Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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letzten Gedanken galten doch Evi. Dabei sagte er sich vor, daß er sie nie, nie mehr sehen, noch sich in ihrer Nähe aufhalten wollte. Das mit seinem Auto, welches in der Scheune des Quentmair Hofes parkte, das würde er irgendwie mit Simon regeln.

      *

      Am nächsten Morgen war Simon pünktlich zur Stelle. Er hielt mit seinem Geländewagen und laufendem Motor vor dem Wirtshaus ›Beim Baumberger‹. Boyd, der vor dem Haus auf ihn gewartet hatte, legte seinen Kamerakoffer und seine Reisetasche in den Wagen. Er stieg aber nicht ein.

      »Simon, ich brauche noch eine halbe Stunde. Ich will zu dem Andenken- und Trachtenladen beim Marktplatz.« Boyd schaute an sich herunter und hob die Schultern. »Ich bin zwar ganz gut angezogen, aber ich fühle mich etwas wie ein Fremdkörper hier. Ich dachte mir, es sei nicht schlecht, wenn ich mich etwas anpasse.«

      Simon lachte.

      »Steig ein! Ich komme mit! Die Idee ist net von der Hand zu weisen. Aber die Verwandlung, die wird nur äußerlich sein. Immerhin ein Anfang. Doch ein richtiger Bergler wirst nicht so schnell. Da gehört mehr dazu.«

      »Ich werde sicherlich nie und nimmer ein Bergler werden. Das strebe ich auch nicht an. Ins Theater geht man mit Krawatte und im dunklen Anzug. Hier in den Bergen trägt man Loden und Leder. Das gehört doch wohl zum Stil hier.«

      »Zum Stil?« grinste Simon. »Du redest ziemlich geschwollen. Ich weiß nur, daß es hier in den Bergen schon immer so war. Doch es kommt net nur auf die Kleidung an, auf Lederhosen, Lodenjanker und Hut mit einem Gamsbart.«

      Simon wendete das Auto. Dann sprach er weiter.

      »Mußt aufpassen, daß du dich mit den Sachen net lächerlich machst. Weißt, hier kommen viele Touristen her, die sich anziehen, als seien sie Einheimische. Da können wir Waldkogeler nur drüber lachen. Die sehen richtig verkleidet aus. Die machen sich lächerlich, sage ich, und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine. Des wäre genauso, als würde ich plötzlich auf Stadtkleidung und modischen Schnickschnack stehen. Des Zeug würde net zu mir passen. Ich sähe darin aufgebrezelt aus.«

      »Aufgebrezelt?«

      »Ja, Boyd, so sagt man hier, wenn sich jemand besonders fein macht. Es kann aber auch bedeuten, daß er sich lächerlich macht.«

      Sie hielten vor dem Laden. Die Bollers hatten gerade geöffnet und begrüßten Simon freundlich. Dieser übernahm auch gleich das Gespräch. Er beriet Boyd fachkundig. Der Fotograf kaufte sich eine Kniebundhose aus dunkelgrünem Rehleder, Wollstrümpfe, einige bunte Hemden, eine ärmellose Weste und eine Lodenjacke, dazu einen Filzhut mit breitem Rand. Simon verhinderte, daß Boyd sich einen Hut mit einem Gamsbart kaufte.

      »Des tust besser lassen. Schaust damit aus wie mit einer Narrenkappe. Du bist kein Bergler. Damit machst dich nur lächerlich.«

      Boyd befolgte Simons Rat. Er erstand dann noch einen schönen großen Rucksack mit einem Beckengurt.

      »Dann kann es ja losgehen«, bemerkte Veronika Boller. »Ich wünsche schöne Tage in den Bergen. Wo soll’s hingehen?«

      »Ich bringe den Boyd rauf zur Berghütte!«

      »Des ist schön, Simon. Grüß Toni und Anna von uns!«

      »Das mache ich doch gern!«

      Die beiden Männer verabschiedeten sich. Sie stiegen ins Auto und fuhren den Milchpfad hinauf zur Oberländer Alm. Dort packte Simon seine Sachen in den Rucksack. Simon unterhielt sich kurz mit Wenzel und Hilda Oberländer. Dann wanderten Boyd und Simon den schmalen Pfad hinauf.

      Immer und immer wieder blieb Boyd stehen. Er schaute in die Weite.

      »Welch herrlicher Blick! Laß mich eine Aufnahme machen!«

      »Naa, des kannst immer noch! Die Berge sind ewig, die laufen dir net davon, Boyd. Mei, ich kann ja verstehen, daß du knipsen willst. Aber ich denke, daß es wirklich besser ist, wenn du erst einmal die schöne Landschaft mit dem Herzen aufnehmen tust. Schaue sie dir an und nimm alles in dein Herz auf. Vergeß für die nächsten beiden Tagen, daß du zum Fotografieren hier bist. Du mußt erst ein Gefühl für die Berge bekommen.«

      »Vielleicht hast du nicht ganz unrecht, Simon!«

      Boyd packte den Fotoapparat wieder ein.

      »Ich habe mir vorgenommen, dir die Berge nahe zu bringen. Ich bin dein Führer. Du bezahlst mich sogar dafür. Also vertraue dich mir an. Ich will dir mehr zeigen als schöne Plätze. Ich will versuchen, dir die Berge wirklich nahe zu bringen und unser Leben hier. Wir leben mit den Bergen und der Natur. Wir schauen sie mit allen Sinnen an, nicht nur durch eine Linse. Wirklich, die Berge kannst du nur erfassen, wenn du bereit bist, sie auf dich wirken zu lassen. Du mußt dich daran erfreuen können. Es muß ein wunderbares Glücksgefühl in dir aufsteigen, ein Gefühl, daß du die Arme ausbreiten und Berge, Wiesen und Himmel umarmen möchtest. Dann bist du angekommen – zumindest wirst du den Anfang gemacht haben.«

      Wortlos gingen sie weiter. Boyd begriff langsam, daß die Menschen hier in Waldkogel und den Bergen so ganz anders lebten als in der Stadt. Er konnte noch nicht genau sagen wie, aber er ahnte es. Sie sind zu beneiden, dachte er. Er besah sich Simon, der auf dem schmalen Pfad vor ihm herging. Er ruhte in sich. Er bewegte sich langsam und gleichmäßig und doch so kraftvoll. Nichts hetzte ihn, nichts trieb ihn an. Simon strahlte Ruhe und Gelassenheit aus und eine tiefe innere Zufriedenheit.

      Wortlos gingen sie weiter. Boyd hatte viel Zeit zum Nachdenken.

      Dann erreichten sie die Berghütte. Toni und Anna begrüßten Simon herzlich.

      »Mei, des ist eine wirkliche Freude, daß du uns besuchen tust, Simon. Wenn ich so nachdenke, dann bist seit unserer Hochzeit nimmer oben gewesen.«

      »Naa, Toni! Da irrst du dich! Ich war noch einmal oben. Des ist der Tag gewesen, an dem wir alle geholfen haben, die beiden Zimmer für die Bichler Kinder an die Berghütte anzubauen, als ihr die beiden Waisenkinder aufgenommen habt.«

      »Richtig! Da bist auch dabei gewesen!«

      »Franziska und Sebastian scheinen sich gut eingelebt zu haben, wie?«

      »Ja, das hoffen wir, die Anna und ich! Wir wissen, daß wir ihnen die Eltern net ersetzen können. Aber wir bemühen uns. Anna und ich sind sicher, daß die beiden uns als Ersatzeltern angenommen haben. Die Franziska und der Sebastian sagen Fremden, wenn sie nach dem Namen gefragt werden, daß sie die Baumberger Kinder sind und net die Bichler Kinder.«

      »Ah! Damit wollen sie wohl zeigen, daß sie dazu gehören wollen.«

      »Richtig, Simon! Aber sie wollen auch nicht nach dem Unglück gefragt werden. Doch wie es im Herzen der Kinder ausschaut, des weiß allein nur der Herrgott und die Engel vom ›Engelssteig‹. Dann und wann klettere ich mit dem Basti hinauf. Dann sitzt der oben unter dem Gipfelkreuz und schaut hinauf in die unendliche Weite des Himmels.«

      »Die Franzi nimmst nicht mit?«

      »Die Franzi ist noch zu klein. Einmal haben wir, also der Leo von der Bergwacht und einige Kameraden, eine Seilschaft gebildet und die Franzi mit auf den ›Engelssteig‹ genommen. Das war für sie ein besonderes Erlebnis. In einigen Jahren wird sie alt und kräftig genug sein, selbst zu klettern. Zum Glück ist des heute ganz anders als früher, da gehen die Madln auch in die Berge und erklimmen die Gipfel.«

      »Wenn

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