Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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ist aber wirklich sehr schön. Hast du extra auf mich gewartet, um ihn mir zu zeigen?«

      »Ich… ich möchte so gern wieder bei dir schlafen!« stotterte Veronika.

      »Ist deine Mutter denn damit einverstanden?« wollte der weltfremde Gelehrte wissen, und Veronikas eifriges Nicken genügte ihm.

      Als das kleine Mädchen noch hinzufügte: »Es gefällt mir so gut bei dir, ich möchte immer bei dir schlafen!« schwanden seine letzten Bedenken wie Schnee in der Märzsonne.

      Ein glückliches Lächeln glitt über sein Gesicht. »Wenn das so ist, Goldtöchterchen, dann komm nur.«

      Sie stiegen die enge steile Treppe hinauf. Veronika fühlte sich unendlich erleichtert. Sie liebte den alten Mann schon deshalb, weil er keine unbequemen Fragen stellte.

      »Dann wollen wir dir aber heute ein richtiges Bett bauen«, murmelte er in seinen weißen Bart. »Irgendwo muß doch noch Bettwäsche sein.« Er zog die Schublade einer kleinen Kommode auf. »Nein, hier nicht. Aber vielleicht hier.« Er öffnete einen altmodischen Schrank. »Ah ja, hier haben wir es.«

      Mit unbeholfenen Bewegungen fing er an, ein Laken auf dem Diwan auszubreiten. Veronika half ihm nach besten Kräften.

      »Sag mal, hat dir deine Mami kein Nachthemd mitgegeben?« fiel es dem zerstreuten Gelehrten plötzlich ein.

      »Brauch’ ich nicht. Es ist ja so warm. Ich kann ja mein Unterhemdchen anbehalten.«

      Als Veronika wenig später auf dem Diwan stand, schlang sie unversehens die Ärmchen um den Hals des alten Mannes und gab ihm einen Kuß auf die bärtige Wange.

      »Nanu!« sagte der alte Gelehrte verdutzt.

      Veronika ließ sich fallen und kuschelte sich wohlig in die Kissen. Sorgfältig breitete der alte Herr die Decke über das Kind. Es dauerte nicht lange, und Veronika war – ihren Teddybären im Arm – sanft entschlummert.

      Eigentlich hatte der Professor noch einen Abendschoppen im »Oberen Felsenkeller« trinken wollen. Aber nun beschloß er, sich den gewohnten Schoppen in seinem Arbeitszimmer selbst zu servieren. Es könnte ja sein, daß das Kind erwachte und sich ängstigte!

      Nachdenklich blickte er auf das schlafende Mädchen hinunter, und eine sonderbare Zärtlichkeit stieg in ihm auf.

      Er schüttelte den Kopf über sich selbst und erklomm die Stiege, die ins Studierzimmer führte.

      Weit öffnete er das kleine Fenster, und die milde Abendluft strömte herein. Das Rauschen der Tauber und ein Froschkonzert erfüllten das stille Tal.

      Bedächtig entkorkte der alte Mann die verstaubte Flasche. Langsam ließ er das hellgelbe Naß ins Glas fließen. Seine Augen schlossen sich, als er den Pokal an die Lippen führte. Herb und erdig war der Wein dieser Landschaft.

      Der Gelehrte stützte den Kopf in die Hand und dachte darüber nach, daß vieles auf dieser Erde seine volle Schönheit erst kurz vor dem Absterben offenbart. Diese Überlegung beschäftigte ihn seit Tagen und nahm ihn mehr und mehr gefangen.

      *

      Als Veronika am nächsten Vormittag im »Oberen Felsenkeller« erschien, begrüßte sie die Wirtin mißbilligend: »Du hast ja immer noch das zerknautschte Kleid an. Sieht der Opa das denn gar nicht? Schmutzig ist es inzwischen!«

      Veronika sah bedrückt an sich herunter und strich mit den Händen verlegen über das Röckchen.

      »Du kannst sicher nichts dafür«, meinte die Wirtin. »Hellblau schmutzt auch sehr, und ein Kind kann sich ja nicht dauernd vorsehen.«

      In Veronikas Augen stand Dankbarkeit. Diesen Ton war sie nicht gewohnt.

      »Ich bin gerade bei der Wäsche«, erklärte die Wirtin. »Am besten, ich wasche dein Kleid gleich mit. In der Sonne trocknet es nachher im Nu.« Sie streifte dem Kind das Kleid ab und bemerkte, daß es um die Unterwäsche nicht viel besser bestellt war. Ja, ja, der Herr Professor!

      Sekunden später stand Veronika splitternackt da. »Und jetzt?« fragte sie ratlos.

      Die Wirtin wußte Rat. Sie holte zwei Frotteetücher, steckte sie an den Schultern und an der Taille mit Sicherheitsnadeln zusammen und meinte befriedigt: »So, jetzt hast du ein ganz modernes Frotteekleid!«

      Veronika war begeistert.

      »Danke, danke, du bist prima!« Strahlend rannte sie mit dem Wolfspitz um die Hausecke – und stieß mit Urte Söhrens zusammen.

      »Hoppla! Nanu, du bist ja seltsam gekleidet!«

      »Ja, Tante Eckstein wäscht all mein Zeug!«

      »Hast du denn nur das eine Kleid, das hellblaue?«

      Die Wirtin erschien und enthob Veronika einer Antwort. »So ein zerstreuter Professor sieht gar nicht, wenn die Kleider mal gewechselt werden müssen! Ein versponnener alter Mann und ein kleines Kind, das geht halt nicht gut.«

      »Hast du denn genügend Kleider mitbekommen, Ika?« forschte Urte.

      Veronika starrte zu Boden und schüttelte den Kopf.

      »Dein Handtuchkleid sieht ja sehr schick aus, aber in die Stadt kann ich dich so nicht mitnehmen. – Sei nicht traurig, ich bringe dir auch was Schönes mit!« fügte Urte hinzu, als sie sah, wie sich das Gesicht des kleinen Mädchens verschattete.

      Veronika konnte es kaum erwarten. Immer wieder rannte sie mit Teddy um die Wette bis zur Brücke. Endlich sah sie das weiße Kleid und das blonde Haar durch die Bäume schimmern. Nun gab es kein Halten mehr. Der Spitz glaubte, daß Veronika das Rennen extra für ihn veranstaltete; er stürmte davon, daß der Sand nur so stob.

      Veronika erreichte Urte völlig atemlos, wurde aufgefangen und durch die Luft gewirbelt. Sie jauchzte hell auf. Als sie wieder auf der Erde stand, schielte sie nach dem Paket, das Urte in der Hand trug.

      »Ja, es ist für dich, Ika!«

      Hastig streifte das Kind die Papierhülle ab. Ein »Oh!« entfloh seinen Lippen. Ungläubig starrte es auf den Inhalt. Es war ein Dirndlkleidchen, schwarzgrundig mit roten Röschen.

      »Darf ich es behalten – für immer?«

      Urte wunderte sich über die merkwürdige Frage. Dann ging ihr ein Licht auf. »Ach, du hast sicher noch kleinere Geschwister, an die du deine Kleider weitergeben mußt?«

      Veronika umging die Antwort, indem sie Urte stürmisch umarmte. »Darf ich es gleich anziehen?«

      »Gleich hier auf der Straße? Aber warum nicht, da können wir gleich sehen, ob es paßt.«

      Die Sicherheitsnadeln waren schnell gelöst und das Dirndl übergestreift.

      »Na also, es paßt ja!« meinte Urte befriedigt.

      Veronika drehte sich vor ihr wie ein Mannequin. Sie hatte einen angeborenen Charme, der sich erst jetzt frei zu entfalten begann.

      »Ganz süß siehst du aus!« stellte Urte fest, und eine große Zärtlichkeit erfüllte sie.

      Sie

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