Mami Staffel 4 – Familienroman. Diverse Autoren
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»O ja«, nickte Bertold. »So weit reichen meine Schulkenntnisse gerade noch. Als alten Kasten kann man Steven-House wohl nicht gerade bezeichnen.« Er lachte ein wenig. Den Ausdruck fand er einfach absurd.
»Natürlich nicht. Es kann wieder ein Juwel werden. Wenn Sie wollen, helfe ich Ihnen dabei.« Er machte eine kurze Pause. »Als Verwalter werden Sie mich wohl nicht mehr brauchen?«
»Aber ja doch«, widersprach Bertold etwas überrascht. »Noch lebe ich in Deutschland, und vorläufig bleibt alles beim alten. – Was meinen Sie damit, daß Sie mir Ihre Hilfe anbieten wollen?«
»Nun, ich lebe hier seit dreißig Jahren und kenne mich aus. Ich wüßte da zum Beispiel eine Architektin, mit der ich Sie zusammenbringen und die Sie in allen Fragen beraten könnte. Wenn man die Handwerker auf Trab bringt, wäre die Villa in wenigen Monaten bewohnbar.«
Joe servierte ihnen die Speisen. Sie tranken Wasser und ein Glas von dem leichten, herben Wein dazu. Bertold gingen viele Gedanken durch den Kopf.
Wäre es nicht wirklich am besten, die Sache gleich in Angriff zu nehmen. Es erschien ihm doch märchenhaft, hier zu leben. Man könnte ja ein Standbein in Deutschland behalten…
»Was gibt es denn für Schulen hier?« fragte er aus seinen Gedanken heraus. »Ich habe einen dreizehnjährigen Sohn.«
Jones lächelte flüchtig. »Hat Sie unsere sonnige Halbinsel doch schon gefangengenommen? Ja, Sie können es nirgendwo auf der Welt schöner haben. Und was die Schulen betrifft – es gibt unweit eine Elite-Schule mit erstklassigen Lehrkräften. Wer die besucht, hat schon den besten Start in sein späteres Leben.«
Nach diesen erlebnisreichen Stunden konnte Bertold es kaum erwarten, daheim anzurufen. Ingeborg würde seinem Anruf auch schon entgegenfiebern.
»Es lohnt sich hundertfach, da noch einen Batzen Geld hineinzustecken«, versicherte er. »Wenn dieses Haus erst wieder zum Leben erwacht ist, werden wir uns darin wie die Könige fühlen.«
»Du bist ja direkt überschwenglich, Bertold«, freute sich Ingeborg. »So kenne ich dich gar nicht.«
»Ich kenne mich selbst nicht mehr«, scherzte ihr Mann. »Aber so ist das wohl, wenn einem plötzlich das ganze Leben auf den Kopf gestellt wird.«
»Es scheint dir aber nicht schlecht zu bekommen«, äußerte Ingeborg im gleichen Ton. »Und wie geht es nun weiter?«
»Morgen bringt mich Jones zu einer Architektin, mit der ich mich beraten werde«, erzählte Bertold aufgeregt. »Wenn wir uns einig werden, soll sie die Sache in die Hand nehmen. Das Übrige überlasse ich dann Jones. Er kriegt sein Gehalt weiter.«
»Und du kommst zurück?« fragte Ingeborg schnell.
»Ja, auf alle Fälle. Dann überlegen wir gemeinsam, wie wir unsere Zukunft gestalten werden, Ingeborg.« Es klang bedeutungsvoll.
»Oh, Bertold«, sprach Ingeborg leise, »manchmal denke ich immer noch, ich träume das nur…«
*
Wenn Bertold einmal die Worte über die Lippen gekommen waren, ihm sei das Leben auf den Kopf gestellt worden, so hatte er damit den plötzlichen Reichtum gemeint, was sonst.
Daß es darüber hinaus noch etwas anderes geben könnte, was die Grundfesten erschütterte, hätte er doch nicht geahnt.
Es geschah, als er zum ersten Mal Gwendolyn Roberts gegenüberstand. Und es wurde ihm beim zweiten, beim dritten Mal, als sie sich sahen, immer mehr zur Gewißheit, daß er sich in sie verliebt hatte.
Was war es nur, was ihn an dieser Architektin so faszinierte?
Sie war schlank, blond, ungeschminkt. Keine Plastikschönheit, kein Glamourgirl, wie es einem hier manchmal über den Weg lief, sondern eine gescheite, berufstätige Frau um die Dreißig.
Doch ihr Gang, ihre Bewegungen, ihr Lächeln bezauberten ihn. Sogar der Akzent, mit dem sie deutsch sprach. Wer vermochte das schon zu erklären, diese Hingezogenheit zu einem anderen Menschen, der nun eine große Bedeutung für ihn gewann. Das gab es, seit die Welt besteht.
Wenn sie durch das Haus gingen, sie ihn dieses und jenes erklärte und Verbesserungsvorschläge machte – auch die Fenster riet sie ihm auszuwechseln, weil die Rahmen morsch geworden waren –, dann hörte er nur auf ihre Stimme und nickte zu allem. Es würde schon recht sein.
Es schien sie zu freuen, daß er ihr freie Hand ließ. Sie wollte wieder ein Schmuckstück daraus machen.
»Mike und mir hat es schon leid getan, daß es mehr und mehr bergab damit ging«, sagte sie einmal. »Aber ihm waren die Hände gebunden. Es ist gut, daß Steven-House jetzt wieder einen Besitzer gefunden hat.«
Heute hatte Bertold Gwendolyn Roberts zum Essen eingeladen. Sie hatte erst später kommen können, es war darüber Abend geworden.
»Ich habe mich mit einigen Firmen beraten und Kostenvoranschläge mitgebracht, die ich Ihnen vorlegen möchte«, sagte sie und griff nach ihrer Aktenmappe, als sie sich in einem Strandhotel gegen-übersaßen.
»Muß das jetzt gleich sein?« fragte Bertold. »Könnten wir das nicht mal beiseiteschieben und nur den Abend genießen?«
Gwendolyn ließ von der Tasche ab, sie legte die Hände vor sich auf dem Tisch zusammen und sah ihr Gegenüber mit einem leichten Lächeln an. »Wie Sie wollen. Ich dachte, Sie hätten es eilig damit. Es könnte doch sein, daß Sie Ihren Aufenthalt hier baldmöglichst beenden wollen, da Ihr Haus noch nicht bewohnbar ist.«
Bertold schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich ganz wohl im Hotel.« Er hielt ihren Blick fest. »Und in Ihrer Gesellschaft, Miß Roberts. Es wäre schön, wenn Sie auch mal privat ein wenig Zeit für mich hätten. Oder erlauben Ihnen das häusliche Verpflichtungen neben Ihrem Beruf nicht?«
»Deren gibt es für mich als Single kaum«, gab sie zurück. »Seit mir eine mehrjährige Beziehung zerbrochen ist, lebt es sich ganz gut allein.«
»Nun, dann brauchen wir unsere Zusammenkünfte vielleicht nicht nur bei sachlichen Unterredungen wie bisher zu belassen. Ich würde sehr gern das Land näher kennenlernen, die Sehenswürdigkeiten, die angepriesen werden. Aber allein herumzufahren macht auch keinen Spaß.«
»Sie meinen, Sie wollten mich gewissermaßen als Führerin anheuern«, sagte sie mit einer leisen Verschmitztheit, die Bertold entzückte.
»Nein, nicht so. Die könnte ich ja über das Hotel bekommen. Das wäre dann sehr unpersönlich. Es geht mir darum, mit Ihnen zusammen zu sein.«
Sie sah ihn an, in ihren klaren graublauen Augen stand ein eigenartiger Ausdruck. Aber sie schwieg.
Sie speisten dann und plauderten mehr obenhin. Bertold bewunderte das Schauspiel, das sich ihnen hinter den breiten Fenstern bot, das wechselnde Farbenspiel des Himmels und des Wassers, von Goldrot wurde es zu einem satten Purpurrot. »Das ist traumhaft«, sagte er.
»Ja, wir haben prächtige Sonnenuntergänge hier«, stimmte Gwendolyn ihm zu. »Man gewöhnt sich daran, wenn man immer hier lebt. Aber ich sehe es jetzt mit Ihren Augen an, da ist es auch wie neu für mich.«
Ein Hauch von den glühenden Farben lag noch in der rasch einfallenden