Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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style="font-size:15px;">      »Unvernünftig? Das weiß ich nicht. Ich denke, es ist Liebe. Liebe ist eine ganz eigene Sache. Da gibt es keine Regeln. Es passiert einfach irgendwann. Sieh mal! Nimm deinen Bruder und mich! Seit dem Kindergarten bist du mit mir befreundet. Es gab Zeiten, da war ich fast jeden Tag bei euch auf dem Quentmair Hof. Dein Bruder war auch immer da. Ich sah ihn als das, was er ist, dein Bruder. Ich war mit ihm weder befreundet, noch interessierte er mich. Ich nahm es einfach hin, daß es ihn gab. Das war bei ihm auch so. Plötzlich vor einigen Wochen bemerkte ich, daß er mich anders ansah. Er fiel mir auch auf. Er war nicht mehr nur dein Bruder, er war ein Bursche, der mir gefiel. Warum gefiel er mir nicht letztes Jahr, nicht schon früher? Diese Frage kann ich nicht beantworten. Simon geht es auch so. Es war einfach die Liebe, die sich sanft über uns herabgelassen und uns die Augen geöffnet hat. Bei dir und Boyd ging das schneller. Bei euch hat der Blitz eingeschlagen.«

      »Ja, jedenfalls bei mir! Ich sah ihn an und wurde ganz unruhig. Ich bin nicht weggelaufen, weil er mich mit den Engeln vom ›Engelssteig‹ ver-glich. Ich hielt es in seiner Nähe keine Sekunde länger aus. Ich war auf eine solche Begegnung nicht vorbereitet. Da waren plötzlich Gefühle, die mir die Luft zum Atmen nahmen. Ich fürchtete, ohnmächtig zu Boden zu sinken. Es war eine Urgewalt, die da auf mich herabstürzte. Was sollte ich tun, Rosi? Ich rannte.«

      Evi seufzte.

      »Erinnerst du dich, daß wir damals in der Schule im Naturkundeunterricht gelernt haben, daß einige Tiere Fluchttiere sind. Bei Gefahr laufen sie davon. Andere, wie der Vogel Strauß, steckt seinen Kopf in den Sand. Ich verhielt mich in dieser Lage, die so neu, so überwältigend war, wie ein Tier das scheut, sich dann umdreht und rennt und rennt.«

      Evi schüttete Rosi ihr ganzes Herz aus. Sie ärgerte sich, daß sie davongelaufen war. Evi ärgerte sich, daß sie immer die Fassung verloren hatte, wenn ihr Vater oder Simon von Boyd gesprochen hatten.

      »Ich bin nur auf Abwehr gewesen.«

      »Die Liebe traf dich mit einer Macht, die dich einfach unter Schock gesetzt hatte.«

      »Ja, so wird es gewesen sein! Ich beneide dich und Simon. Ihr konntet euch langsam näher kommen. Das freut mich für euch. Ich finde es schön, daß du, meine Freundin, eines Tages zu unserer Familie gehören wirst.«

      »Das sagst du so ruhig, Evi! Hat Simon mit dir gesprochen?«

      »Simon mußte nichts sagen. Wir haben es alle gesehen, wie ihr euch näher und näher gekommen seid. Als du neulich zu uns auf den Hof gekommen bist, sagte meine Mutter: Zu wem kommt Rosi heute? Sie schaute uns Kinder an. Ist Rosi mit dir, Evi, verabredet oder mit dir, Simon? So fragte sie direkt. Simon wurde etwas verlegen. Er rieb sich das Ohrläppchen. Du kennst diese kleine Geste, die so rührend ist. Dann nahm er seinen Hut. Ich habe Rosi eingeladen, sagte er und ging dir entgegen. Mutter schmunzelte. Sie schaute dir und Simon nach, wie ihr zusammen in den Kuhstall gegangen seid.«

      »Ach ja! Das war der Tag, als ihr das neue Kälbchen bekamt. Simon rief mich am Vormittag an. Er bat mich zu kommen. Er wollte mir das kleine Bullenkalb zeigen.«

      Evi riß einige Binsen aus, die am Ufer standen. Sie spielte damit und ließ sie durch die Finger gleiten. Dann flocht sie sie zu einem Zopf zusammen.

      »Rosi, hat dich Simon schon geküßt?«

      »Ja, das hat er!«

      »Wie ist das?«

      »Schön, unsagbar schön!«

      »Wie schön? Kannst du es nicht beschreiben?«

      »Das ist schwer zu beschreiben. Es ist… es ist… es ist….«

      Rosi dachte nach.

      »Es ist ein Liebesversprechen ohne Worte! Simon sagte mir erst danach, daß er mich liebt. Erst küßte er mich.«

      »Du hast dich küssen lassen, ohne daß er dir gesagt hat, daß er dich liebt?«

      »Ja! Es war doch alles geregelt zwischen uns, wenn auch nicht mit Worten, sondern mit Blicken. Ich las in seinen Augen, daß er mich liebt und er las es in meinen Augen. Was sollten wir noch Worte machen? Es war eben soweit, daß wir uns küssen mußten.«

      »Mußten?«

      »Ja! Die Liebe brachte unsere Lippen immer näher, bis sie sich berührten. Es war ein wunderschöner Augenblick. Ich werde ihn niemals mehr vergessen.«

      »Wann war das?«

      »Evi! Du bist ganz schön neugierig!«

      »Ich weiß. Das muß dir so vorkommen. Aber ich kann doch sonst niemanden fragen. Es ist keine Neugierde, nenne es Wissensdurst.«

      Rosi lachte.

      »Dann soll ich dir wohl so eine Art Nachhilfe geben, wie?«

      »Ach, ich weiß auch nicht. Ich denke, ich bin verliebt in diesen Boyd. Dabei ist das ein schrecklicher Name, findest du nicht auch?«

      »Selten! Aber er ist auch nicht aus den Bergen, sondern ein Künstler, ein Fotograf.«

      »Stimmt! Er ist kein Bauer, kein Förster, er arbeitet nicht im Sägewerk, hat keine Arbeit in Kirchwalden. Er kommt von weit her und macht Fotos für Kataloge. Sage selbst, Rosi, was soll ich mit einem solchen Burschen anfangen?«

      »Lieben! Das tust du doch schon, nicht wahr?«

      »Ja, ja! Ich bin verliebt. Aber wie soll es weitergehen? Was soll aus der Liebe werden? Ich liebe unseren Hof, das Leben dort. Ich liebe die Berge. Ich kann nicht, ich will nicht von hier fort.«

      »Ich sehe, du denkst bereits weiter, Evi!«

      »Ja, ich denke und denke und denke! Ich grüble und denke, bis ich Kopfschmerzen bekomme.«

      Evi schaute Rosi ernst an.

      »Rosi, was ist? Was wird, wenn ich mich entscheiden muß zwischen der Liebe zu Boyd und meiner Heimat? Kann man einen Burschen so lieben, daß die Liebe zu ihm größer ist als alles andere?«

      »Ja, Evi, das kann man. Das ist Liebe!«

      »Dann ist es wirklich schlimm!« flüsterte Evi leise vor sich hin. »Aber es gibt noch Hoffnung. Vielleicht liebt er mich nicht? Könnte doch sein, oder? Dann bin ich unglücklich verliebt. Ich leide eine Weile und dann ist es vorbei wie ein Schnupfen, oder?«

      »Das kann ich dir nicht sagen, Evi! Ich war nie unglücklich verliebt. Ich war nie verliebt, bevor Simon und ich entdeckt haben, daß wir zusammengehören. Da kann ich dir nur den einen Rat geben: Du mußt es herausfinden. Das kannst du nur, wenn du mit ihm sprichst. Du mußt ihn wiedersehen. Du mußt mit ihm zusammen sein. Wenn du ihm aus dem Weg gehst, wirst du das nie herausfinden.«

      »Ja, ich muß mir Gewißheit verschaffen! Ich muß noch einmal in seine Augen sehen. Da führt wohl kein Weg daran vorbei.«

      Die beiden Freundinnen saßen eine Weile still nebeneinander. Evi hing ihren Träumen nach. Sie lauschte auf ihr Herz. Das schlug nur für Boyd.

      »Rosi, kannst du Simon fragen, ob er weiß, wann Boyd wiederkommt?«

      »Sicher! Das tue ich gern für dich! Aber das dauert noch etwas. Ich kann

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