El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde. Brigitte Lamberts

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El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde - Brigitte Lamberts Krimi

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      Dort steht Chen Yáng mit einem Drink in der Hand und winkt ihn an den halbrunden Tresen, hinter dem ein großer Weinklimaschrank zu sehen ist. Mit erlesenen Weinen, die er wohl nie in seinem Leben kosten wird, geht es ihm durch den Kopf. Nachdem sie sich kurz begrüßt haben, lediglich mit einem Kopfnicken, denn sein Chef reicht ihm nicht die Hand, gibt Chen Yáng dem Barkeeper ein Zeichen, seinem Gast dasselbe zu kredenzen wie ihm, einen Gin Tonic auf Eis. Bao Huáng kann den Geruch von Wacholder nicht ausstehen, das weiß sein Auftraggeber. Wieder ein Indiz dafür, dass er mehr als verärgert über seinen Angestellten ist. Chen Yáng geht auf eine Sitzgruppe nahe der Bar zu und nimmt Platz, dann kommt er ohne Umschweife zum Thema. »Da haben Sie wohl auf ganzer Linie versagt.« Huáng zuckt zusammen.

      »Ich habe geglaubt, Sie haben ein Gespür für die jeweilige Situation und kennen mich mittlerweile.« Er winkt mit der Hand ab. »Sie sind zwar einiges über die freigegebene Summe gegangen, aber Fakt ist, das Bild befindet sich nicht in meinem Besitz.« Er nimmt einen Schluck, dann redet er weiter. »Hatte ich mich nicht deutlich ausgedrückt? Ich wollte und will immer noch dieses Bild.«

      »Xiao Yáng«, eine von ihm mit Bedacht gewählte ehrerbietende Anrede für einen jüngeren Mann, »ich bin 2,5 Millionen über mein freigegebenes Budget gegangen.« Sein Arbeitgeber nimmt einen weiteren Schluck. Huáng hat seinen Drink noch nicht angerührt. Wie käme er auch dazu. Erst wenn sein Chef ihn auffordert zu trinken, darf er ebenfalls an seinem Glas nippen. Außerdem ist es wichtig, einen klaren Kopf zu behalten.

      »Es ist unglücklich gelaufen und die erste Wut hat sich bei mir gelegt. Und doch, ich will dieses Bild haben, heute mehr noch als vor ein paar Tagen.« Yáng schaut seinem Angestellten, ganz untypisch, direkt in die Augen. »Es ist mir egal, wie Sie das hinbekommen, aber ich will dieses Bild besitzen, verstehen Sie das?« Er lässt sich im Sessel zurückfallen, sodass Bao Huáng auf seinem Sitz vorrutschen muss, um ihn, der jetzt leise spricht, überhaupt verstehen zu können. »Ich bleibe so lange in Madrid, bis Sie mir das Bild übergeben. Haben Sie verstanden?« Huáng nickt.

      Bevor er eine Frage stellen kann, fährt sein Auftraggeber fort: »Das Bild ist an einen Condé auf Mallorca gegangen. Das Auktionshaus ist sehr diskret. Das schätze ich, aber nicht, wenn ich Informationen brauche.« Er nimmt einen weiteren Schluck. »Mehr habe ich nicht in Erfahrung bringen können.« Er lässt die Eiswürfel in seinem Glas aneinander klirren. »Der Einlieferer ist ein Portugiese aus Lissabon. Das Bild hat seinem Vater gehört und er war es, der das Selbstbildnis in die Auktion gegeben hat. Ob Ihnen das weiterhilft, weiß ich nicht. Auf jeden Fall dürfte es nun schon auf Mallorca sein. Die liefern schnell.« Er lacht hämisch auf und nimmt einen letzten Schluck aus seinem Glas. Dann steht er auf und greift nach einem Umschlag in seiner Jacketttasche. »Hier ein Vorschuss für Ihre Auslagen. Besorgen Sie mir das Bild, egal was es kostet, egal wie Sie es anstellen, ich will es!«

      Bao Huáng schaut seinem Chef nach, der zu den Aufzügen geht. Sein Gin Tonic ist unberührt.

      Palma. Restaurant El Café Del Gran Hotel. Sven steht unter den Arkaden des ehemaligen Grandhotels und tritt von einem Bein auf das andere. Er schaut die Straße hinunter, erst Richtung Teatre Principal, dann zur anderen Seite. Schließlich nimmt er die große Treppe gegenüber ins Visier. Hier strömen die Menschen von der höher gelegenen Plaça Major hinunter zu den Boulevards, der Rambla und dem Passeig des Born. Doch Sara ist in der Menschentraube auf den Stufen nicht auszumachen. Ein Blick auf seine Armbanduhr verrät ihm, er wartet nun schon über eine halbe Stunde. Er ist nervös. Hat sie sich verlaufen? Oder schlimmer noch: Versetzt sie ihn?

      Als sich zwei Hände von hinten über seine Augen legen, schreckt er zusammen. Er fasst die Hände, dreht sich um und schaut in das strahlende Gesicht von Sara.

      Mit pochendem Herzen umarmt er sie und zögert einen Moment, sie mit einem Wangenkuss zu begrüßen. Sie bemerkt seine Unsicherheit und kommt ihm zuvor. Dann nimmt er ihre Hand. »Du siehst großartig aus.« Bewundernd betrachtet er sie. »Die weißen Shorts und das Top stehen dir ausgezeichnet. Du hast sogar schon etwas Farbe bekommen«, stellt er schmunzelnd fest. Sie lacht und legt ihre Arme um seinen Oberkörper, dann flüstert sie ihm ins Ohr: »Und was hast du für heute geplant?«

      »Lass dich überraschen. Doch zuerst stärken wir uns mit einem cortado. Was meinst du?« Sven deutet zur Außenterrasse des Restaurants El Café Del Gran Hotel. »Es ist für einen gepflegten Kaffee immer noch die erste Adresse hier in Palma.«

      »Warum nicht, dann kannst du ja schon einmal ausplaudern, was wir heute unternehmen.« Sie lässt nicht locker und zwinkert ihm zu.

      Kaum haben sie sich gesetzt, Sven hat zwei cortado bestellt, betrachtet Sara die Fassade des ehemaligen Hotels. »So schön, diese vielen Balkone, Erker, und schau, die farbigen Ornamente im obersten Stockwerk.« Sven gefällt es, dass Sara so begeisterungsfähig ist.

      »Hier siehst du die schönste Jugendstilfassade der ganzen Stadt«, erwidert er.

      »Bist du dir sicher?«

      Doch Sven überhört den ironischen Unterton. Mit einer ausladenden Handbewegung zeigt er nach oben und erklärt lebhaft: »In Palma gibt es einige wunderbare Gebäude im katalanischen Jugendstil, aber dieses soll das schönste sein. Gehört sich auch für ein ehemaliges Grandhotel, übrigens das erste Hotel auf der Insel überhaupt.«

      Sie zieht die Augenbrauen hoch. »Wann wurde es eröffnet?«

      »1903, und es ist wohl schon 1953 geschlossen worden.«

      »Also lange, bevor der Touristenboom auf Mallorca begann«, bemerkt sie.

      »Nun ja, in den Dreißigerjahren, vor dem Spanischen Bürgerkrieg, war Mallorca schon sehr beliebt. Da waren es allerdings fast ausschließlich sehr wohlhabende Briten, die per Schiff auf die Insel kamen. Aber natürlich hast du recht, erst in den Sechzigerjahren ging es so richtig los mit dem Tourismus. Und heute steht die Insel in den Sommermonaten kurz vor dem Kollaps.« Er seufzt. »Obwohl es diesen Sommer auszuhalten war, aber letztes Jahr war es die Hölle.«

      »Apropos Touristen, wohin willst du mich denn heute entführen?« Sara legt ihre Hand auf die von Sven und schon wieder machen sich die Schmetterlinge in seinem Bauch bemerkbar.

      »Entführen hört sich gut an.« Sven grinst. »Auf meinem Plan steht ein ausgezeichnetes Fischrestaurant in Colònia de Sant Jordi. Danach können wir uns am Strand etwas von den kulinarischen Strapazen erholen und dann zeige ich dir den Südosten der Insel mit den wunderschönen Fischerdörfern Cala Figuera, Portopedro und Portocolom. Was meinst du?«

      Sara stützt ihren Kopf in beide Hände und schaut ihm in die Augen: »Ist das nicht ein bisschen viel auf einmal?«

      »Die Entfernungen hier auf der Insel sind nicht so groß, wie du vielleicht denken magst. Aber wir können es ja einfach auf uns zukommen lassen. Es muss nicht alles auf einmal abgearbeitet werden«, schlägt er mit einem Augenzwinkern vor. »Und ich hoffe doch sehr, es ist nicht unser letzter gemeinsamer Ausflug.« Dann springt er auf, um drinnen zu bezahlen.

      Das Hardtop seines alten Porsches hat er schon am Morgen abgenommen und so fahren sie offen auf der Autopista de Llevante am Hafen entlang, dann an der Kathedrale vorbei und aus Palma heraus. Der warme Wind umspielt ihre Gesichter und Sven fingert die Sonnenbrille aus der Brusttasche seines Hemdes. Der kurze Stau auf dem Ring um Palma herum hat sich auf der Höhe des Flughafens aufgelöst und nun geht es zügig auf der MA-19 Richtung Campos. Nach wenigen Kilometern, kurz hinter Llucmajor, staunt Sara beim Anblick der Bagger: »Das scheint ja hier eine Großbaustelle zu werden.«

      »Wohl wahr und völlig unnötig.«

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