Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen страница 3

Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

Скачать книгу

etwas versponnenen Atmosphäre sehr wohl, obwohl das Haus nichts von den Errungenschaften der modernen Technik enthielt. Es gab weder fließendes Wasser noch elektrisches Licht. Nicht einmal einen Herd gab es, sondern nur einen offenen Kamin mit stählernem Dreifuß.

      In dieser Umgebung gelang dem Gelehrten am ehesten die geistige Versenkung in die Geheimnisse der Natur.

      Teddy stürmte durch die Gartenpforte und stutzte. Er stemmte die Vorderpfoten gegen den Steintisch.

      Ohne den Hund zu beachten, ging der Professor gedankenversunken zur Haustür des Schlößchens. Teddy aber lief ihm nach und stieß ihn mit der Nase an. Dann machte er kehrt und blieb erwartungsvoll stehen. Als der alte Mann noch immer nicht begriff, gab der Spitz Laut.

      Jetzt endlich entdeckte der Gelehrte das schlafende Kind.

      »Das ist ja wie im Märchen vom Goldtöchterchen!« murmelte er verblüfft, griff sich in den dünnen weißen Bart. Er hatte keine Ahnung vom Umgang mit Kindern. Sein eigener Sohn war längst erwachsen, und früher hatte er mit dem kleinen Jungen nicht viel anzufangen gewußt. Ihm fiel ein, daß die Mutter das Kind sicher vermissen würde.

      Vorsichtig rüttelte er an der Schulter des schlafenden Mädchens.

      Veronika grunzte nur unwillig.

      Der Professor rüttelte stärker. »He, du!«

      Das Kind schlug für ein paar Sekunden die Augen auf und ein schlaftrunkenes Lächeln huschte über das Gesichtchen.

      »Opa!« sagte es, kuschelte ihren Kopf auf dem Arm zurecht und setzte seinen Schlaf fort.

      »Opa hat sie gesagt! Teddy, hast du das gehört? Opa! Da kann ich doch nicht so roh sein und sie wachrütteln!« Wieder kämmte der alte Gelehrte mit den Fingern ratlos seinen Bart. »Weißt du, Teddy, ich trage sie erst einmal einfach ins Haus. Später werden wir dann zu Frau Eckstein gehen und uns erkundigen, wem das kleine Mädchen gehört. Die Mutter kann es dann bei uns abholen.«

      Teddy kniff das rechte Auge zu.

      »Offenbar bist du auch meiner Meinung. Also dann!« Der Alte stöhnte ein bißchen, als er das schlafende Kind auf die Arme nahm und ins Toppler-Schlößchen trug.

      Leise ächzend stieg er mit seiner leichten Last die enge steile Treppe hinauf. Behutsam ließ er das kleine Mädchen auf den alten Diwan sinken und deckte es sorgfältig mit einer Wolldecke zu.

      Lächelnd blickte er in das gelöste Gesichtchen. Wirr hingen die krausen blonden Locken in die Stirn und ringelten sich über die Wangen.

      »Goldtöchterchen!« murmelte der Gelehrte – dann waren die Gedanken schon wieder bei seinen speziellen Problemen, die ihn Tag und Nacht beschäftigten.

      Er stieg noch eine Treppe höher und ließ sich an dem über und über mit Folianten und Zetteln übersäten Tisch nieder.

      Mechanisch entzündete er eine Kerze. Im Schein des flackernden Lichtes nahmen aufgespießte Insekten und Falter, die in flachen Holzkästen aufbewahrt wurden, gespenstisches Leben an. Gepreßte Blüten und Blätter auf weißen Bögen zeugten von der Sammelleidenschaft des Gelehrten.

      Als er endlich zu Bett ging, weil die Kerze heruntergebrannt war, hatte er die kleine Schläferin, die eine Etage tiefer dem neuen Tag entgegenschlummerte, völlig vergessen.

      *

      Die Sonne stand schon hoch, als Veronika erwachte. Sie rieb sich schlaftrunken die Augen. Als sie die fremde Umgebung wahrnahm, setzte sie sich mit einem Ruck auf. Ihr war ein bißchen unheimlich zumute.

      Rasch schlug sie die Decke zurück und rutschte auf den Fußboden. Zögernd ging sie zur Tür. Sie hatte ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube, Hunger! Darüber vergaß sie ihre Scheu.

      Veronika erinnerte sich, daß sie in einem Garten eingeschlafen war. Das Zimmer, in dem sie jetzt stand, sah merkwürdig aus, beinahe wie in einem Puppenhaus.

      Das kleine Mädchen ging schüchtern zur Tür und rief mit dünner Stimme: »Hallo!«

      Sie überlegte, ob sie höher oder tiefer steigen sollte. Da erschien am oberen Treppenabsatz ein Kopf mit weißem Haar und Bart. Ein Gesicht, wie Veronika es ähnlich in ihrem Märchenbilderbuch gesehen hatte! Und plötzlich erinnerte sie sich dunkel an gestern abend.

      »Opa!« sagte sie, und ein fragender Ton schwang in dem Wort mit.

      »Dich hatte ich ja völlig vergessen, Goldtöchterchen!« Im Gesicht des alten Herrn stand wieder Ratlosigkeit.

      Veronika erlöste ihn, denn sie sagte: »Ich habe solchen Hunger!«

      »Hunger hast du? Das hätte ich mir denken können! Komm rasch zu mir!«

      Veronika beeilte sich, die Treppe hinaufzuklettern. Sie mußte ordentlich die Beinchen recken.

      Als sie das Zimmer betrat, standen bereits ein Becher Milch und ein Teller mit dicken Weißbrotschnitten auf der Tischkante. Der übrige Tisch blieb mit Büchern und Papieren beladen. Veronika folgte der auffordernden Handbewegung und machte sich über das Frühstück her.

      »Schmeckt’s?« fragte der alte Gelehrte zwischendurch.

      »Hm!« machte Veronika mit vollen Backen. Nachdem sie den Teller leergegessen hatte, rutschte sie vom Stuhl und sah sich unschlüssig um.

      »Bist du satt, kleines Mädchen?«

      Veronika nickte.

      »Na, dann lauf mal schnell zu deiner Mutter. Die wird schön schimpfen, vermute ich. Sicher hat sie große Angst um dich ausgestanden.« Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Jetzt erst kam ihm zu Bewußtsein, was er da angerichtet hatte. Die Mutter mußte ja annehmen, das Kind sei buchstäblich vom Erdboden verschluckt worden!

      Veronika ging schweigend zur Tür.

      »Darf ich wiederkommen, Opa?« fragte sie schüchtern.

      Ein Lächeln huschte über das durchgeistigte Gesicht des Gelehrten. »Aber natürlich, Goldtöchterchen! Wenn du Lust hast, darfst du mich zu jeder Zeit besuchen kommen!«

      Da war dem Kind schon leichter ums Herz. Aber wohin jetzt?

      Sie verließ das kleine Haus und blinzelte in die Sonne. Im Moment wußte sie nichts Rechtes mit der sonst so ersehnten Freiheit anzufangen. Aber sie fühlte sich ausgeschlafen und satt – also sehr wohl. Sie trippelte durch den romantischen kleinen Garten und trat auf die Straße. Ob sie wieder in die Stadt gehen sollte? Dort gab es viel zu sehen. Aber dort suchte man sie vielleicht schon – nein, sie hatte vorläufig noch keine Sehnsucht nach dem Kinderheim. Sie hatte überhaupt keine Sehnsucht nach dem Kinderheim. Sie hatte überhaupt keine Sehnsucht danach, wieder von den anderen geknufft zu werden!

      In diesem Moment kam Teddy die Straße entlanggefegt. Freudig begrüßte er das kleine Mädchen wie eine alte Bekannte. Das war willkommene Ablenkung und der richtige Spielgefährte!

      Der Spitz suchte ein Stöckchen und brachte es ihr. Veronika begriff sofort. Sie warf es, so weit sie nur konnte. Teddy stürmte begeistert davon und war im Nu wieder bei ihr. Sie liefen auf eine an der Straße liegende Wiese und fingen an, sich um das Stöckchen zu raufen. Übermütig kugelten

Скачать книгу