El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde. Brigitte Lamberts

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El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde - Brigitte Lamberts Krimi

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mal auf der anderen Seite gearbeitet.« Schwere Bagger planieren die rotschimmernde Erde zu einer breiten Fläche, während an anderen Stellen noch gerodet wird. »Und das Land hier hat Bauern gehört, keineswegs der Gemeinde.« Er zeigt zur rechten Seite. »Schau, du kannst es noch erahnen. Ganze Olivenplantagen mussten weichen.«

      »Wird das für den Tourismus gemacht?«

      »Einerseits für die Touristen, aber bestimmt auch für die wohlhabenden Residenten, die im Südosten leben. Das Problem ist, dass es auf dieser Strecke schon mehrfach zu schweren Verkehrsunfällen gekommen ist. Dass die Straße erweitert wird, ist ja okay, aber in dem Ausmaß halte ich es doch für etwas übertrieben.« Er wendet sich kurz Sara zu. »Hast du das Anwesen rechts gesehen, als wir die gut ausgebaute Autobahn verlassen haben und dann auf diese zweispurige Straße geleitet wurden?«

      Sara schaut ihn fragend an.

      »Ein super Anwesen, richtig groß. Es steht zum Verkauf. Aber wer will schon so viel Geld ausgeben, um direkt an einem Autobahnkreuz zu wohnen?«

      »Da müssen die Besitzer bestimmt mit hohen Einbußen rechnen«, überlegt sie.

      »Wenn sie es überhaupt verkauft bekommen. Und ich sage dir, die hat es eiskalt erwischt, die wussten, als sie damals bauten oder das Anwesen gekauft haben, nichts von den Plänen der Gemeinde.« Er zuckt mit den Schultern. »Auch das ist Mallorca.«

      Sven muss immer wieder vom Gas gehen, denn die Schilder für die Geschwindigkeitsbegrenzung sind sehr kreativ aufgestellt, runter auf 30 Kilometer, dann wieder auf 80 hoch, um sogleich die Geschwindigkeit wieder auf 60 zu reduzieren.

      »Hast du dich denn schon etwas in Palma umgesehen?«, nimmt er erneut das Gespräch auf.

      »Ja, einiges habe ich schon gesehen, eine tolle Stadt. Aber natürlich nur das, was sich so eine unbedarfte Touristin wie ich halt ansieht. Und viel Zeit habe ich leider nicht.«

      »Wieso?« Sven schaut Sara fragend an. »In zwei Wochen lässt sich die Insel doch schon ganz gut erkunden. Na ja«, er lacht, »wenn man nicht vorhat, die ganze Zeit am Strand zu liegen.« Sara berührt Sven an der Schulter und er dreht sich kurz zu ihr um.

      »Ich bin nicht nur hier, um mir die Insel anzuschauen und mich zu erholen.«

      »Oh, da habe ich wohl etwas falsch verstanden. Aber weshalb bist du dann auf Mallorca?« Sogleich hat er das Gefühl, etwas zu direkt gewesen zu sein. Doch Sara antwortet ohne zu zögern: »Ich bin auf den Spuren meiner Urgroßeltern.«

      »Deiner Urgroßeltern?«, hakt Sven interessiert nach.

      »Sie haben Ende der Dreißigerjahre auf Mallorca gelebt und sich dann hier gemeinsam das Leben genommen.«

      Fast hätte Sven vor Entsetzen auf die Bremse getreten. »Mein Gott, weshalb denn das?«

      »Sie waren Deutsche jüdischen Glaubens und sie hofften, hier auf Mallorca sicher zu sein.«

      Sven holt tief Luft und bemerkt: »Ein verheerender Trugschluss, nehme ich an. Soviel ich weiß, haben Hitler und Franco anfänglich eng kooperiert, auch wenn sie sich nicht ausstehen konnten. Das wurde erst später anders, als die Alliierten immer mehr an Boden gewannen.«

      Beide hängen für einen Moment ihren Gedanken nach, dann fährt Sara fort: »Meine Urgroßeltern sind 1933 nach Mallorca ausgewandert.«

      »So früh schon?« Sven blickt erneut zu Sara hinüber.

      »Mein Urgroßvater hatte wohl für die Amerikaner gearbeitet und die Rente war ihm nicht nur sicher, sie reichte auch für ein gutes Leben hier auf der Insel. Zudem hatte er geerbt, sodass sie sich zumindest finanziell keine großen Sorgen zu machen brauchten.«

      »Und was geschah dann?«, will er wissen.

      »Das Leben hier auf Mallorca verlor für die beiden seine Leichtigkeit, denn immer stärker wurden deutsche Juden, die sich in Sicherheit wähnten, unter Druck gesetzt. Auch von normalen deutschen Auswanderern mit brauner Gesinnung.«

      »Und dann?«

      »Meine Urgroßeltern konnten ihre beiden Töchter 1936 mit Visa für Frankreich vorerst in ein sicheres Land retten.«

      »Was ist aus ihnen geworden?«

      »Meine Großmutter hatte das große Glück, einen Schweizer kennenzulernen, meinen Großvater.« Sie lächelt. »Liebe auf den ersten Blick. Sie heirateten und somit war meine Großmutter gerettet.«

      »Und deine Großtante?«

      »Sie haben versucht, sie in die Schweiz zu holen, aber dann war sie plötzlich verschwunden.«

      »Auschwitz?«, fragt Sven mit belegter Stimme.

      »Ich weiß es nicht. Meine Großmutter sagte, sie war wie vom Erdboden verschluckt.«

      »Sie haben aber Nachforschungen angestellt, Rotes Kreuz und so?«

      »Ja, natürlich, aber nichts herausgefunden. Jahre später wurde sie für tot erklärt.«

      »Leben deine Großeltern noch?«

      »Nein, sie sind schon länger tot und meine Eltern sind vor zwei Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.«

      »Das tut mir sehr leid.« Sven schluckt. Er muss unbedingt mal wieder seine Eltern anrufen.

      »Und nun willst du mehr herausfinden?«

      »Ja, ich will wissen, wie meine Urgroßeltern ihre letzten Tage hier auf Mallorca verbracht haben und was damals geschehen ist.«

      Ihm läuft es trotz der warmen Temperaturen kalt den Rücken herunter. Er ahnt, wie es damals auf Mallorca zugegangen sein muss.

      »Wo willst du ansetzen?«

      »Ich dachte an das Deutsche Konsulat.«

      »Gute Idee. Ich hoffe nur, die geben dir Einsicht in ihre Unterlagen. Die werden sich damals auch nicht mit Ruhm bekleckert haben.« Ohne zu zögern schiebt er nach: »Ich würde dir sehr gerne helfen, wenn ich darf.«

      »Klar, wenn du Zeit hast. Das wäre prima, denn ich kann kein Spanisch. Und wenn man mir im Konsulat nicht weiterhelfen kann oder will, bin ich aufgeschmissen.«

      »Als Journalist sollte es mir doch möglich sein, einige Türen zu öffnen.« Sven kennt sich gut genug, um zu spüren, dass er sich nicht nur in Sara verliebt hat, sondern dass ihn diese Familiengeschichte schon jetzt in ihren Bann zieht.

      Mittlerweile haben sie Campos erreicht, das Städtchen, das alle, die nach Süden oder Südosten fahren, passieren müssen. Doch die wenigsten nehmen sich die Zeit, den alten Ortskern zu erkunden, der ziemlich ursprünglich geblieben ist. Auch diesmal nimmt sich Sven vor, möglichst bald einmal anzuhalten. Aber nicht heute. Schon biegt er auf die Landstraße Richtung Colònia de Sant Jordi ab.

      Nach wenigen Kilometern wird die geradlinige Straße schma­ler und hügelig. Mal geht es runter, mal rauf, mal ist der Blick auf den Asphalt gerichtet, dann wieder wird in weiter Ferne der Horizont sichtbar.

      Wie eine Schneise zerteilt die Straße die Olivenhaine, die zu beiden Seiten durch alte

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