Alpendöner. Willibald Spatz
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»Du, jetzt pass auf«, sagte Werner. »Ich zeig dir jetzt was, das ist in Deutschland verboten, das darfst du nicht überall rumerzählen, wo du hinkommst, nicht einmal einer Frau, wenn du mal wieder eine haben solltest.«
»Ehrensache.«
Werner öffnete seinen Rucksack schwerfällig und suchte darin herum. Schließlich holte er eine kleine Schachtel heraus, die ein eigenartiges Rohr enthielt. Das schraubte er ebenfalls umständlich auf seinem Gewehr fest.
»Weißt du, was das ist?«
»Keine Ahnung.«
»Jetzt pass auf.«
Werner drückte einen Knopf und hielt das Gewehr aus dem Loch hinaus. Die ganze Wiese war in ein giftgrünes Licht getaucht. »Was sagst du jetzt?«
»Nichts. Was ist das?«
»Nachtsichtlicht, das ist in Deutschland verboten.«
»Hilft dir ja auch nichts.«
»Denkst du, aber für die Tiere – Füchse, Rehe, Hirsche, Wildschweine, Hasen – ist es absolut unsichtbar. Und du schießt die weg. Bamm. – Ich mach es jetzt wieder aus.«
»Ja.«
Sie saßen eine Weile im Dunkeln und sagten nichts.
»Du«, blies Werner zum Aufbruch. »Ein Freund von mir an dem Stammtisch, wo ich dich heute mitnehm, der ist bei der Kripo, der weiß vielleicht mehr, das wird interessant, wenn der keine Sonderschicht schieben muss.«
Birne fühlte sich zwar als Zeuge erster Hand leicht degradiert, war aber trotzdem froh, nicht mehr ansitzen zu müssen, sondern im Warmen beim Weizen mehr über die Vorkommnisse in seinem Haus zu erfahren.
Sie standen auf und gingen los, zunächst noch etwas steif vom langen Sitzen.
Der Korbinian war abends voller, und es wurde mehr geraucht und lauter geredet. Birne musste fest schauen, um alles aufzunehmen, während er Werner folgte, der zielsicher zu einem Tisch im Eck des zweiten Raums ging, wo ein Schild den Stammtisch auswies, an dem bereits drei Kameraden saßen und etwas traurig in ihre Gläser schauten, weil nur einer zum Schafkopfen gefehlt hätte und es noch zu früh am Abend zum Politisieren war. Birne erschrak etwas, als er seinen gestrigen Feind vom Fitnessstudio, den Schnauzbart, erkannte. Er bekam ihn als Bruno, den Mann von der Polizei, vorgestellt. Die anderen beiden waren Hans und Erwin, beide ein bisschen jünger als Birne, beide sagten nicht viel, der eine, Erwin, erwies sich als Norddeutscher. Mehr gab es über die beiden nicht zu sagen. Vielleicht hätten sie Karten gespielt, wenn sie jetzt nicht zu fünft gewesen wären. Sie hatten nicht von dem Mord gesprochen, sie hatten vielleicht auch nichts davon gehört, und Bruno, der Kriminaler, hatte allein auch nichts davon gesagt. Oder sie waren schon durch mit den Fakten. Werner fing an, bevor sie richtig saßen.
»Du sag mal, da hört man ja nette Sachen von euch.«
»Ja, ja.« Bruno sah aus, als wollte er ganze Romane loswerden, tat aber so, als sei nichts Besonderes passiert. Arschloch, dachte Birne.
Hans hob einen riesigen Kopf und sagte unter einem braunen Schnurrbart, für den er noch nicht alt genug war: »Was war denn los?«
Werner: »Hast du es nicht gehört? Im Radio?«
»Nein.«
»Mord.«
»Nein.«
»Doch.«
»Wer nachher?«
»Eine alte Frau in dem Haus, wo mein Kollege wohnt. Jetzt, Bruno, erzähl halt endlich was, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.«
»Sie wohnen da? In dem Haus?« Bruno siezte Birne.
»Ja. Brauchen Sie Information? Ich kenne die Tote ziemlich.«
»Du darfst ruhig Bruno zu mir sagen.« Bruno streckte Birne sein Weizenglas entgegen zum Anstoßen, aber Birne hatte noch nicht bestellt, er sagte: »Bruno.«
Bruno sagte: »Ihr werdet verstehen, dass ich euch nicht viel sagen kann, auch wenn ihr meine Freunde seid. Das sind heikle Ermittlungen, eine unbedachte Äußerung und alles ist dahin, und wir müssen wieder bei null anfangen. Nur so viel: Wir stehen kurz vor dem Durchbruch. Ich denke, schon nächste Woche könnte es sein, dass wir unser Protokoll schließen und der Staatsanwalt seine Arbeit aufnimmt.«
»Dann habt ihr schon eine Spur?« Werner war aufgeregt, auch Birne rutschte auf seinem Stuhl nach vorne, um kein Wort zu verpassen. Ausgerechnet jetzt mussten sie der Bedienung ihre Weizen auftragen, doch dann hörten sie wieder nur, wie Bruno weiter verkündete: »Ich darf nichts verraten, ich bin in der Sache im Moment vielleicht der wichtigste Mann.«
»Komm jetzt. Uns kannst es doch sagen.«
»Ja, erzähl doch, wir sind doch deine Stammtischbrüder«, feuerte Hans Werner mit an.
»Ihr wisst, ihr wärt die Ersten, die ich einweihen würde, aber in dem Fall: Tut mir leid, Leute.«
»Habt ihr schon einen Verdächtigen?«, wollte Hans sachlich wissen.
»Wahrscheinlich schon.«
»Und habt ihr ihn schon eingekastelt?« Werner benutzte das schöne Synonym für verhaften.
»Gut, das kann ich zugeben: er hockt.«
»Und wer ist es nachher?« Birne würde ihn wahrscheinlich eher kennen als Werner.
»Das kann ich euch beim besten Willen nicht verraten, das müsst ihr verstehen.«
»Jetzt komm, jetzt ist das Kind doch schon halb auf dem Tisch.«
Jetzt wurde Birne mutig, jetzt sagte er: »War es der Enkel?«
Bruno Abraham musterte ihn mit großen, zornig werdenden Augen, Birne hielt ihm stand. »Woher wissen Sie – woher weißt du von ihm?«
»Ich wohne, wie gesagt, in dem Haus, ich kenne die Frau, sie hat von ihm gesprochen.«
»Kennst du den Enkel?«
»Vom Erzählen. War er es?«
»Nein. Kann sein, dass wir uns die Tage noch mal beruflich unterhalten müssen.«
»Ich stehe gerne zur Verfügung«, sagte Birne nahezu militärisch devot. In ihm kämpften seine Antipathie zum Kommissar und seine