El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde. Brigitte Lamberts

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El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde - Brigitte Lamberts Krimi

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Dimension – es geht viel schleppender voran. Schon die Baugenehmigung einzuholen war ein Abenteuer für sich, die Bürokratie auf der Insel ist unschlagbar langsam und zugleich so kreativ, dass man aufpassen muss, später nicht die Grundsteuer für ein benachbartes Grundstück zu zahlen. Doch die Gefahr besteht in diesem Fall nicht: Die zwei Restaurants sind die einzigen auf der kleinen felsigen Erhöhung vor dem Strand. Dem Besitzer einer nahegelegenen Imbissbude, einer chiringuito, hatte Manuel ein Angebot unterbreitet, das dieser nicht ablehnen konnte. Nun haben sie die Bucht zumindest gastronomisch ganz für sich.

      Auch die Bauarbeiten waren ein Erlebnis. Wie oft war er allein auf der Baustelle – weit und breit kein Arbeiter in Sicht. Doch jetzt ist alles fertig, er ist glücklich und stolz. Morgen Abend steigt die große Eröffnungsparty. Und so wie es aussieht, wird es richtig voll.

      Sven nimmt die Sonnenbrille ab und wischt sich über die Augen. Für Manuel war es selbstverständlich, ihn zum Kompagnon zu machen, nach allem, was sie gemeinsam durchgestanden hatten. Sein Freund würde ohne ihn wahrscheinlich nicht mehr leben und das Restaurant wäre schon längst geschlossen, hätten nicht so viele Menschen ihm und seiner Familie in der schlimmen Zeit beigestanden. Besonders freut es ihn, dass Lucía weiterhin mit dabei ist. Während Manuel im Krankenhaus lag, hatte sie die Küche übernommen und sich als exzellente Köchin erwiesen.

      Nun führt Manuel sein Restaurant weiter und die neue Tapasbar hat er in Lucías Obhut gegeben. Sie kocht und Sven ist für das Marketing und die Events in beiden Häusern zuständig. Sie haben schon einige kulinarische Themenabende im ‚Manuel’s‘ veranstaltet, bei denen Sven als Gastrokritiker und mittlerweile sehr guter Kenner der typisch mallorquinischen Küche die Gäste erfolgreich unterhalten hat.

      Sven lässt die frische Meeresluft bis tief in seine Lungenflügel gleiten. Dann marschiert er über den weißen Sand zu den kleinen Steinstufen, die ihn zur Terrasse von Lucías Bar führen.

      Lucía steht mit Manuel in der Küche. Die beiden debattieren heftig. »Eine Auswahl von zehn unterschiedlichen tapas, zwei verschiedene Salatteller, zwei größere Gerichte und drei Nachspeisen reichen vollkommen aus«, sagt Lucía mit funkelnden Augen. Manuel ist damit nicht einverstanden. »Meine Gäste sind eine umfangreichere Karte gewöhnt«, entgegnet er aufgebracht.

      »Mag sein, aber zu unserem Eröffnungsfest braucht es nicht mehr, es sind doch alles geladene Gäste und die wissen, dass ich nur mittags geöffnet haben werde.« Lucía tritt einen Schritt auf Manuel zu und bohrt ihm den Zeigefinger in die Brust. Bevor Sven, der gerade eintritt, ein Wort an sie richten kann, schiebt Lucía nach: »Wir waren uns einig. Du verantwortest deine Küche, ich meine.« Sie holt Luft und ergänzt: »Außerdem müssen wir uns voneinander abgrenzen. Es macht keinen Sinn, wenn beide Restaurants das Gleiche anbieten.«

      »Das meine ich doch gar nicht.« Manuel legt ihr besänftigend seine Hand auf die Schulter.

      Lucía verdreht die Augen. »Manuel, das hatten wir schon besprochen. Ich biete eine Vielzahl unterschiedlicher tapas an und immer eine Auswahl an Salaten und bei dir bekommen die Gäste ein ganzes Menü.«

      »Ja, natürlich, so ist es geplant, aber gerade bei der Eröffnung …«

      Sie unterbricht ihn. »Eben. Da biete ich zusätzlich zwei größere Gerichte an und fertig.«

      »Nun beruhigt euch mal«, mischt sich Sven ein. Sofort drehen sich Lucía und Manuel zu ihm um und posaunen im Gleichklang heraus: »Du hältst dich da raus.« Als sie Svens erschrockenen Gesichtsausdruck sehen, müssen beide lachen.

      »Okay, kommt, setzen wir uns und dann überlegen wir gemeinsam«, schlägt Manuel vor und zeigt zur Terrasse. Lucía greift nach einer Flasche palo und einem Teller mit Zitronenschnitzen, Sven bringt eine Flasche Soda und drei Gläser zum Tisch. Nachdem Lucía den Kräuterlikör in die Gläser gefüllt hat, prosten sie sich zu. Das, was sie gemeinsam durchgestanden haben, kann ihnen niemand nehmen. Nicht die Zuneigung zueinander, nicht das Verständnis füreinander und schon gar nicht das Vertrauen ineinander.

      Madrid. Auktionshaus. Das großbürgerliche Stadtpalais, der Palacio Longoria, liegt im Herzen Madrids an der Kreuzung der Straßen Calle Fernando VI. und Calle Pelayo und beherbergt ein renommiertes Auktionshaus. Mehrere Marmorstufen führen Bao Huáng durch ein schmiedeeisernes Tor in den großzügigen Empfangsraum des prachtvollen Gebäudes, das als bedeutendstes Beispiel des »Modernismo«, des spanischen Jugendstils, in Madrid gilt. Doch für diese architektonische Schönheit hat der Chinese keinen Blick. Auch die Kunstsammler, Journalisten, Kunstberater, Galeristen und Kuratoren von Museen sowie die Kunstexperten des Hauses interessieren ihn nicht, die hier bei einem Glas Champagner zusammenstehen und nach den pinchos greifen, den kleinen belegten Weißbrotscheiben, die auf silbernen Tabletts gereicht werden. Huáng folgt nur seinem Auftrag.

      An der Tür zum Auktionssaal muss er sich ausweisen und erhält seine Bietermarke. Der Raum ist hell ausgeleuchtet, vorne auf der Bühne befindet sich das Stehpult für den Leiter der Auktion, daneben steht ein länglicher Tisch mit Bildschirmen für die Mitarbeiter. Im Hintergrund ist an der Wand ein großer Monitor befestigt, auf dem später das aktuelle Gebot zu dem jeweiligen Kunstwerk in verschiedenen Währungen zu sehen sein wird. Er setzt sich in eine der ersten Stuhlreihen und fasst sich mit der Hand ans Ohr. Der In-Ear-Kopfhörer sitzt. Sein Auftraggeber Chen Yáng, mit dem er während der Auktion telefonisch verbunden sein wird, will das Objekt mit der Losnummer 125, ein wertvolles Gemälde, unbedingt ersteigern. Die Schätzung liegt bei 2 bis 2,5 Millionen Euro. Bao Huángs Spielraum geht bis 4,5 Millionen, danach muss er Kontakt aufnehmen. Wie bei so vielen Superreichen geht es seinem Chef nicht so sehr um das Kunstwerk selbst, sondern um das Image, das Renommee, das mit dem Erwerb von Spitzenstücken verbunden ist. Eines weiß er jedoch: Nicht jede Summe wird von Chen Yáng mitgetragen, da ist sein Auftraggeber anders als seine Landsleute oder die russischen und arabischen Mitbieter.

      Der Raum füllt sich. Eine junge blonde Frau setzt sich auf den Stuhl links neben ihm, ein übergewichtiger Afrikaner nimmt rechts von ihm Platz. Sie nicken sich zu. Noch wird getuschelt, Stühle gerückt, hier und da die Nase geschnäuzt oder gehustet. Seine Sitznachbarin fächelt sich Luft mit einem Auktionsprospekt zu. Bei so vielen Menschen wird es schnell warm. Als der Auktionator die Bühne betritt, verstummt die Geräuschkulisse. Lässig lehnt sich der Mittfünfziger an sein Stehpult.

      Das Licht im Raum wird gedimmt und die Scheinwerfer nehmen den Versteigerer in den Fokus. Bao Huáng schaut konzentriert nach vorne. Eine Arbeit nach der anderen wird aufgerufen. Mitarbeiter mit weißen Handschuhen stellen das jeweilige Bild auf die Staffelei oder die eine oder andere Skulptur auf einen breiten Sockel. Der Auktionator hat sein Publikum genau im Blick. Wie ein Entertainer fesselt er seine Gäste. Er macht das ganz geschickt, mal verlangsamt er das Tempo, mal zieht er es an. Stocken die Bietergebote, schafft er es mit Charme und Humor, die Kaufinteressierten aus der Reserve zu locken. Zwischendurch gibt es unterhaltsame Bemerkungen, dann schlägt er mit dem Hammer auf das Pult.

      Es ist soweit. Das Los 125 wird aufgerufen. Bao Huáng greift nochmals zum Ohr. Die Frau neben ihm, bisher eher gelangweilt, strafft ihren Rücken und rutscht auf ihrem Stuhl etwas nach vorne. Der Afrikaner scheint zu dösen. Ein verhülltes Bild wird von zwei Mitarbeitern vom Tuch befreit. Der Auktionator gibt Auskunft zu dem Werk. Er verrät nichts Neues, alles ist im Auktionskatalog nachzulesen. Doch er versteht es, Spannung aufzubauen. »Wir dürfen Ihnen jetzt eine Rarität präsentieren. Es handelt sich um ein Doppelselbstbildnis von Max Beckmann.« Er holt kurz Luft, um mit noch mehr Elan weiterzureden. »Beckmann bildet sich gleich zweimal in diesem Werk ab, als Künstler vor der Staffelei, der sich selbst auf der Leinwand festhält.« Es folgt eine dramaturgische Pause, dann fährt er fort: »Ein vergleichbares Bild ist von Beckmann nicht bekannt. Und es ist marktfrisch!« Seine Stimme wird lauter. »Noch nie wurde dieses Doppelselbstbildnis in einer Auktion angeboten. Es befand sich über 70

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