Stalingrad - Die stillen Helden. Reinhold Busch
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Als ich im Dezember 1942 wegen eines Todesfalles in der Familie von Stalingrad beurlaubt wurde, besuchte ich auf dem Wege nach Tazinskaja die Kriegslazarette22 und ‚meine‘ Verwundeten. Ich fand sie alle in gutem Zustand. Nach freundlicher Aufnahme im Kriegslazarett nahmen mich gewöhnlich nach einiger Zeit der Chef und der Chirurg beiseite. Sie bestätigten mir den ungewöhnlich guten Zustand der auf unserem vorgeschobenen H.V.P versorgten Verwundeten mit großen Höhlenschüssen und fragten dann, nach welcher besonderen Methode ich operiert hätte. Ich konnte ihnen immer nur sagen, diese guten Erfolge beruhten nicht auf einer besonderen Operationsmethode, sondern auf dem frühen Zeitpunkt der Operation.“23
Mobile Operationswagen bei der Panzertruppe
Bei der 16. Panzer-Division wurden für die vorgeschobenen Hauptverbandplätze, bestehend aus vier Operationsgruppen, Operationswagen erfunden, um mit dem schnellen Tempo der Panzer mitzuhalten; auch für diese gab es mehrere Ärzte, die sich darum Gedanken gemacht hatten. Dr. Erwin Paal: „Bei dem erstmaligen Einsatz der Kompanie als Hauptverbandplatz im Frankreichfeldzug im Mai 1940 hatte sich gezeigt, daß die Einrichtung des HVP lange Zeit in Anspruch nahm und eine große Zahl von Arbeitskräften band, andererseits die Strapazen des Marsches die Kraft der Männer schon vor Beginn der eigentlichen Aufgaben erheblich verbrauchten. Daher wurde nach meinem Vorschlag und meinen Plänen von den Männern der Sanitäts-Kompanie in zwei Tagen ein fahrbarer Feld-Operationswagen geschaffen, der eine ständige, sofortige Einsatzbereitschaft gewährleistete und hervorragende Dienste leistete. Das Op-Fahrzeug wurde mit seiner Einrichtung am Großkampftag des 23. Mai 1940 eingesetzt und bewährte sich vollauf bei diesem Einsatz. Bei einer Besichtigung des H.V.P. fand der Feld-Operationswagen die volle Anerkennung des Sanitäts-Inspekteurs, Generaloberstabsarzt Prof. Waldmann. Generalarzt Prof. Sauerbruch24 befürwortete ebenfalls nach einer Besichtigung den planmäßigen Bau solcher Fahrzeuge. Daher wurden nach dem Frankreichfeldzug für die Panzerdivisionen weitere Op-Wagen von der Firma Miesen in Bad Godesberg hergerichtet. Somit verfügte jede Sanitätskompanie der 16. P.D. über zwei Feldoperationswagen, die im Einsatz auf die einzelnen Kampfgruppen verteilt waren. Nun hieß es, die Operations-Teams auf ihre Aufgaben einzustimmen.
Op-Wagen der 1. San.Kp. der 14. P.D.
Die Leistungsfähigkeit der Op-Wagen beruhte vor allem auf der sofortigen Einsatzbereitschaft, die besonders im Bewegungskrieg erforderlich war, sowie auf der Möglichkeit, das Op-Fahrzeug möglichst nah an die Truppenverbandplätze heranzubringen, um auf diese Weise den Zeitraum bis zur ärztlichen Versorgung des Verwundeten zu verkürzen, andererseits für die Krankenkraftwagen den Rücktransport vom Truppenverbandplatz zum Hauptverbandplatz zu verkürzen und durch den hierdurch möglichen häufigeren Einsatz der Krankenkraftwagen die Überführung der Verwundeten zur Stätte der ersten chirurgischen Behandlung zu beschleunigen.“
Im Op-Wagen der 1. San.Kp. 160
Im Op-Wagen der 1. San.Kp. der 14. P.D.
Dazu Dr. Erwin Brennecke25: „Unsere Division begann zunächst als einfache Infanteriedivision; danach wurde sie in Münster zur 16. Panzerdivision umgerüstet. Wir bei der 2. Sanitätskompanie bildeten die mobile Chirurgengruppe. Chef der Kompanie war zunächst Oberfeldarzt Dr. Poeck. Auf seine Initiative hin erhielten wir als erste Einheit der Wehrmacht einen sogenannten Operationswagen. Es handelte sich um ein ausgedientes Polizei-Mannschaftsfahrzeug, das wir liebevoll ‚grüne Minna‘ tauften. Nachfolger Dr. Poecks wurde Dr. Schattenberg26. Im Rahmen der Umrüstung wurde ein schon eleganterer größerer und schönerer zweiter Wagen angeschafft, ein Opel-LKW, der bei der Firma Miesen in Bonn entsprechend hergerichtet wurde. Diesen Wagen bekam unser 1. Chirurg Dr. Weber27; ich behielt die ‚Minna‘, die primitiv, aber wirksam meine Mannen und mich bis fast zum letzten Tage in Stalingrad begleiten sollte.
Im Wagen standen mir drei Sanitäter zur Seite; einer, der die Äthernarkosen machte, und zwei Assistenten. Dazu kam der Fahrer, ein ausgebildeter Sanitäter von der Universitätsklinik Münster. Der Wagen war mit dem Nötigsten ausgerüstet, das man zum Operieren und Verbinden brauchte; Op-Lampe und Aggregat waren vorhanden. Diese Operationswagen machten uns sehr beweglich, so daß wir bei den Kämpfen immer mit der Truppe unterwegs und ganz vorne dabei und hinter den Panzern her sein konnten – für uns eine segensreiche Tätigkeit, für die Landser ein psychologisches, kräftigendes Korsett. Sie wußten immer, wo sich unsere Wagen befanden. Die Verwundeten konnten sofort gebracht, operiert und nach der Versorgung von Sanitätswagen ins Lazarett abtransportiert werden. Die Wunden wurden gesäubert, ausgeschnitten, mit einem ‚Brennapparat‘ offen gelassen und gestichelt, damit sie keine Infektionen bekamen. Zum Hauptverbandplatz hatten wir dabei keine Verbindung.“28
Somit waren beide Sanitäts-Kompanien der 16. Panzer-Division mit mobilen Op-Wagen ausgestattet. Dr. Werner Gerlach29, Divisionsarzt der 16. P.D.: „Die vier Op-Gruppen boten den Vorteil, daß wir mit diesen gegebenenfalls überschlagend immer in den Einsatz gehen konnten. Die Op-Gruppe blieb gemeinsam mit einigen Krankenkraftwagen – abgekürzt Krkw – in ständiger Fühlung mit den Panzern und der eingesetzten Kampfgruppe und beobachtete, wo diese in Stellung gingen. Sie setzte sich soweit ab, daß sie vor feindlichem Beschuß einigermaßen sicher war und richtete sofort den vorgeschobenen Hauptverbandplatz – HVP – ein, schilderte den Weg zu ihm deutlich aus, so daß sogar auch Panzer für kurze Zeit das Kampffeld verlassen konnten, um rasch ihre Verwundeten auszuladen; oder die Sanitäts-Mannschafts-Transportwagen gaben ihre Verwundeten ab, die sie auf dem Kampffeld gesammelt oder aus den Panzern übernommen hatten. Der praktische wie auch der große moralische Wert, daß eine sofortige chirurgische Versorgung immer zur Stelle und in unmittelbarer Nähe war, war außerordentlich wichtig für die kämpfende Truppe und wurde auch sehr dankbar anerkannt.
Dr. Erich Weber, letzter Chef der 2. San.Kp. der 16. P.D., im Op-Wagen
Die Op-Gruppe bestand aus einem Vollchirurgen mit ein bis zwei Assistenzärzten und dem entsprechend im Op-Dienst ausgebildeten Sanitätspersonal, einem Operationsomnibus, der mit allem Erforderlichen eingerichtet war – Op-Tisch, Op-Lampe, Op-Bestecke, Wasser und Sterilisationsanlage –, einem PKW und einem LKW für zusätzliches Sanitätsgerät und für das große Verwundetenzelt. Mit Beginn des Einsatzes wurde die hintere Tür des Omnibusses geöffnet und daran gleich das große Zelt angeschlossen, so daß die operierten Verwundeten direkt in das Zelt getragen werden konnten. Sie lagen nun meistens nicht sehr lange in dieser provisorischen Unterkunft, weil gleichzeitig der Divisionsarzt, je nach Anfall von Verwundeten, zehn bis 15 Krankenkraftwagen dahin beorderte, die sie in die nächsten Armee-Feldlazarette abtransportierten.
Dr. Winkler im Op-Wagen
Wenn sich der Kampf weiter nach vorwärts bewegte und die eingesetzte Op-Gruppe wegen ihrer Arbeit nicht folgen konnte, wurde überschlagend die nächste Op-Gruppe eingesetzt, und sollten beide im Verlauf des weiteren Vormarsches mit den Verwundeten beschäftigt sein, so wurde die dritte Op-Gruppe herangeholt. Damit war jederzeit eine glänzende Versorgung unserer Verwundeten gewährleistet, und zwar nicht weit vom Kampfgeschehen, sondern