. Meine Freundinnen haben ihre Männer in die Sache mit reingezogen und die hätten mich gesucht. Mich aufgehalten.”

      “Wer sind diese Männer?”

      “Jäger im Prüfstein.”

      “Sie hätten dich stoppen sollen. Für dieses Versagen werde ich sie zur Rechenschaft ziehen.”

      Ich runzelte die Stirn und schürzte die Lippen. Eigentlich hätte er mir danken sollen, anstatt mir ans Bein zu pissen, aber ich würde es ihm nachsehen; für den Moment. Wahrscheinlich redete er im Delirium. Und da wir in einer Höhle waren … war es wohl nicht allzu abwegig, dass er sich wie ein Höhlenmann aufführte. “Nun, da bin ich. Mit einem Kommunikationsgerät. Und dem hier.”

      “Scheiße! Eine Ionenpistole?” rief er und entriss sie mir sogleich, um die Sicherung an der Seite zu prüfen. “Du hättest dich selbst erschießen können.”

      Ich schnaubte. “Deine Partnerin ist keine Vollidiotin. Ich weiß, wie man mit einer Waffe umgeht. Wie man schießt. Wie man sie trägt, ohne sich dabei zu erschießen. Falls du es noch nicht mitbekommen hast, ich habe dich aufgespürt. Ich bin kein Mädel aus der Stadt, Gage.” Er kniff die Augen zusammen, entgegnete aber nichts darauf. “Niemand sonst hat dich gefunden, oder?”

      Er atmete aus, warf mir einen fast schon vorwurfsvollen Blick zu und erkannte schließlich, dass ich recht hatte. Ich war hier um seinen Arsch zu retten. Er nahm die Pistole und richtete sich langsam auf, dann zielte er auf die Deckenplatte über unseren Köpfen, an der die Kette direkt außerhalb der Gitterstäbe befestigt war.

      “Geh hinter mich.”

      Ich tat, wie er wollte, er aber streckte nur den Arm aus und schob mich noch weiter nach hinten.

      Der Schuss hallte von den Höhlenwänden wider, gefolgt vom lauten Klirren, als die schwere Kette zu Boden fiel. Ich lugte um ihn herum und sah, dass sie nicht länger an die Höhlenwand gekettet war. “Noch einen.” Er zielte auf sein Handgelenk, etwa drei Kettenglieder von der Handschelle entfernt. “Ich wollte sie erstmal testen. Ich möchte mir nicht die Hand weg ballern.”

      Er feuerte erneut und eine Kette fiel zu Boden wie eine tote Schlange. Die andere Kette hing weiter von seinem anderen Handgelenk und ich erkannte, dass er mit einer Art Seilzug angekettet worden war. Er nahm die Ionenpistole in seine andere Hand und feuerte ein drittes Mal. Ich seufzte erleichtert, als die Kette leblos gegen die Höhlenwand schlug. Zumindest stellte ich es mir

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