El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde. Brigitte Lamberts

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El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde - Brigitte Lamberts Krimi

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besten Austern des Marktes, wollen wir die zusammen probieren?« Manuel verzieht das Gesicht, dann legt er den Arm um Lucía und flüstert ihr zu: »Mit unserem El Gustario brauchen wir bis heute Abend nicht mehr zu rechnen.« Lucía schaut ihn verwundert an. Dann sehen sie, wie ihr Freund mit ausgestrecktem Arm auf zwei freie Barhocker an der Theke des Standes zeigt. Sie grinst. »Das glaube ich auch.«

      Palma. Mercat de Santa Catalina. Die Hocker an der langgezogenen Theke und die wenigen kleinen Tische rechts von der Bar sind längst besetzt, die Geräuschkulisse schon recht laut. Doch Sven und die junge blonde Frau, die sich als Sara vorgestellt hat, scheint das nicht zu stören, sie unterhalten sich angeregt. Fast macht es den Eindruck, als gäbe es das Treiben um sie herum gar nicht. Sie haben verschiedene Austernsorten probiert, nur mit Zitrone beträufelt. Sven erklärt die Unterschiede bei den Schalentieren und wie wichtig die Wasserqualität bei der Züchtung ist. Auf ihre Frage, ob er auf Mallorca leben würde, erzählt er ausführlich, wie es dazu gekommen ist: dass er vor rund zwei Jahren den Auftrag bekommen hat, als Gastrokritiker einen besonderen kulinarischen Reiseführer über Mallorca zu schreiben, er deswegen für drei Monate auf die Insel gereist sei und danach einfach nicht mehr wegwollte.

      »War es eine Schönheit der Insel oder die mallorquinische Küche?« Sie zwinkert ihm zu. Sven lacht, dann legt er den Kopf leicht schräg und denkt kurz nach.

      »Ich habe Mallorca immer schon geliebt, aber geblieben bin ich wegen meiner neuen Freunde.«

      »Freundschaft, das ist wie Heimat.«

      »Stimmt! Könnte von Tucholsky stammen.«

      »Ist von ihm.«

      Sven grinst belustigt. »Wollen wir nicht zum ‚Du‘ übergehen? In Spanien spricht sich jeder mit dem Vornamen an.«

      »Gerne«, erwidert sie.

      Sven genießt Saras Gegenwart und ihr geht es offensichtlich ähnlich.

      »Und du?«, fragt er, »machst du Urlaub auf Mallorca?«

      »Ja, zwei Wochen habe ich mir freigeschaufelt.«

      »Wann bist du angekommen?«

      »Heute früh.« Sara lacht. »So früh, dass ich mein Hotelzimmer noch nicht beziehen konnte. Also habe ich meine Koffer an der Rezeption abgestellt, bin durch die Altstadt gelaufen und dann in Santa Catalina gelandet.«

      »Bist du das erste Mal auf Mallorca?«

      »Ja, und ziemlich unwissend.«

      Sven grinst. »Ich zeig dir meine Lieblingsinsel, wenn du magst.«

      »Sehr gerne. Das machen wir!«

      Svens Augen strahlen. »Wollen wir ein Glas cava trinken?«, schlägt er vor, »ich hätte jetzt große Lust auf einen kühlen Sekt.« Sara ist einverstanden und Sven bestellt zwei Gläser bei der Bedienung hinter der Theke. Sie warten. Irgendwie haben sie den Gesprächsfaden verloren und wissen nicht so recht, was sie sagen sollen. Dann schauen sie sich an und lachen etwas verlegen. Als die Gläser über den Tresen gereicht werden, greifen sie danach und stoßen miteinander an.

      »Wo wohnst du im richtigen Leben?«

      Sie schmunzelt. »In der Schweiz. Das hört man doch, oder?«

      »Ach, nee, wäre ich jetzt nicht draufgekommen«, scherzt Sven. Der Schweizer Akzent ist tatsächlich nicht zu überhören. Er runzelt leicht die Stirn, aber nachbohren will er nicht. Stattdessen fragt er: »Ist die Schweiz nicht sehr teuer?«

      »Ja, ziemlich, aber man schlägt sich so durch. Und du wirst es nicht glauben, seit ein deutscher Discounter seine Filialen bei uns eröffnet hat, geht es uns, den nicht so Begüterten, besser.« Sven, der gerade einen Schluck Sekt getrunken hat, verschluckt sich. Nur mühsam bekommt er wieder Luft. Doch bevor er etwas sagen kann, stellt Sara fest: »Aber die Preise auf Mallorca sind auch nicht ohne.«

      »Stimmt. Aber es gibt tatsächlich das andere Mallorca. Und das zeige ich dir.« Sven holt sein Portemonnaie aus der Hosentasche und legt es auf die Theke des kleinen Standes.

      »Und wo bist du untergekommen?«

      »In einem kleinen Hotel in der Altstadt, einfach, aber sauber, und absolut zentral gelegen.« Dass sie ihm den Namen des Hotels nicht verrät, fällt Sven zwar auf, aber er misst dem keine Bedeutung bei.

      Sara öffnet ihre Handtasche und reicht ihm eine Visitenkarte. »Ruf mich einfach an, wenn du Zeit hast.«

      »Mach ich, versprochen.« Er nimmt die Visitenkarte und steckt sie in die Brusttasche seines Hemdes.

      »Leider muss ich jetzt los. Ich helfe bei den Vorbereitungen zur Eröffnungsparty der neuen Tapasbar meines Freundes.« Er hebt bedauernd die Hände, dann kommt ihm ein Gedanke. »Aber vielleicht magst du heute Abend zur Party nach Illetes kommen? Wir feiern in Lucía’s Strandbar. Ich würde mich freuen.«

      Sie lächelt. »Das kann ich dir nicht versprechen, vielleicht. Erst muss ich zurück ins Hotel und dann weiß ich noch nicht so genau, was ich mache.« Sven versteht sie und bestellt die Rechnung. Sie verabschieden sich mit einer kurzen Umarmung und dem Versprechen, sich wiederzusehen.

      Sara will sich noch etwas in den Markthallen umsehen, deshalb macht sich Sven allein auf den Weg. Er braucht noch Espressokapseln und so geht er in Richtung Passeig des Born, dem von Platanen eingefassten Prachtboulevard Palmas, an dessen Ende der Bus nach Illetes hält. Zugesagt hat sie nicht, aber wer weiß, vielleicht kommt sie doch, geht es ihm durch den Kopf. Es war recht forsch, sie gleich einzuladen. Wir kennen uns kaum. Ach egal. Er wischt die Bedenken mit einer Handbewegung weg. Sie gefällt mir, die hellen blauen Augen, das blonde, schulterlange Haar, die schlanke Figur und sie scheint aufgeschlossen und interessiert zu sein. Sven zieht ihre Visitenkarte hervor. Sara Füssli steht darauf und eine Handynummer.

      Palma. Altstadt. 12. Mai 1940. Zwei große Schaufenster rahmten den schmalen Eingang zu dem Fotogeschäft ein. Über ihnen stand auf einem die ganze Fassadenbreite einnehmenden Schild: ‚Mestre de la fotografia alemania, fundata 1923‘. In einem Fenster wurden Porträtfotografien in beeindruckenden goldenen Rahmen präsentiert, in dem anderen hingen große Landschaftsaufnahmen. Einige Motive erkannte er wieder, die Kathedrale von Palma, den Hafen von Pollença, das Tramuntanagebirge mit schneebedeckten Gipfeln, die Felsen der Bucht von Palma und darüber die Hügel von El Terreno. Julius Goldschmidt nickte anerkennend.

      Der Fotograf war ein Meister seines Faches, aber das hatte sein Freund Max Horrmann schon angedeutet. Er brauchte lediglich neue Passfotos. Die Fotos von seiner Frau und ihm waren zwar erst zwei Jahre alt und groß verändert hatten sie sich nicht. Doch je aktueller, desto besser, nicht dass ein älteres Foto einen weiteren Antrag sofort wieder zunichtemachte. Als er sich der Eingangstür näherte, fiel sein Blick auf eine Landkarte, die von einem Ständer herabhing: das Deutsche Reich. Er trat näher heran, fast wäre er mit der Stirn an die Scheibe gestoßen. Kleine Hakenkreuzfähnchen zeigten den Frontverlauf.

      Er erschauderte.

      Farblich auf der Karte in Rot hervorgehoben schwoll das Nazi-Deutschland an. Dänemark und Norwegen waren besetzt, ebenso die Niederlande, Luxemburg und Belgien. Noch bevor er sich abwenden konnte, erschien ein Mann in einem weißen Kittel im Schaufenster und verschob die Fähnchen ein Stück weiter nach Westen und Osten.

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