Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mami Staffel 10 – Familienroman - Lisa Simon страница 24
»Die nehmen wir«, riefen die beiden aus einem Munde.
Kathrin hielt die beiden Jungs an den Schultern zurück. Dann legte sie den Zeigefinger auf die Lippen. »Ich denke, das sollte unser Geheimnis bleiben. Eurem Vater braucht ihr es ja nicht unbedingt zu verraten. Vielleicht entdeckt er das Geheimnis von allein?«
Verschwörerisch nickten die Jungs. Dann stürmten sie durch den Verkaufsraum hinüber zum Wartebereich. Jubelnd hielten sie die blauen Schuhe hoch. Erstaunt erhob sich der Mann und betrachtete die Schuhe. »Ja, aber, das sind doch ganz normale… ich dachte…« Irritiert blickte er erst auf seine Kinder, dann zu Kathrin. Die Jungs kicherten, und Martin hielt sich prustend die Hand vor den Mund.
Kathrin lächelte und hob ein wenig die Augenbrauen. Gut sah er aus, dieser Mann in seiner Hilflosigkeit. Er hatte wunderschöne blaue Augen, die jetzt geradewegs in Kathrins Augen blickten. »Wie haben Sie denn das bloß gemacht?« wollte er wissen.
»Berufsgeheimnis«, lachte sie. »Sind Sie einverstanden mit diesen Schuhen?«
»Ja, ja, natürlich.« Ihm war die Erleichterung anzusehen und sein Gesicht entspannte sich. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
»Gern geschehen«, erwiderte Kathrin. Insgeheim jedoch hätte sie schon gewußt, wie sich dieser gutaussehende Mann bei ihr bedanken konnte. Mit einem Blick auf die beiden Jungs schüttelte sie jedoch
energisch den Kopf und deutete zur Kasse.
Glücklich verließen Kai und Martin, jeder mit seinem Schuhkarton unter dem Arm, gemeinsam mit ihrem Vater das Geschäft.
»Die Verkäuferin war echt cool, Mann«, sagte Kai zu seinem Vater, als sie auf der Straße standen.
»Kai, wie oft habe ich dir gesagt, du sollst dich bitte anders ausdrücken«, rügte der Vater seinem Ältesten.
»Ist doch wahr, Paps«, verteidigte Martin seinen Bruder. »Eine coole Braut.«
*
Kathrin stöhnte verhalten. Eigentlich war ihr keine Arbeit zuviel, aber seit Marion nicht mehr da war und sie allein die Kinderschuhabteilung betreuen mußte, kam sie kaum noch zum Luftholen. Wieso brauchten Kinder nur so viele Schuhe? Klar, die kleinen Füße wuchsen schnell, und Kinder gehen oft nicht sehr sorgsam mit ihren Schuhen um, aber daß sie so viel zu tun hatte, hätte Kathrin nicht erwartet.
Herr Kremer versprach zwar, ihr eine Hilfskraft zur Seite zu stellen, aber nur zum Einsortieren der Schuhe. Der Verkauf war allein Kathrins Sache.
Zuerst nahm sie keine Notiz von dem kleinen Blondschopf mit dem großen Schulranzen, der etwas verloren zwischen den Regalreihen stand und Kathrin versonnen betrachtete.
»Nun, wo ist denn deine Mutti?« wollte Kathrin wissen, als sie den Kleinen beinahe umgestoßen hätte. Sie blickte in zwei strahlend blaue Augen. Kathrin stutzte. Wo hatte sie schon einmal solche blauen Augen gesehen? Der Kleine schwieg und lächelte sie an. Plötzlich fiel es Kathrin wie Schuppen von den Augen. Dieser gutaussehende Vater mit seinen beiden Buben, die Zauberschuhe!
»Bist du nicht der Martin mit den Zauberschuhen?« fragte Kathrin.
Der Junge nickte und blickte sie weiter unverwandt an. »Was ist denn, sind die Schuhe kaputt?«
Der Kleine schüttelte den Kopf, ohne die Blicke von ihr zu wenden. Kathrin blickte sich suchend um. Sie konnte den Vater des Jungen aber nirgendwo entdecken. »Bist du ganz allein hier?« Der Junge nickte wieder. »Ja, aber was tust du hier?« Wieder strahlte sie der Junge an, als brächte er ihr gerade ein Weihnachtsgeschenk. »Mußt du nicht nach Hause gehen?« bohrte Kathrin etwas beunruhigt weiter. Der Kleine nickte, dann stapfte er schnurstracks zur Tür und verschwand.
Kathrin blickte ihm kopfschüttelnd nach. Das hatte sie nun davon, wenn sie den Kindern solche Märchen auftischte. Sicher wollte der Kleine schauen, ob wieder Zauberschuhe im Regal standen.
Kathrin blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, neue Kundschaft stand im Geschäft. Es wurde Zeit, daß der Chef ihr endlich eine Aushilfe zur Seite stellte.
Kathrin war nicht wenig erstaunt, als sie am nächsten Tag wieder Martins Blondschopf entdeckte. »Ja, Martin, was suchst du denn hier? Brauchst du wieder neue Schuhe?« Martin blickte sie treuherzig an und ergriff ihre Hand. Kathrin erschrak. Irgend etwas war mit dem Jungen nicht in Ordnung. Sie zog ihn in den Wartebereich und hob ihn auf einen der Sessel. »Nun erzähl mir mal, was du auf dem Herzen hast, Martin. Wenn du keine neuen Schuhe haben willst, was möchtest du dann?« Martin blickte sie mit den blauen Augen seines Vaters an, und in Kathrins Magengegend spürte sie einen kleinen verräterischen Stich. Aber der Junge schwieg.
Kathrin deutete auf seinen Schulranzen. »Du mußt doch sicher nach Hause und Schularbeiten machen?«
Martin schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ich groß bin, werde ich Bundeskanzler. Und dann schaffe ich alle Hausaufgaben ab.«
»Da hast du dir ja allerhand vorgenommen. Aber meinst du nicht, daß du bis dahin noch einiges lernen mußt?« Martin zuckte nur mit den Schultern. »Na, zum Beispiel, pünktlich zu sein. Deine Eltern werden auf dich warten. Wenn du nicht gleich von der Schule nach Hause kommst, machen sie sich Sorgen.« Wieder schüttelte Martin nur den Kopf und lächelte Kathrin an. Langsam kam sie sich etwas hilflos vor. Hatten die Zauberschuhe so eine Faszination auf den Jungen ausgeübt, daß es ihn immer wieder in das Schuhgeschäft zog? Oder hatte er gar Ärger in der Schule?
»Sag mal, Martin, haben dich vielleicht die großen Jungs geärgert? Wollen sie dir deine Zauberschuhe wegnehmen?«
»Nein!« Martin verschränkte die Arme über der Brust, blickte sich gelangweilt um und seufzte tief. Kathrin mußte lachen. Zu komisch war diese Geste bei einem sechsjährigen Kind. Dann stand Martin plötzlich auf. »Darf ich wiederkommen?« fragte er.
Kathrin nickte. »Aber nur, wenn du jetzt schnurstracks nach Hause gehst und deine Hausaufgaben machst. Wo ist überhaupt dein Bruder?«
»In der Schule. Er hat länger Unterricht als ich.« Martin zog unter seinem Pullover einen Schlüssel hervor, den er an einer Kordel um den Hals trug.
»Du bist ein Schlüsselkind?« staunte Kathrin. Das fand sie ganz schön leichtsinnig von Martins Eltern. So hatte sie den Vater eigentlich gar nicht eingeschätzt.
Martin zuckte wieder mit den Schultern und seufzte. Dann drehte er sich wortlos um und ging. Kathrin schaute ihm lange nachdenklich hinterher. Die Kinder hatten es heutzutage auch nicht einfach. Wenn die Eltern berufstätig sind, bleiben die Kinder sich selbst überlassen. Mißbilligend schüttelte Kathrin den Kopf.
»Fräulein, bedienen Sie hier…?«
*
Martin besuchte Kathrin fast täglich. Er begnügte sich damit, im Geschäft zu stehen und Kathrin zuzuschauen, wie sie Schuhe verkaufte. Kathrin brachte dem Kleinen einen Becher Limonade, den er ihr dankbar abnahm. »Hast du keinen Hunger?« wollte Kathrin wissen. Martin nickte. Kathrin holte eine ihrer Pausenschnitten aus der Tasche. Fast ehrfürchtig biß Martin hinein.
Ziemlich heftig flog die Ladentür auf, und Martins Vater kam hereingestürmt. Er lief auf Kathrin zu. »Bitte, haben Sie meinen kleinen Jungen…« Im gleichen Augenblick entdeckte er Martin, der genußvoll Kathrins Schnitte kaute. »Da bist du ja! Sag mal, was fällt dir ein, hier herumzubummeln? Du