Absolute Zero Cool. Declan Burke

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Absolute Zero Cool - Declan  Burke

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dass es realistischer wird, oder? Authentischer?«

      Er schaut mich scheel an, macht sich über sich selbst lustig und grinst. »Na gut«, sagt er dann.

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      Manchmal singt Cassie im Schlaf. Die Worte sind nicht zu verstehen, eine Melodie ist nicht vorhanden. Es klingt wie Stöhnen, kurzes Aufschreien, schrilles Quieken. Nichts davon ergibt irgendeinen Sinn. Auch als zusammenhängende Sequenz ergibt es keinen Sinn. Falls es eine direkte Verbindungslinie zwischen dem Rauschen des Weltalls und einem Requiem von Mozart gibt, zwischen bedeutungslosem Zischen und perfektem Klanggebilde, dann gehört Cassie mit ihrem Gesang in einen Chor der Wale.

      Manchmal singt sie zwei Monate nicht, dann dreimal in der Woche. Es dauert mal fünf Sekunden, mal eine Minute. Warum?

      Ich habe ihren Gesang aufgenommen, ohne sie um Erlaubnis zu bitten. Ein unverzeihlicher Übergriff. Aber Cassie weiß gar nicht, dass sie singt. Wenn ich es ihr erzähle, wird sie vielleicht nie mehr singen. Was dann?

      Ich habe das Band langsamer abgespielt, dann beschleunigt und es rückwärts laufen lassen. Keine meiner Manipulationen hat irgendwelchen Sinn zutage gefördert. Einstweilen habe ich die folgenden Möglichkeiten ausgeschlossen: Hymnen, Popsongs, Erkennungsmelodien von Fernsehsendungen, Werbejingles, Kinderlieder.

      Ich weiß nur, dass ihr Gesang nicht dazu da ist, gehört zu werden. Es ist noch nicht mal wie das unbewusste Schreien eines Babys, das zwar ein unartikuliertes Plärren ist, aber immerhin auf Hunger, eine nasse Windel oder Schmerz hinweist.

      Im Dunkeln warte ich darauf, dass Cassie singt. Im Augenblick des Wartens erreiche ich den Tangentialpunkt, an dem ich die Menschheit berühre, diese einzigartige Rasse, die einen Kreisbogen entlangstrebt, der entworfen wurde, um der unumstößlichen Logik der Natur zu widersprechen.

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      »Und?«, fragt er.

      »Du hast den richtigen Ton getroffen«, sage ich. »Und ich finde, es ist dir gut gelungen, dir den Anschein eines mitfühlenden Perversen zu geben.«

      »Es stört dich also nicht, wenn ich ab und zu was beisteuere?«

      »Überhaupt nicht. Je mehr du schreibst, umso weniger Arbeit habe ich.«

      »He«, sagt er mit einem schüchternen, dümmlichen Grinsen, »wäre es nicht witzig, wenn ich darüber schreibe, dass ich kein Schriftsteller sein will?«

      »Hol mir mal schnell ein Korsett«, sage ich. »Könnte sein, dass ich mir eine Rippe angeknackst habe.«

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      Heute Morgen hängt dichter Nebel über den Bergen, und ganz feine Tropfen rieseln ständig herab. So ein Nieselregen, der überall durchdringt, ohne dass man es merkt. Ich trete vom Fenster zurück, die Lichter sind ausgeschaltet, ich trinke meinen Kaffee und schaue zu, wie Billy etwas liest, das er geschrieben hat. Ab und zu schaut er auf und sieht hinüber zum Haus.

      Gegen halb neun geht er, läuft linkisch um das Bambusbeet auf der anderen Seite des Karpfentümpels herum, mit hochgezogenen Schultern wegen des Regens.

      Die Art, wie er geht, bringt mich auf den Gedanken, dass er die acht Zentimeter, die er angeblich zugelegt hat, dicken Innensohlen in seinen Schuhen verdankt.

      Nicht mal eine Tasse Kaffee hat er bekommen. Jetzt war ich dran.

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      In umgekehrter Reihenfolge funktioniert die Kommandohierarchie im Krankenhaus ungefähr so:

      Kakerlaken

      Aushilfskräfte

      Vorgesetzte der Aushilfskräfte

      Krankenschwestern

      Stationsschwestern

      Oberschwestern

      Assistenzärzte

      Berater

      Spezialisten

      Wirtschaftsprüfer

      Verwaltungsrat

      Gott

      Alle diese wundersamen Kreaturen müssen ihre Notdurft verrichten. Früher oder später sind die Rohre verstopft. Dann warten alle darauf, dass eine der Aushilfen kommt und den Augiasstall ausmistet. Anschließend beginnt alles von vorn.

      Ich nenne diesen Prozess »Dienstag«.

      Alle haben was gegen Montage, aber Montage laufen immer gut.

      Dienstage sind übel.

      Dienstag ist der Mr Hyde des Montags. Er lungert im Schatten herum und zwirbelt sich seinen ausladenden Schnurrbart. Die Dienstage locken Freitag den 13. auf den Parkplatz und zünden ihm die Füße an, nur um zuzuschauen, wie er tanzt. Wenn der Dienstag ein Kontinent wäre, dann wäre er Afrika südlich der Sahara: verleugnet, zerstört und höllisch fies.

      Dienstage stehen permanent vor einer Rebellion. Ich kann das spüren. Dienstage wollen Samstagabende sein, und die wenigen süßen Ausnahmen im Jahr genügen ihnen nicht. Wenn euch also irgendwann alles um die Ohren fliegt, dann sagt nicht, ihr seid nicht gewarnt worden.

      Wir haben die Dienstage zu sehr an die Kandare genommen, ihnen keine freie Zeit gelassen. Wir haben uns keine Gedanken über die Arbeitsbedingungen der Dienstage gemacht. Der Dienstag ist wie der blindwütige Samson, dessen Haar unbemerkt, aber stetig wächst.

      Ich habe euch gewarnt.

      Der Gewerkschaftsvertreter ist am Telefon, also muss heute wohl Dienstag sein.

      »Du hast schon wieder eine offizielle Verwarnung bekommen, Karlsson«, sagt er. »Wenn ein Mitglied sich auf der Arbeit daneben benimmt, wirft das ein schlechtes Licht auf die Gewerkschaft. Das solltest du beherzigen, denn wir sitzen alle im selben Boot. Wenn jeder seinen Beitrag leistet, ist es für alle einfacher. Du weißt doch, dass die Arbeitsverträge der Reinigungskräfte nächsten Monat neu verhandelt werden.«

      »Solltet ihr nicht auf meiner Seite stehen?«, frage ich. »Man hat mich in den Arsch gefickt, metaphorisch gesprochen. Wie kann denn in diesem Zusammenhang jeder seinen Beitrag leisten, wenn jemandem im metaphorischen Sinn der Arsch aufgerissen wird?«

      »Regeln sind nun mal Regeln«, sagt er.

      »Es gibt aber auch schlechte Gesetze. Das Gesetz ist ein Scheißdreck, und es muss auch als Scheißdreck betrachtet werden.«

      Aber es ist Dienstag, und er hört nicht zu. »Noch ein Vergehen und du bist suspendiert«, sagt er.

      »Noch eins und ich bin gefeuert. Wie soll ich denn suspendiert werden, wenn ich schon gefeuert bin?«

      »Dies ist eine disziplinarische Verwarnung. Du bekommst eine offizielle Benachrichtigung innerhalb von drei Arbeitstagen.«

      »Kann ich nicht warten,

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