ARKADIA. Bernhard Kempen

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ARKADIA - Bernhard  Kempen

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ich.

      »Natürlich nicht«, erwidert Carl freundlich, »aber ich dachte, du würdest vielleicht gern eine Koryphäe der arkadischen Medizin kennenlernen.«

      Ich betrete ein ordentlich eingerichtetes Büro, in dem Thela mit einer jungen Frau plaudert, die hinter einem nierenförmigen Schreibtisch sitzt.

      »Wenn ich vorstellen darf«, sagt Carl, »Adrian Ginjeet, unser Besucher von der Erde. Und das ist Doktor Shelley Marock, genannt Rocky.«

      »Angenehm«, sage ich.

      »Nehmt doch Platz!«, fordert Rocky uns auf. »Die Untersuchung verlief rundum zufriedenstellend. Thela ist kerngesund und wird die Umwandlung zur Arkadierin problemlos verkraften.«

      »Kann es dabei zu Problemen kommen?«, hake ich nach, während ich mich auf einem Stuhl vor ihrem Schreibtisch niederlasse.

      »Höchstens zu geringfügigen«, wehrt Rocky mit einer lässigen Handbewegung ab. Sie ist eine ausgesprochen hübsche Frau mit einem geradezu klassisch proportionierten Busen, wie ich anerkennend feststellen muss. »Manchmal müssen wir ein paar Gene entkoppeln, bevor wir mit der eigentlichen Behandlung beginnen können. Sonst kann es zu einer anhidrotischen Pseudodysplasie kommen. Schließlich wollen wir vermeiden, dass unserer hübschen Patientin nicht nur die Haare, sondern auch die Zähne ausfallen.«

      »Oh Gott!«, ruft Thela entsetzt und schlägt sich die Hand vor den Mund.

      »Keine Angst«, beschwichtigt Rocky sie lächelnd. »Wie ich schon sagte, bei dir sind nicht die geringsten Nebenwirkungen zu befürchten.«

      »Stimmt es«, fragt Carl, während er sich nachdenklich über die Glatze streicht, »dass es auf der Erde immer noch Männer gibt, die keine Kosten und Mühen scheuen, um etwas gegen ihren natürlichen Haarausfall zu unternehmen?«

      »Ja, so etwas soll vorkommen«, antworte ich.

      Carl und Rocky lachen sich schlapp.

      »Wie ist dein erster Eindruck von Arkadia?«, möchte Rocky von mir wissen, nachdem sie sich wieder gefangen hat.

      »Nach allem, was ich bisher gesehen habe, scheint es ein ganz nettes Plätzchen zu sein«, sage ich. »Wenn auch sehr gewöhnungsbedürftig.«

      »Aus medizinischer Sicht würde ich dir anraten, dich zumindest oberflächlich anzupassen. Es wird dir guttun, deine irdische Hülle abzustreifen, und sei es nur für die Dauer deines Aufenthalts.«

      »Es ist schon so schwer genug für mich, den Kulturschock zu verkraften.«

      »Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung, falls du es dir anders überlegst«, sagt sie und fügt mit einem anzüglichen Grinsen hinzu: »In nur sieben Tagen könnte ich dich zum Arkadier machen.«

      Ich bin mir nicht ganz sicher, wo ich einen ähnlichen Spruch schon einmal gehört habe …

      »Danke für das Angebot«, entgegne ich freundlich, »aber meinem Chef wird es überhaupt nicht gefallen, wenn ich mich auf seine Kosten aus dem Staub mache.«

      »Wenn du wirklich hierbleiben möchtest«, wirft Carl ein, »würden wir dir über alle finanziellen Probleme hinweghelfen, bis du auf Arkadia Fuß gefasst hast.«

      »Ich könnte nie wieder als Reporter arbeiten, wenn ich eurem Verein beitreten würde!«, protestiere ich.

      »Unsere Agentur Arkadia News würde einen erfahrenen Journalisten wie dich bestimmt mit Kusshand für die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen«, sagt Carl.

      Ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu. »Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr jemanden gebrauchen könntet, der euer Image für den Rest des Universums aufpoliert. Ihr wärt bestimmt nicht so großzügig, wenn ich beispielsweise Modedesigner wäre.«

      »Dann könntest du immer noch für unsere Theatergruppe arbeiten«, erwidert Rocky.

      Diese Arkadier lassen sich offenbar durch nichts aus der Fassung bringen.

      »Ich glaube kaum, dass du dich anschließend auf die faule Haut legen würdest, aber selbst dann hättest du keine Repressalien zu befürchten«, erklärt Carl. »Niemand wird gezwungen, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, aber knapp neunzig Prozent der erwachsenen Arkadier erzielen eine Produktivitätsrate, die zumindest für die Deckung der Grundbedürfnisse ausreicht.«

      »Habt ihr Karl Marx posthum zum Ehrenbürger von Arkadia ernannt?«

      »Karl Marx hatte einen Bart!«, erwidert Rocky mit gespielter Abscheu. »Außerdem konnte seine Theorie nicht funktionieren, weil er die Natur der menschlichen Sexualität völlig verkannt hat.«

      »Aber es muss doch zumindest ein paar Verbrecher, Perverse und Schmarotzer auf Arkadia geben! Habt ihr sie irgendwo eingesperrt oder zur Erde zurückgeschickt?«

      »Selbst dort werden solche Methoden nicht mehr angewandt«, sagt Carl. »Und auf Arkadia schöpfen wir alle psychiatrischen und gentechnischen Möglichkeiten aus, um Verhaltensstörungen zu behandeln. Frag Rocky! Es war keine Übertreibung, als ich sie vorhin als Koryphäe auf diesem Gebiet bezeichnet habe.«

      »Ach, du sollst mir doch nicht schmeicheln, Carl!«, erwidert Rocky mit geradezu tuntenhafter Geziertheit.

      »Sogar ich muss zugeben, dass du rundum gelungen bist«, sagt Carl. »Du bist und bleibst das beste Beispiel für dein Können.«

      »Die Geschmäcker sind verschieden, wie es scheint«, sagt Thela mit säuerlicher Miene. »Ich würde trotzdem einen richtigen Mann vorziehen.«

      Rocky neigt den Kopf und wirft hinter ihrem Schreibtisch einen Blick nach unten. »Vorhin hast du gesagt, du könntest möglicherweise Gefallen an ihm finden«, sagt sie mit enttäuschtem Unterton in der Stimme.

      »Damit habe ich nur ihn gemeint«, erwidert Thela.

      »Ich glaube, ich kann euch beiden nicht mehr folgen«, sage ich.

      »Meint ihr, ich sollte jetzt mein kleines Geheimnis lüften?«, fragt Rocky und sieht abwechselnd Thela und Carl an.

      »Nur zu«, wird sie von Carl ermuntert.

      »So etwas hast du bestimmt noch nicht gesehen, Adrian«, bemerkt Thela mit einem zwiespältigen Lächeln.

      »Also gut«, sagt Rocky, stemmt mit theatralischer Übertreibung die Hände auf die Tischplatte und erhebt sich. Gemessenen Schrittes kommt sie um den Schreibtisch herum und baut sich mit unübersehbarem Stolz vor mir auf.

      Jetzt sehe ich, worauf sie und Thela vorhin angespielt haben – was hinter dem Schreibtisch meinen Blicken bislang verborgen geblieben ist. Zwischen den Beinen verfügt … sie? … über eine unzweideutig männliche Ausstattung.

      Sie – der Einfachheit halber bleibe ich mal bei diesem Pronomen – genießt meine Verblüffung und wippt gleichzeitig mit den Brüsten und dem Schwanz.

      »Faszinierend«, sage ich.

      »Das ist noch längst nicht alles!«, verkündet Rocky dann und spreizt ein wenig die Beine. »Schau ganz genau hin!«, fordert sie mich auf.

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