Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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gut, so gut wie seit langem nicht mehr.

      Mit welch gemischten Gefühlen bin ich hierher gefahren, dachte er. Wie habe ich mich gewunden, den Auftrag anzunehmen, weil er mir so unspektakulär erschien, so wenig reizvoll. Dankbarkeit gegenüber seinem alten Freund Arnold stieg in ihm auf. Es war gut, daß dieser ihn überredet hatte. Ja, dieser kleine Ort in den Bergen, dieses Waldkogel zwischen ›Engelssteig‹ und ›Höllentor‹ besaß ein ganz besonderes Flair.

      Und schon war Boyd mit seinen Gedanken wieder bei der Arbeit. Diese urige Schönheit wollte er einfangen. Er überlegte, einige Aufnahmen nachts zu machen, mit dem spärlich erleuchteten Marktplatz. Vielleicht ein Trachtenpärchen, überlegte er. Vielleicht kann ich Simon dazu überreden mitzuwirken?

      Boyd kam bei der Pension an. Xaver wartete an der Tür.

      »Da bist du ja wieder!« bemerkte Xaver Baumberger und gähnte.

      »Danke, daß Sie gewartet haben! Gute Nacht, Herr Baumberger, schlafen Sie gut!«

      »Ich schlafe immer gut! Die Nacht wird heut’ besonders kurz, aber des ist ja net immer so. Gut, daß Sie ihr schönes Auto auf dem Quentmair Hof haben abstellen können. Da steht es mit Gewißheit besser als bei uns auf dem Hof.«

      Xaver Baumberger, Tonis Vater, schloß die Tür ab. Boyd ging die Treppe hinauf. Xaver machte noch einen Rundgang durch alle unteren Räume des Wirtshauses und der Pension, so wie er es jeden Abend machte. Dann ging er auch schlafen.

      Boyd packte erst jetzt seine Sachen aus. Er verstaute sie in der bemalten Kommode mit den drei großen Schubladen und dem dreitürigen Schrank, mit dem Spiegel in der Mitte. Boyd betrachtete sein Spiegelbild. Er gefiel sich. Er war groß, hatte breite Schultern und schönes schwarzes Haar. Nur seine Kleidung, die paßte nicht ganz nach Waldkogel. Er trug eine helle Baumwollhose, leichte braune Wanderschuhe, ein Baumwollhemd und eine Strickweste mit langen Ärmeln aus feinstem Kaschmir. Er war eben modern und zweckmäßig für eine Freizeit in den Bergen gekleidet, hatte er gedacht. Boyd erinnerte sich, wie Evi ihn vor der Kirche gemustert hatte.

      Sie muß mir angesehen haben, daß ich nicht von hier bin, sagte sich Boyd. Gleich darauf korrigierte er sich. Sicherlich kennt sie alle Männer, besser alle Burschen, wie man hier sagt. Die müssen alle so sein wie Simon, Evis Bruder, dachte er. Leider waren am Abend in Wirtsraum beim Baumberger, außer den Touristen, die bei ihnen in der Pension wohnten, nur ältere Männer, außer eben Simon. Simon trug Lederhosen, seine Füße steckten nackt in derben Schuhen. Die breiten Hosenträger spannten sich über ein buntes weites Hemd, das keine durchgehende Knopfleiste hatte, eben ein Bauernhemd. Simon versuchte sich vorzustellen, wie er in solcher Kleidung aussehen würde. Obwohl er viel Fantasie hatte, konnte er sich nicht darin vorstellen. Je länger er darüber nachdachte, desto reizvoller erschien es ihm, sich Trachtenkleidung zuzulegen. Das wäre sicherlich auch von Berufs wegen eine gute Sache. Ich will ja auch Aufnahmen auf Bauernhöfen machen und beim Sägewerk und in der Kirche. Es ist sicherlich nicht zu verachten, wenn ich mich da etwas anpasse.

      Da Boyd in der Werbebranche arbeitete, kannte er sich mit der Wirkung von Kleidung gut aus.

      Boyd trat vom Spiegel zurück. Er zog sich aus, wusch sich kalt und legte sich ins Bett. Er lag in der Dunkelheit und überdachte den Tag. Dabei kam ihm immer wieder Eveline, Simons jüngere Schwester in den Sinn. Welch ein Zufall, dachte er, daß ich in der Wirtstube mit ihrem Bruder bekannt wurde. Simon ist sehr stolz auf seine kleine Evi. Warmherzig hatte Simon von Evi erzählt. Simons herzliches Lachen klang Boyd noch immer in seinen Ohren, nachdem er Simon davon erzählt hatte, wie Evi auf und davon gegangen war, nach seiner Anspielung.

      Wie ein richtiger Film lief die Unterredung mit Simon vor seinem Innerem ab.

      »So ist die Evi eben! Net jeder kann so etwas zu ihr sagen. Des war zu persönlich, Boyd. Des war ein bisserl früh. Wenn du hier einem Madl so etwas sagen willst, dann ist es besser, ein bisserl zu warten und vorsichtig zu sein. Aber des kannst ja net wissen, bist ja net aus den Bergen und wirst auch net in den Bergen bleiben. Mußt dich mit den Gepflogenheiten net belasten. Es dauert schon eine Weile, bis ein Fremder da durchblickt. Außerdem sind die Ma-dln hier im allgemeinen und meine kleine Schwester ganz im besonderen vorsichtig, was Komplimente von Touristen angeht. Da tun die Madln höllisch aufpassen.«

      »Du meinst, alle junge Frauen – pardon – alle Madln sind der Meinung, daß ein Mann von außerhalb nur ein wenig spielen will – ein wenig flirten und nach dem Urlaub fährt er wieder?«

      »Du hast es erfaßt!«

      Es war Boyd, als hörte er das Gespräch zwischen sich und Simon noch einmal und noch einmal. Immer wieder klang der letzte Satz in ihm nach.

      ›…ein Mann von außerhalb nur ein wenig spielen will – ein wenig flirten und nach dem Urlaub fährt er wieder…‹

      Ja, ich werde auch wieder fahren. Ich mache zwar keinen Urlaub hier, aber ich werde wieder abreisen. Doch dann kam Boyd eine Idee. Waldkogel ist ein schöner Ort. Ich habe immer Pausen zwischen den Aufträgen, und dieser hier, der wird ohnehin länger dauern. Jetzt mache ich die Aufnahmen im Sommer. Aber ich muß im Herbst und Winter noch einmal wiederkommen und fotografieren. Ich könnte mir hier eine Wohnung nehmen. Vielleicht gibt es eine leerstehende Almhütte, überlegte er. Dann könnte ich hier viel Zeit verbringen. Ich richte mir ein Zweitstudio ein. Das wird Arnold und seinem so von den Bergen und insbesondere von Waldkogel begeisterten Chef sicherlich zusagen. Wenn ich hier noch ein Studio habe, dann sind die Folgeaufträge so gut wie sicher.

      Das waren nüchterne berechnende Überlegungen. Gleichzeitig verspürte er tief in seinem Herzen, daß er sich selbst belog. Er wollte es nicht wahrhaben. Nein, er wollte es sich nicht eingestehen, daß der Hauptgrund, warum er in Waldkogel Wurzeln schlagen wollte, einzig und allein Evi war. Boyd ließ diesen Gedanken gar nicht erst richtig aufkommen. Sicherlich gefiel ihm Evi. Aber er und eine feste Bindung? Nie und nimmer! Das hatte er sich geschworen. Er wollte sich nicht lächerlich machen. Sich verlieben und dazu noch in eine junge Frau aus einem Bergdorf, eine junge Bäuerin!

      Boyd machte das Licht an. Er trat ans Fenster, setzte sich auf die Fensterbank und rauchte eine Zigarillo. Dabei dachte er an Evi. Immerhin gestand er sich ein, daß sie ihn schon interessierte. Vielleicht war Boyd so begierig nach näherem Kontakt mit Evi, weil es seine Eitelkeit kränkte, daß sie ihn nicht sofort schmachtend angesehen hatte, wie er das von seinen Musen gewöhnt war. Er sah ihre schönen großen blauen Augen vor sich und ihr blondes Haar. Sie schien ihm begehrenswert, wie ein Preis, den er erringen wollte. Gleichzeitig ahnte er, daß es mit Evi nicht so einfach sein würde. Ein sachliches Abkommen, wie er es sonst mit jungen Frauen hielt, das war hier sicherlich nicht möglich. Zu Evi kann ich nicht sagen, ich will mich nicht binden, ich werde dir nie sagen ›Ich liebe dich‹. Es dauert mit uns, solange es eben dauert. Wir haben eine schöne Zeit, ohne Verpflichtungen auf beiden Seiten.

      Je mehr und je länger er darüber nachdachte, desto unmöglicher erschien es ihm, sich Evi überhaupt zu nähern. Er wußte, sie war keine junge Frau, mit der man spielen konnte. Boyd war plötzlich klar, daß es ihm auch unmöglich war, in ihr nur eine mögliche Gespielin zu sehen.

      Es ist besser, ich gehe ihr aus dem Weg. Das wird mir zu gefährlich, überlegte er. Evi ist eine, an der ich mir die Finger verbrennen kann. Und dann gibt es da auch noch Simon, ihren Bruder. Er hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß er niemals dulden würde, daß ein Mann die Ehre seiner Schwester verletzte. Wenn ich ernste Absichten hätte – rein theoretisch, dann müßte ich wohl erst Simon überzeugen, dachte Boyd. Dann lachte er über sich selbst.

      Welchen verrückten Gedanken ich mich hingebe! So etwas ist mir noch nie passiert! Das muß diese dünne Gebirgsluft sein, die mein Gehirn vernebelt. Ich werde Evi nie mehr sehen! Ich werde meine

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