Mami Staffel 4 – Familienroman. Diverse Autoren
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mami Staffel 4 – Familienroman - Diverse Autoren страница 37
Bertold senkte den Kopf. »Ja, Ingeborg«, schwerfällig kamen ihm die Worte über die Lippen, »ich möchte dir nicht weh tun… Aber es gibt da jetzt jemand…« Er stockte. Hilfloses, törichtes Gestammel, mehr war es nicht. Und er wagte es nicht, seine Frau dabei anzusehen.
Ingeborg saß wie erstarrt.
War das nicht alles nur ein schlechter Traum? Daß sie sich in Florida in einer prunktvollen Villa befand, in einem mit kostbarem Seidendamast bezogenen Sessel, einem Mann gegenüber, der ihr Mann war und es offenbar nicht länger sein wollte.
Sie strich sich über die Augen. Ihr Blick wurde wieder klar. Kein Traum, nein. Grausame Wirklichkeit.
Und er wollte ihr nicht weh tun! War das nicht blanker Hohn?
»Wer ist es?« fragte sie. »Eines von diesen blutjungen, ausgeflippten Girls, von denen man hört, daß sie reichen älteren Männern den Kopf verdrehen? Bist du auf so etwas hereingefallen?«
»Nein«, antwortete Bertold schroff, und er merkte, daß er seine Fassung wiedergewann. »Sie ist eine tüchtige, berufstätige Frau. Eine Architektin, auch für Inneneinrichtungen zuständig.«
Seine Lider zuckten. Der Zusatz war überflüssig gewesen.
»Ah so!« Ingeborg erinnerte sich, daß von einer Architektin schon die Rede gewesen war, im Anfang. Später war sie nicht mehr erwähnt worden. Ihr Blick ging umher. »Dann ist das alles wohl ihre Gestaltung hier, draußen wie drinnen?«
»Weitgehend ja«, mußte Bertold zugeben.
»Und wie weit geht eure private Beziehung?« wollte Ingeborg wissen.
»Ich liebe diese Frau, Ingeborg«, bekannte Bertold. »Es ist mein Wunsch, mit ihr zu leben.«
»Hier«, fiel sie ihm ins Wort, und sie hatte auf einmal einen bitteren Geschmack im Mund. »Dieses Luxusnest habt ihr für euch errichtet, nicht für uns. So muß ich das wohl verstehen, oder?«
»So darfst du das nicht sehen«, verteidigte sich der Mann. »Unsere Gefühle füreinander sind erst allmählich gewachsen und haben sich vertieft.«
»So allmählich wohl doch nicht, wenn man die wenigen Monate bedenkt, denen eine langjährige Ehe gegenübersteht«, meinte Ingeborg. »Willst du die jetzt wegwerfen wie ein altes Hemd, das dir nicht mehr paßt?«
Bertold machte eine Kopfbewegung. »Ich bin nicht der erste Mann, der eines Tages seine Freiheit wiederhaben möchte, Ingeborg«, hielt er ihr entgegen. »So etwas geschieht hundert- und tausendfach.«
»Allerdings, ihr Männer macht es euch leicht«, behauptete sie hart. »Man geht, wenn die eigene Frau nicht mehr taufrisch ist und eine Jüngere einem reizvoller erscheint, vor allem, weil sie neu ist.«
»Und du?« Mit einem eigenartigen Blick sah er sie an. Seine Stimme nahm an Schärfe zu. »Daß du mich schon einmal betrogen hast, daran denkst du wohl nicht mehr. Überstunden mußtest du machen, eine Tante am Wochenende besuchen, alles Lüge. Und als ich endlich dahinterkam, erklärtest du mir eiskalt, den anderen zu lieben. Was wäre denn gewesen, wenn er dich wirklich gewollt hätte? Du wärst doch gegangen. Also mache mir keine Vorwürfe. Ich war dir in allen diesen Jahren treu.«
Ingeborg war blutrot geworden. »Das ist schon so lange her«, sprach sie leise, »ich habe es oft bereut.« Unsicher begegnete sie seinem Blick. »Und du würdest es vielleicht auch bereuen, wenn du uns verläßt, Bertold.«
»Ich verlasse euch ja nicht, jedenfalls nicht im Sinne von im Stich lassen«, beteuerte er. »Du sollst die Hälfte des Vermögens haben, damit wirst du immer noch eine reiche Frau sein, und ich werde immer für dich dasein, Ingeborg, wenn du mich brauchst. Und für Uli sowieso. Ich bin und bleibe sein Vater.«
»So einfach ist das«, warf Ingeborg bitter ein.
Sie schliefen getrennt in dieser Nacht. Zimmer gab es ja genug in Steven-House.
*
»Dann ist es wohl das Beste, wenn ich den Koffer gar nicht erst auspacke«, sagte sie am nächsten Morgen, nachdem sie zusammen gefrühstückt hatten. Uli hatte sich schon aufgemacht, die nähere Umgebung zu erkunden.
»Nicht so«, bat Bertold. »Uli wäre zu enttäuscht, er hat doch Ferien.«
»Er wird noch ganz andere Enttäuschungen zu verkraften haben«, sagte Ingeborg herb.
Sie sagten dem Jungen vorläufig nichts, sie ließen ihm noch seine Freude. Er fühlte sich sozusagen als junger Herr hier, er redete mit dem Gärtner, der die Anlage pflegte, stolz, seine Englischkenntnisse anbringen zu können.
Und er war gesprächig, der Mann mit dem runden Strohhut auf dem Kopf.
»Stell dir vor, das war eine Frau, die die Pläne für die Instandsetzung unseres Hauses gemacht hat«, erzählte Uli seiner Mutter. »Sie heißt Gwendolyn Roberts und hat ihr Büro in Lake City. Ich weiß ja nicht, wie es vorher ausgesehen hat. Aber auf alle Fälle kann die was.«
Auf diese Weise kannte Ingeborg nun den Namen.
Sie dachte viel darüber nach, ob sie um ihre Ehe kämpfen sollte. Aber wollte sie sich soweit demütigen, die ANDERE aufzusuchen? Lohnte es sich noch, zu kämpfen?
Bertold schien doch jedes Interesse an ihr als Frau verloren zu haben. Er gab sich freundlich, höflich und gehalten, eben wie zu einem Gast. Wenn Uli nicht geredet hätte, so wäre wohl mehr als einmal nichts als Schweigen zwischen ihnen gewesen.
Wenn diese Tage nur schon vorüber wären…
Aber was würde dann sein? Eine große Leere. Und Qualen der Eifersucht, ja, auch das. Gewisse Vorstellungen, die sie kaum von sich weisen konnte. Bertold war nie ein temperamentvoller Liebhaber gewesen. Würde er es bei der anderen sein?
Was galt ihr das viele Geld, das er ihr zugestehen wollte. Was sollte sie damit. Die teuren Modellkleider konnte sie sich kaufen, die sie früher manchmal in eleganten Geschäften bewundert hatte. Nun würden sie nicht mehr unerschwinglich für sie sein. Eine große Wohnung, oder auch ein Haus, annähernd luxuriös wie dieses. Bertolds Schritte würde sie nicht mehr darin hören. Eine einsame, getrennt lebende Frau, mit einem Sohn, der in einigen Jahren auch seine eigenen Wege gehen würde.
»Heute könnten wir mal in den Nationalpark fahren«, schlug Bertold an diesem Tag vor. »Das ist ein in der Welt einzigartiges Biotop, ein riesiges Naturgebiet mit seltenen Tieren und Pflanzen. Es wird euch begeistern.«
»Ich glaube, ich möchte nicht mit«, sagte Ingeborg.
»Warum denn nicht?« Mit runden Augen sah ihr Sohn sie an. »Ist dir nicht gut? – Die Mama hat sich immer noch nicht aklimatisiert«, wandte er sich an seinen Vater.
Ingeborg blieb zu Hause – wenn es denn ein Zuhause für sie gab. Sie schwamm ein paar Runden im Pool, dann wollte sie sich auf einer der breiten Liegen ausstrecken, die dort standen.
Aber plötzlich hatte sie keine Ruhe mehr.
Es fuhr ein Bus nach Lake-City. Wie, wenn sie die Abwesenheit ihrer beiden nutzte,