Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Verkehr. An der Ampelkreuzung ging es nur langsam vorwärts.

      »Das ist eben das Land«, murmelte er vor sich hin. »Denke immer nur an den dicken, fetten Scheck!«

      So motivierte er sich selbst.

      Auf der schmalen Seitenstraße, die nach Waldkogel führte, konnte er nicht überholen. Ein Traktor mit einem langen Anhänger tuckerte vor ihm her. Boyd hielt Abstand und ließ bei langsamen Tempo die Augen schweifen.

      Das Tal war nicht sehr breit. Wiesen, Wälder zogen sich an beiden Seiten die Berghänge hinauf. Oben sah er die Gipfel mit den Gletschern und dem Schnee. Die Luft war klar und rein. Eine gute Sicht, dachte er. Das gibt gute Aufnahmen. Boyd sah alles aus dem Blickwinkel eines Fotografen. Er hielt oft kurz an und zoomte mit dem Fotoapparat, den er auf dem Beifahrersitz des Sportwagens liegen hatte, die Almhütten an den Hängen nah heran. Dann fuhr er weiter, bis er das Fahrzeug wieder unmittelbar vor sich hatte.

      Endlich kam er nach Waldkogel. Am Marktplatz mußte er halten. Mit laufendem Motor trommelte er unruhig auf das mit Leder bezogene Sportlenkrad.

      Ein alter Mann, der den Bürgersteig entlangging, sah es und blieb stehen.

      »Des dauert länger! Des ist eines der Fahrzeuge vom Weisgerber. Des muß lange hin und her rangieren, bis es um die Ecke ist. Des ist jeden Abend so, wenn die leeren Holztransporter zurückkommen. Mach den Motor aus. Du verpestest unsere schöne Bergluft!«

      Boyd schaute den Mann überrascht an. Er war noch mehr überrascht, als dieser mit seinem Gehstock auf die Motorhaube seines Sportwagen klopfte.

      »Abstellen hab’ i gesagt!«

      Boyd ärgerte sich über die Aufforderung. Er schaltete aber den Motor aus. Der Mann ging weiter. Boyd beobachtete ihn im Rückspiegel. Dann ließ er das Auto wieder an und fuhr auf den Marktplatz. Er parkte und stieg aus. Lässig an sein Auto gelehnt beobachtete er, wie der Holztransporter sich mittels langwieriger Manöver um die Ecke schob.

      Da muß ich wohl warten, dachte Boyd. Er nahm seinen Fotoapparat und machte Bilder. Motive gab es genug, all die prächtigen Bauernhäuser, das Rathaus, die alte Barockkirche, der Brunnen davor. Boyd gestand sich ein, daß Waldkogel eine mehr als wunderschöne Kulisse abgab.

      Seine Augen glitten hinauf zu den Bergen. Der eine Berggipfel lag im Abendsonnenschein. Die Luft war so klar, daß Boyd das Gipfelkreuz deutlich sehen konnte. Boyd wechselte das Objektiv und zoomte das Gipfelkreuz nah heran. Dann schaute er sich den gegenüberliegenden Berg an. Dort hing über dem Gipfel eine kleine, tiefschwarze Wolke. Es sah bedrohlich aus. Besonders, weil keine andere Wolke am weiten blauen Himmel war. Wie gebannt starrte Boyd hinauf und ließ den Fotoapparat sinken.

      Er hörte hinter sich eine Tür quietschen und drehte sich um. Eine junge Frau mit einem leeren Korb kam aus dem Friedhofstor. Ihre Blicke trafen sich kurz. Sie ging weiter. Im Vorbeigehen murmelte sie leise ein: »Grüß Gott!«

      »Hallo! Sie da! Vielleicht können Sie mir sagen, wie der Berg dort heißt!«

      Die junge Frau blieb stehen und wandte sich um. Sie schaute ihn an. Dann nahm sie die Sonnenbrille, die auf dem Kopf in ihrem blonden Haaren steckte, und setzte sie auf. Sie kam näher.

      »Grüß Gott!« sagte sie ernst. »Das ist das ›Höllentor‹! Schaut net gut aus heute! Wir beten alle, daß es nicht wieder so ein Unwetter gibt wie letztens! Das ist oft der Fall, wenn so eine Wolke genau über dem ›Höllentor‹ steht. Die hat der Teufel aus der Hölle geschickt!«

      Boyd konnte sein Grinsen nicht unterdrücken.

      Die junge Frau setzte ihre Sonnenbrille ab und schaute ihn an. Ihre blauen Augen funkelten.

      »Sie müssen net so unverschämt grinsen! Das wird Ihnen schon vergehen, wenn ’S einmal solch ein Unwetter erlebt haben. Wir hier in Waldkogel wissen, wie schlimm des kommen kann, wenn der Teufel aus dem ›Höllentor‹ rauskommt.«

      »Ich wollte nicht grinsen! Ich lächele. Ich bin Fotograf. Das ist doch ein ganz herrliches Motiv. Dieser wundervolle blaue Himmel und diese kleine dicke schwarze Wolke, die sich mit so klaren Konturen davon abhebt.«

      Die junge Frau schüttelte den Kopf und wollte weitergehen.

      »Sie haben mir noch nicht gesagt, wie der andere Berg dort heißt – der ohne schwarze Wolke? Kommt der Teufel da auch heraus?« Boyds Stimme klang herausfordernd.

      Es war nun einmal Boyds Art zu provozieren.

      »Da kommt kein Teufel raus! Das ist der ›Engelssteig‹. Dort vom Gipfel steigen die Engel direkt in den Himmel auf, so sagt man hier in Waldkogel seit alters her.«

      Boyd musterte die junge Frau.

      »So, so! Und die Engel sind alle so hübsch wie Sie?«

      Die junge Frau errötete. Sie nahm ihren Korb und eilte davon.

      Boyd sah ihr nach. Sie ist wirklich sehr hübsch, direkt eine Schönheit, mit ihren großen blauen Augen und ihren blonden Locken. Aber sie ist sonderbar. Wird rot bei einem so harmlosen Kompliment und rennt davon, als sei der Teufel hinter ihr her.

      Boyd mußte leise lachen. Er schüttelte den Kopf.

      Für ihn stand fest, die Menschen in Waldkogel waren sonderbar. Ein alter Mann hatte unverfroren energisch mit seinem Gehstock auf seine Motorhaube geklopft. Eine junge Frau errötete und rannte davon, nur weil er ihr ein harmloses Kompliment gemacht hatte. Das konnte ja lustig werden, wenn alle hier so seltsam sind.

      Boyd hielt den Fotoapparat vor das Auge. Er schaute durch die Linse der jungen Frau nach. Als sie sich noch einmal kurz umdrehte, drückte er auf den Auslöser.

      Welch wunderbare Augen!

      Welch ein Gesicht!

      Welche Ausstrahlung!

      Er ließ den Apparat sinken und schaute ihr weiter nach, bis er sie nicht mehr sah. Er war überwältigt von dieser Schönheit, dieser Anmut und Natürlichkeit.

      Plötzlich spürte Boyd, wie sein Herz klopfte. Er war aufgeregt. Tausend Fragen schossen ihm durch den Kopf. Er ärgerte sich, daß seine unbedachte Bemerkung die junge Frau so schnell vertrieben hatte. Auf der anderen Seite war es als Kompliment gemeint gewesen. Warum hat sie nur so heftig reagiert? Das fragte sich Boyd. Es war doch nichts Schlimmes, sie mit einem Engel zu vergleichen, oder? Boyd überlegte, wie Gritt, Biggi und Lolly reagiert hätten. Die drei Models, die am Montag nach Waldkogel kommen würden, hätten es bestimmt als Kompliment aufgefaßt und als das gesehen, was es war. Nämlich ein Versuch, nett ins Gespräch zu kommen.

      Boyd packte seinen Fotoapparat ein. Er setzte sich auf den Brunnen. Er dachte nach. Das Bild der jungen Frau ging ihm nicht mehr aus den Sinn.

      »Grüß Gott!«

      Boyd erschrak, als er die Stimme hörte. Er drehte sich um. Ganz in seiner Nähe stand ein Geistlicher.

      »Guten A.. A.. Abend!« stotterte Boyd.

      Boyd sah den Geistlichen mit großen Augen an. Das paßte alles zusammen, wie extra bestellt. Erst Teufel und Höllentor, dann Engel und Engelssteig und jetzt noch ein Geistlicher.

      »Siehst etwas mitgenommen aus!« sprach ihn der Pfarrer

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