Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon
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Peter legte der Frau den Arm um die Schultern. »Sie hatte sehr großes Glück, und ich habe getan, was in meiner Macht stand. Denken Sie nicht mehr an das, was geschehen ist. Schauen Sie nach vorn. Bettina braucht Ihre Hilfe, um wieder auf die Beine zu kommen. Weniger körperlich als seelisch. Auch die beste Therapie im Krankenhaus kann den Halt der Familie nicht ersetzen.«
Die Frau nickte tapfer und wischte sich mit dem Taschentuch die Augen. Der Vater stand mit bleichem Gesicht daneben und blickte sorgenvoll auf seine Tochter. Dann lächelte er. »Danke, Doktor. Sie haben auch uns wieder Mut gemacht.«
Peter nickte und wandte sich um. Er beugte sich zu Kathrin.
»Geht es dir gut?« fragte er leise und drückte verstohlen ihre Hand. Um seine Augen lag eine tiefe Müdigkeit, sein Gesicht war fahl. Kathrin gewahrte einige Fältchen um seine Augen, die sie vorher nicht bemerkt hatte. Sie kämpfte gegen das plötzlich aufwallende Gefühl, ihn zu sich heranzuziehen, ihm übers Haar zu streicheln, seine müden Augenlider zu küssen. Im gleichen Moment beherrschte sie sich. Sie waren nicht allein im Zimmer. Aber das Wichtigste war, sie hatte kein Recht mehr, so etwas zu tun. Er gehörte zu einer anderen Frau.
Kathrin schlug die Augen nieder. »Danke«, murmelte sie.
»Ich muß noch einmal in den OP«, sagte er laut und verließ mit einem kurzen Nicken zu Bettinas Eltern das Zimmer. Kathrin starrte auf die weißlackierte Tür, hinter der Peter verschwunden war. Zum Teufel mit dieser Gefühlsduselei. Sie wußte, solange sie Peter sah, würde sie nie von ihm loskommen.
Bettinas Eltern saßen noch immer an ihrem Bett und sprachen beruhigend auf sie ein. Sie hörte Bettinas tapferes Lachen. Der Vater zog einen Teddybären aus einem Beutel und setzte ihn auf den Nachtschrank.
»Damit du wenigstens ein bekanntes Gesicht siehst«, sagte er, und Bettina freute sich.
»Aber ich bin nicht allein. Kathrin ist sehr nett, ich glaube, mir wird nicht langweilig.«
Nach einiger Zeit verabschiedeten sich Bettinas Eltern von ihrer Tochter und auch von Kathrin. »Und vielen Dank, daß Sie unsere Bettina aufmuntern. Sie kann es sicher gebrauchen, der Schock steckt ihr noch in den Knochen. Sie ist wirklich noch einmal davongekommen.« Jetzt beugte sich die Mutter zu Kathrin hinunter und flüsterte: »Zum Glück hat sie Dr. Kilian operiert. Er konnte gerade noch verhindern, daß beide Beine amputiert werden mußten. Für Bettina wäre es eine schreckliche Tragödie geworden. Ihnen auch alles Gute, Kathrin.«
Kathrin quälte sich zu einem Lächeln. Sie hatten ja alle so recht. Peter war wirklich ein wunderbarer Mensch. Und wie gern würde auch Kathrin ihm ihre Zuneigung zeigen. Aber dann sah sie immer wieder diese elegante Frau, und Tränen stiegen in ihre Augen. Warum, Peter? Warum?
»So ein Mist!« hörte sie Bettinas ärgerliche Stimme aus dem Nachbarbett.
Kathrin richtete sich erschrocken auf. »Was ist los, Bettina?«
»Ach, ich bin an das Nachtschränkchen gestoßen und mein Teddy ist heruntergefallen. Ich werde nach der Schwester klingeln.«
»Nein, nein, laß nur, ich hebe ihn auf.«
»Aber du kannst doch noch gar nicht aufstehen«, wunderte sich Bettina.
»Natürlich kann ich das. In drei Tagen bekomme ich meine Gehstützen, und bis dahin bin ich Rennfahrer im Rollstuhl.« Kathrin warf die Bettdecke beiseite und stemmte sich aus dem Bett. Mit einem Schnaufer ließ sie sich in den Rollstuhl plumpsen. »Na bitte, kein Problem für einen sportlichen Menschen wie mich.« Sie lachte. Mit den Händen bewegte sie die Räder des Rollstuhls und manövrierte sich an Bettinas Bett heran. Sie angelte den gestürzten Teddy hinter dem Nachtschrank hervor.
»Vielen Dank, Kathrin! Wenn ich dich nicht hätte!« Ein Lächeln erhellte ihr blasses Gesicht. Kathrin strich ihr übers Haar.
»Ich bin gern für dich da. Es ist schön, für einen anderen Menschen sorgen zu können.«
*
Nach zwei Wochen wurde Kathrin aus dem Krankenhaus entlassen. Ein anderer Arzt als Dr. Kilian stellte die Entlassungspapiere aus. Peter bekam sie nicht zu Gesicht. Er führte wieder eine komplizierte Operation durch. Kathrin war eigentlich froh darüber, dadurch fiel ihr der Abschied leichter. So verabschiedete sie sich nur von Bettina, die es bedauerte, daß Kathrin sie schon verließ. In den letzten Tagen waren sich die beiden nähergekommen. Es hatte Kathrin beglückt, der kleinen Bettina Mut zuzusprechen, wenn sie sich nicht so gut fühlte, und sie zu loben, wenn sie wieder einen kleinen gesundheitlichen Fortschritt gemacht hatte.
Ein Krankenwagen brachte Kathrin nach Hause. Mühsam, auf zwei Krücken gestützt, humpelte sie in ihre kleine Wohnung und ließ sich aufstöhnend aufs Sofa sinken. Der Gips reichte bis zum Oberschenkel, auftreten durfte sie damit noch nicht. Wie sollte sie den Haushalt bewältigen und Einkäufe erledigen? Resigniert preßte sie ihr Gesicht in ein Sofakissen.
Sie mochte etwa zwei Stunden so gelegen haben, als es an ihrer Wohnungstür schellte. Erstaunt erhob sie sich und hinkte zur Tür. Draußen stand Kai!
»Hallo, Kathrin. Ich dachte, du könntest jemanden gebrauchen, der dir ein bißchen hilft. Ich könnte zum Beispiel einkaufen gehen.«
»Das ist sehr nett von dir, Kai. Hat dich dein Vater geschickt?«
»Nein, er weiß es gar nicht. Er hat uns nur erzählt, daß du einen Unfall hattest und heute aus dem Krankenhaus entlassen wirst. Es war ganz allein meine Idee«, fügte er stolz hinzu.
Kathrin lächelte und strich ihm über die weizenblonden Haare. »Ich danke dir, Kai. Ich kann wirklich eine Hilfe gebrauchen. Vor allem benötige ich Lebensmittel, die du einkaufen könntest.«
Sie schrieb einen Zettel mit einer Liste all der Dinge, die sie fürs erste benötigte. Kai ergriff Zettel, Geld und eine große Einkaufstasche und stürmte davon. Nachdenklich blieb Kathrin auf dem Sofa sitzen. Der Junge schien doch noch an ihr zu hängen, obwohl sie sich doch seit längerer Zeit bereits von der Familie zurückgezogen hatte.
Nach einer Stunde kehrte Kai zurück und packte seine Einkäufe auf den Küchentisch, legte den Kassenzettel dazu und rechnete das Wechselgeld auf den Pfennig genau ab.
»Das machst du wirklich toll«, lobte Kathrin. Sie schob ihm zwei Mark als Belohnung zu.
Empört wies Kai das Geld zurück. »Was glaubst du denn, wer bei uns zu Hause die Einkäufe erledigt? Vati kann sich hundertprozentig auf mich verlassen. Das ist
für mich selbstverständlich.« Wieder klang Stolz in seiner Stimme. »Sag mir nur, wo alles hinkommt, ich räume es schon weg.«
Kathrin saß auf dem Küchenstuhl und beobachtete Kai, wie er routiniert die Einkäufe in den Schränken verstaute.
»Okay, wenn du für heute nichts mehr für mich zu tun hast, gehe ich jetzt nach Hause. Morgen bringe ich Martin mit. Der kann gut Staub wischen, und mit dem Staubsauger kennt er sich auch aus. Ich werde Wäsche waschen.«
»Ja, kannst du denn das auch?« fragte Kahtrin erstaunt.
Kai schien schwer beleidigt. »Ich bin fast eine perfekte Hausfrau, hat Vati gesagt.«
»Entschuldige, so habe ich das