Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 10 – Familienroman - Lisa Simon Mami Staffel

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      »Mensch, Marion, was ist denn bloß passiert? Du siehst ja schlimm aus…«

      »Es ist auch schlimm. Komm herein. Ich muß Johannes nur noch ins Bett legen.«

      Als spürte der Kleine, daß etwas Ungewöhnliches mit seiner Mutter geschehen war, ließ er sich ohne Theater ins Bett stecken. Kristin gab ihm auch noch einen Gute-Nacht-Kuß, dann setzten sich die beiden in die gemütliche Küche ihrer Freundin, wie immer, wenn es Probleme zu besprechen gab.

      »Soll ich uns einen Tee kochen?« bot Kristin an.

      »Wie du willst. Ich mag nicht.«

      Schlechtes Zeichen, ganz schlechtes Zeichen. Sonst besprachen sie Katastrophen immer bei einem Becher starken süßen Tees. Kristin kochte sich aber trotzdem einen. Sie fühlte sich ein bißchen hilflos und konnte sich so wenigstens am Becher festhalten.

      »Also, nun erzähl mal. Hat Frederik Streß gemacht? Er war kurz im Laden mit Johannes, weil er dich gesucht hat.«

      »Mit Ferderik ist es aus.«

      »Aber warum denn das? Ich meine, ein Streit wäre wohl normal gewesen, das kann ich schon verstehen, aber auf mich wirkte er eher besorgt als wütend.«

      »Ich habe ihn weggeschickt. Es ist aus. Darüber brauchen wir nicht zu sprechen.«

      Das klang so entschieden und so untypisch für Marion, daß es Kristin die Sprache verschlug. Ungläubig schaute sie ihre Freundin an, der noch immer Tränen über die Wangen rollten und von ihrer Kinnspitze auf den Tisch fielen. Marion nahm nicht einmal eines der Papiertaschentücher zu Hilfe, die hier überall griffbereit herumlagen, weil Johannes ein Meister im Schmieren war.

      »Was heißt, darüber brauchen wir nicht zu sprechen? Ich dachte, deshalb bist du in diesem Zustand.«

      »Nein, es ist viel ernster, Kristin. Ich brauche jemanden, der sich für vierzehn Tage um Johannes kümmert. Und ihn vielleicht später ganz zu sich nimmt. Und mir fällt niemand ein außer dir.«

      Sie wollte ihr Kind weggeben? Das wurde ja immer bunter! Kristin starrte Marion noch immer sprachlos an.

      »Kristin, ich frage dich nicht ohne Grund. Ich habe… vermutlich Brustkrebs.«

      Hätte sie eine Bombe geworfen, könnte die Wirkung nicht verheerender sein. Kristin schnappte nach Luft und stieß einen leisen Schrei aus. So etwas passierte niemandem, den sie kannte. So etwas las man, aber es ging nicht an, daß die Freundin hier vor einem saß und den Alptraum in das eigene Leben schleuderte.

      Brustkrebs. Einfach so.

      »Ich weiß, es ist ein Schock. Tut mir leid. Ich habe es selbst noch nicht begriffen. Es ist nur so, daß ich sofort in die Klinik muß. Der Knoten soll entfernt und untersucht werden. Eventuell müssen sie gleich die Brust entfernen. Keine Ahnung.«

      »Aber Marion… seit wann… ich meine, wieso bist du so sicher? Du warst doch erst heute morgen beim Arzt…«

      Es darf gar nicht wahr sein. Man mußte es von sich wegschieben, vielleicht war alles nur ein Irrtum. Ärzte konnten sich irren, das passierte oft genug.

      »Es sieht nicht gut aus. Ich habe das schon an der Reaktion von Dr. Huber gemerkt, und der Röntgenarzt sagte mir ganz klar, daß ich mich darauf einrichten müsse, daß es nicht gutartig sei. Ich weiß nicht genau, woran er das erkannt hat. Sie haben da wohl ihre Merkmale. Er hat mir auch alles mögliche erklärt, aber ich war so durcheinander…«

      »O Gott, das tut mir so leid…«

      Kristin konnte die Tränen auch nicht zurückhalten. Sie stand auf und umarmte Marion. Vergessen war alles, was sie hätte trennen können, auch Frederik spielte keine Rolle mehr. Aber Moment… Frederik…

      »Sag mal, hat er vielleicht bescheuert reagiert? Frederik, meine ich?«

      Marion schüttelte den Kopf und preßte die Lippen aufeinander.

      »Was ist? Nun sag schon.«

      »Er weiß es nicht. Ich will nicht, daß er es weiß und glaubt, aus Mitleid bei mir bleiben zu müssen. Wir haben uns gerade erst kennengelernt, wie du weißt. Nein, das ist vorbei.«

      »Aber vielleicht würde er dir gern helfen? Ich dachte, ihr liebt euch…«

      »Ich kann jetzt nur an Johannes denken. Frederik ist zwar lieb zu ihm, aber er hat keine Ahnung von kleinen Kindern. Und er kann nicht gezwungen sein, sich um Johannes zu kümmern.«

      »Ich soll ihn nehmen, während du im Krankenhaus bist?«

      »Ginge das? Ich meine, ich kann dir Geld für einen Babysitter geben und alles andere, aber ich will doch nicht, daß er ins Heim muß…«

      Sie schlug die Hände vor das Gesicht.

      Die Vorstellung war auch wirklich zu schrecklich. Johannes war ein kleines Monster und trampelte manchmal ganz schön auf den Nerven herum, wenn er seinen Willen durchsetzen wollte, aber er war dann auch wieder so lieb wie ein kleiner Engel und sein Lächeln warf einen sowieso um.

      »Natürlich nehme ich ihn.«

      »Wirklich? Geht das in Ordnung?«

      »Na klar geht das.«

      Sie würde Frau Schneider einfach zur Kinderpflegerin umfunktionieren. Wenn sie hinten im Büro eine Spielecke einrichtete und das Reisebett aufstellte, könnte sie sich um die Kunden kümmern, während Frau Schneider sich mit Johannes beschäftigte. In der Nähe der Buchhandlung gab es einen kleinen Park, so daß er auch genügend an die frische Luft käme. Frau Schneider würde diese Aufgabe mit Feuereifer erfüllen, da war Kristin sicher. Auch Johannes mochte sie, so daß es von daher auch keine Probleme geben dürfte.

      »Ich werde noch ein Schriftstück aufsetzen, daß Johannes bei dir bleiben soll, ich meine, daß du seine Betreuerin sein sollst, falls mir etwas passiert. Ich habe mich schon erkundigt, wie man das macht.«

      »Daran solltest du aber gar nicht denken, Marion. Ich bin sicher, daß alles gut werden wird. Ich meine, der Knoten kann doch erst ganz klein sein.«

      »Es gibt verschiedene Formen von Krebs. Manche sind besonders bösartig, andere wachsen langsam, können aber längst Metastasen gebildet haben. Ich kann von gar nichts ausgehen. Aber es wäre mir eine große Beruhigung, wenn ich wüßte, daß du dich um Johannes kümmerst.«

      »Ich verspreche es dir.«

      Kristin wußte, was sie da sagte. Aber es konnte nur diese eine Antwort geben. Alles andere wäre undenkbar für sie.

      Sie sprachen noch die halbe Nacht weiter, beleuchteten alles von dieser und jener Seite, stellten Pläne auf, und verwarfen sie wieder bis Kristin schließlich fast die Augen zufielen.

      »Wir sollten jetzt schlafen gehen. Ich komme morgen früh rüber, hole dich und Johannes und bringe dich in die Klinik. Ich brauche für morgen früh eine Tasche mit Kleidung und Windeln, Spielzeug und das Reisebett. Johannes wird mit ins Geschäft genommen, und Frau Schneider kann sich um ihn kümmern. Nachts schlafe ich hier, wenn es dir recht ist, damit er sein vertrautes Zimmer hat.«

      »Du

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