Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 10 – Familienroman - Lisa Simon Mami Staffel

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sie Ihnen? Ich brauche sie beruflich.«

      Jetzt oder nie, Kristin…

      »Darf ich fragen, was Sie machen?«

      »Ich bin Dozent an der Universität. Kunstgeschichte.«

      »Oh, das ist sicher eine wunderbare Arbeit.«

      Kristin, du redest Schwachsinn. Natürlich ist es wunderbar, fällt dir nichts Gescheiteres ein?

      »Ja, es macht Spaß. Und darüber hinaus schenkt es mir genügend Zeit für andere Dinge.«

      Kristin lächelte unermüdlich, obwohl sie eigentlich tausend Fragen stellen wollte, damit er noch bliebe.

      »Können Sie mir eine Rechnung schreiben?«

      Offenbar fiel ihm auf, daß sie nichts zu sagen wußte. Sicher dachte er, sie wollte ihn jetzt wieder los werden. Warum erzählte sie nicht irgend etwas… Kristin hatte das Gefühl, daß der Platz, wo vorher ihr Gehirn gesessen hatte, gähnend leer war. Sie wußte nicht einmal, wo sie den Quittungsblock hingelegt hatte. Hektisch begann sie zu suchen.

      »Suchen Sie den?«

      Er deutete auf den Block, der direkt vor ihr lag. Kristin wurde blutrot und rettete sich in ein albernes Lachen.

      »Entschuldigen Sie, ich bin heute ein bißchen durcheinander. Im Moment geht alles drunter und drüber…«

      »Ich kann mir vorstellen, daß es nicht leicht ist, wenn man ein kleines Kind zu versorgen hat…«

      »Nein, überhaupt nicht.«

      Zu spät ging ihr auf, daß er wieder glauben mußte, Johannes sei ihr Sohn. Aber nun hatte er sich schon abgewandt, um noch ein paar Bücher anzuschauen, während sie seine Quittung ausfüllte. Sie konnte doch jetzt nicht seinem Rücken erklären, daß Johannes der Sohn ihrer Freundin war…

      Als reiche es noch nicht, öffnete sich die Tür und Frederik erschien. Und er kam auch gleich um den Thresen herum, um sie mit einem Kuß auf die Wange zu begrüßen. Kristin fühlte sich total überfordert. Sie mußte jetzt etwas klarstellen, vielleicht war es die letzte Gelegenheit… Immerhin stand Dr. Bachner noch so nah, daß er hören konnte, was sie sagte.

      »Oh, Frederik, was willst du denn hier?«

      Nicht sehr geschickt. Das könnte auch nach einem vorangegangenen Ehestreit klingen… Kristin wurde der Hals eng. Das konnte nicht nur Verliebtheit sein, diese Angst, Dr. Bachner aus den Augen zu verlieren… Aber es war doch absolut idiotisch! Mit keinem Wort und keiner Geste hatte er ihr je zu verstehen gegeben, daß er sich für sie persönlich interessierte? Außerdem wartete zu Hause vielleicht die Ehefrau mit vier Kindern?

      »Was ist denn das für eine Begrüßung? Ich wußte nicht, daß ich mich bei dir auch nicht mehr sehen lassen darf.«

      »Ach, entschuldige. Ich bin einfach… ich weiß auch nicht. Natürlich kannst du herkommen.«

      »Wie geht es… Marion?«

      »Sie erholt sich langsam. Warte bitte einen Moment, ja?«

      »Du weißt, daß sie mit mir Schluß gemacht hat, oder? Weißt du auch warum?«

      Kristin sah, daß Dr. Bachner ein Stück näher heranrückte.

      Plötzlich schien Frederik zu begreifen, was Kristin gesagt hatte.

      »Moment, was heißt, sie erholt sich langsam?«

      »Sie ist krank, Frederik. Aber ich soll dir das eigentlich gar nicht sagen. Am besten gehst du kurz nach hinten. Johannes ist dort bei Frau Schneider. Ich komme dann.«

      Frederik sah aus, als wolle er sie am liebsten schütteln. Der arme Kerl! Er litt wirklich unter der Trennung. Aber einen Moment würde er sich gedulden müssen. Kristin würde ihm die Wahrheit sagen, denn irgendwie hatte er doch ein Recht darauf. Egal, wie Marion es sah, er sollte seine Entscheidung, ob er zu ihr stehen wollte oder nicht, allein treffen können. Immerhin hatte sie ihn nicht hergebeten, also durfte Marion ihr auch nicht böse sein.

      »Entschuldigen Sie, Herr Dr. Bachner. Ich bin gleich fertig.«

      »Das ist in Ordnung. Ich dachte, es sei Ihr Mann…«

      Ach, wie wunderbar! Kristin hätte ihn am liebsten geküßt vor Freude. Er war doch interessiert, denn sonst hätte er diese Frage wohl kaum gestellt.

      »Ich bin nicht verheiratet. Er ist der Freund meiner Freundin. Die beiden haben im Moment Probleme. Der kleine Junge, den Sie hier gesehen haben, ist ihr Sohn. Der meiner Freundin, meine ich.«

      »Sie haben kein… Kind?«

      »Nein. Und ich bin auch nicht sicher, ob ich mich dafür eigne. Der Kleine ist ziemlich anstrengend.«

      »Das glaube ich. Um so bewundernswürdiger, daß Sie sich so gut um ihn kümmern.«

      Ja, nicht wahr? Bin ich nicht bewundernswürdig? Wie wäre es, wenn du mir das in regelmäßigen Abständen sagst? Kristin fühlte sich fast übermütig vor Freude. Seine Fragen zeigten deutlich, daß ihn ihre Antworten sehr zufriedengestellt hatten. Blieb eigentlich nur noch zu klären, ob er verheiratet war.

      »Vielleicht könnten wir uns einmal zu einem… Kaffee treffen? Ich würde mich gern in Ruhe mit Ihnen unterhalten… Ich meine natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist.«

      »Oh, das ist mir sehr recht. Gern…«

      Sie konnte ihn unmöglich fragen, ob er seine Frau mitzubringen gedacht. Aber wie sollte sie herausfinden, ob es wirklich einen Grund zur Freude gab? Oder ob er nur einfach an ihrer Bekanntschaft interessiert war, weil sie Bücher liebte – genau wie er?

      »Dann vielleicht morgen abend? Oder geht es wegen des Kindes nicht?«

      »O doch, das wird schon zu machen sein.«

      Zur Not würde sie Johannes zu Frederik bringen. Niemand könnte ihr verübeln, wenn sie diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen wollte.

      »Schön. Vielleicht könnten wir auch essen gehen. Sie werden ja hungrig sein, nachdem Sie den ganzen Tag hier im Geschäft gestanden haben.«

      Er sorgte sich um sie… Kristin war hingerissen. Sie sah ihn so glücklich an, daß er schon blind sein mußte, um nicht zu merken, was mit ihr los war.

      Dr. Bachner war nicht blind. Er war glücklich, daß diese Frau, die ihm auf den ersten Blick als etwas Besonderes erschienen war, keinen Ehemann und kein Kind hatte, die eine nähere Bekanntschaft unmöglich machen würden. Zwar gab es einige Frauen, die ihm gern Gesellschaft leisten würden, aber Claudius Bachner war sehr wählerisch. Ihn interessierte ein schönes Gesicht und eine gute Figur weniger als die inneren Werte. Fast war er sich mit dieser Einstellung ein wenig antiquiert vorgekommen im Kreise seiner männlichen Freunde, aber letztendlich wußte er, daß er es richtig sah. Schönheit konnte vergehen, ebenso die tadellose Figur, aber wenn jemand Humor und Herzlichkeit, Geist und Esprit besaß, waren das unvergängliche Werte. Vielleicht lag es auch an seinem Studienfach, daß er dieser Meinung war. Die Werke der großen Künstler waren und blieben unvergänglich, einfach weil sie von ihrem Können und

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