Geschichte Österreichs. Walter Pohl L.
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Erst im 8. Jahrhundert wurde das bayerische Herzogtum, das von der Familie der Agilolfinger regiert wurde, wieder vollständig in die westliche Christenheit integriert. In Zusammenarbeit mit den bayerischen Herzögen, aber wiederholt auch in Konflikt mit ihnen wirkten die heiligen Männer Emmeram in Regensburg und Corbinian in Freising. In Salzburg schuf um 700 der aus dem Rheinland gekommene Rupert mit den Klöstern von St. Peter und auf dem Nonnberg die Grundlagen des künftigen Bistums, wobei unklar ist, wie weit er auf ältere Strukturen zurückgreifen konnte. Jedenfalls stützte er sich nicht zuletzt auf begüterte romanische Familien wie die genealogia de Albina in Oberalm. 711/712 wurde in Bischofshofen, an der Grenze zum Slawengebiet, die Maximilianszelle gegründet und damit eine politische wie kirchliche Ausdehnung nach Südosten vorbereitet. Der vom Papst entsandte Angelsachse Winfrid/Bonifatius bemühte sich, teils in Konkurrenz mit Vertretern der Ortskirchen, um den Aufbau einer bayerischen Bistumsorganisation; 739 wurden endgültig die Bistümer Regensburg, Passau, Freising und Salzburg eingerichtet. Unter Bischof Virgil (reg. 747/749–784), einem Iren, der zuvor einige Zeit am Hof des späteren Königs Pippin III. verbracht hatte, wurde Salzburg zu einem Zentrum von Bildung, Schriftlichkeit und Mission. Ab nun werden die Verhältnisse im österreichischen Raum relativ kontinuierlich, wenn auch zunächst sporadisch von im Raum selbst produzierten schriftlichen Texten beleuchtet. Das Salzburger Verbrüderungsbuch enthält eine lange Liste von Mönchen, Klerikern und Unterstützern der Salzburger Kirche; die um 800 redigierten (teils auf älteren Vorlagen beruhenden) beiden Salzburger Güterverzeichnisse (Notitia Arnonis und Breves Notitiae) bezeugen den zunehmenden Reichtum der Salzburger Kirche und die Bemühungen um dessen effiziente Verwaltung; und die Vita des heiligen Rupert beleuchtet die Anfänge der Salzburger Kirche.
Unter Dux Odilo (gest. 748) und seinem Nachfolger Tassilo III. (reg. 748–788) wurde das eher nominell vom Frankenreich abhängige bayerische Herzogtum auch außenpolitisch aktiver. 741/742 entsprach Odilo der Bitte der Karantanen unter dem Fürsten Boruth um Hilfe gegen die Awaren und nützte den errungenen Sieg dazu, nun selbst die Oberherrschaft über die Karantanenfürsten zu beanspruchen. Zugleich bemühte sich die Salzburger Kirche um die Karantanenmission, die trotz mancher Rückschläge schließlich erfolgreich war. Die enge Verknüpfung zwischen christlicher Mission und politischer Unterwerfung war typisch für die Zeit und sollte bald von den karolingischen Frankenkönigen perfektioniert werden. Wir verdanken die Informationen über die Karantanenmission einer um 870 entstandenen, gegen Method gerichteten Salzburger Streitschrift (Conversio Bagoariorum et Carantanorum), die freilich manches propagandistisch glättet. Dort erfahren wir, dass das Zentrum der Karantanenfürsten auf dem Zollfeld in der Civitas Carantana (Karnburg) lag. Ebenfalls auf dem Zollfeld befand sich der »Fürstenstein«; das slowenischsprachige Ritual bei der Kärntner Herzogseinsetzung, das im Spätmittelalter beschrieben wurde, könnte auf die karantanische Frühzeit zurückgehen. Nicht weit davon, in Maria Saal, wurde nun eine der ersten Kirchen errichtet; eine weitere lag in Liburnia, also in oder um den ehemaligen Bistumssitz Teurnia. Tassilo III. und seine geistlichen Partner gründeten auch gezielt Klöster an den Grenzen zum slawischen Siedlungsgebiet, und zwar in Mondsee (vor 748), in Innichen (769), in Kremsmünster (777) und in Mattsee (vor 784); dazu kam im Grenzgebiet des romanisch besiedelten Tirol Scharnitz/Schlehdorf (763), das bald über große Güter im Oberinntal verfügte. Der Tassilo-Kelch in Kremsmünster oder das sogenannte Rupert-Kreuz von Bischofshofen zeigen beispielhaft die hochwertige Ausstattung der Klöster des 8. Jahrhunderts.
Die Karolingerzeit
768–814
Karl der Große König der Franken
785–821
Arn Bischof, seit 798 Erzbischof von Salzburg
788
Absetzung Tassilos III., direkte fränkische Herrschaft in Bayern
788–799
Gerold I. Präfekt in Bayern und im Ostland
791–796
Zerstörung des Awarenreiches
817/840–876
Ludwig »der Deutsche« König im Ostfränkischen Reich
828
Ablösung der Karantanenfürsten durch Grafen
833–854
Graf Ratpot Präfekt im Ostland
863–885
Method als Kirchenlehrer in Mähren; 870 verurteilt auf einer Synode in Regensburg
873–907
Erzbischof Theotmar von Salzburg
881
Erste Kämpfe gegen die Ungarn bei Wien
887–899
König Arnulf
907
Ungarnschlacht bei Pressburg, Niederlage der Bayern
Der rasche Aufstieg der Karolinger, die sich seit 751 Könige der Franken nennen durften, setzte bald auch das bayerische Herzogtum unter Druck. 774 eroberte Karl der Große (768–814) das Langobardenreich. 787/788 wandte er sich schließlich gegen seinen Vetter Tassilo, wobei er bereits auf einige Unterstützung in Bayern zählen konnte. Unter dem Vorwand einer 25 Jahre zurückliegenden Verletzung der Heerfolgepflicht wurde der Bayernherzog auf einer Reichsversammlung in Ingelheim verurteilt und abgesetzt. Auch ein Pakt mit den Awaren wurde Tassilo vorgeworfen, und tatsächlich marschierten die Awaren drohend an der Grenze auf. Karl setzte über Bayern keinen Herzog mehr ein, sondern seinen agilolfingischen Schwager Gerold I. (gest. 799) als Grafen und »Präfekten«. Die karolingische Offensive endete nicht an der Enns, der »sicheren Grenze« gegen die Awaren. 791 begann Karl den Awarenkrieg; ein Brief an seine Frau Fastrada aus dem Lager an der Enns beleuchtet die liturgische Vorbereitung des Heidenkrieges mit dreitägigem Fasten, Messfeiern und Psalmengesängen. Die Franken stießen mit zwei Heeren entlang der Donau tief ins Awarenland bis