24 Stunden. Adam Hamilton
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Am Abend des letzten Abendmahls spricht Jesus mit seinen Jüngern ganz ähnlich als jemand, der sich auf seinen Tod vorbereitet. Er hat ihnen noch so viel zu sagen. Die Zukunft seines Auftrags liegt dann nämlich in ihren Händen, und er will sie auf das vorbereiten, was auf sie zukommt. Sie werden ihn sterben sehen und auch selbst verfolgt werden.
Im Johannesevangelium gibt es den vollständigsten Bericht darüber, was Jesus an diesem Abend sagt. Fünf der einundzwanzig Kapitel seines Evangeliums widmet Johannes dem, was Jesus bei diesem letzten Zusammensein seinen Jüngern mit auf den Weg gibt. Darunter sind ein paar der beliebtesten Bibelstellen aller Evangelien. An diesem Abend beim Letzten Abendmahl verspricht Jesus, dass er die Jünger nicht allein lässt, sondern ihnen den parakletos (»Tröster«, »Ratgeber«), den heiligen Geist, schicken wird. Er fordert sie auf, in ihm zu »bleiben« wie eine Rebe am Weinstock. Er befiehlt ihnen, »einander zu lieben«, aber wohl die beliebtesten seiner Worte, die er an diesem Abend sagt, sind: »Seid nicht bestürzt, und habt keine Angst! Vertraut Gott, und vertraut mir! Denn im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Sonst hätte ich euch nicht gesagt: Ich gehe hin, um dort alles für euch vorzubereiten. Und wenn alles bereit ist, werde ich kommen und euch zu mir holen. Dann werdet auch ihr dort sein, wo ich bin« (Johannes 14,1–3).
Ich habe diese Worte schon oft Sterbenden vorgelesen und dabei die Erfahrung gemacht, dass sie wirklich getröstet waren. Wenn ich über Vertrauen zu Jesus spreche, erzähle ich oft von meinen Kindern. Als sie noch klein waren, kletterten sie auf einen Baum oder fünf Stufen die Treppe hinauf, und riefen dann: »Fang mich auf, Papa!« Und dann stand ich unten an der Treppe, und sie stürzten sich von oben, kreischend und kichernd und vor Freude juchzend, kopfüber in meine Arme. Am Fuß der Treppe war der Fußboden gefliest, und wenn sie gefallen wären, hätten sie sich richtig verletzen können; aber sie hatten nie Angst, weil sie wussten, dass ihr Papa stark genug war und sie so lieb hatte, dass er sie nicht fallen lassen würde. Schon oft habe ich sterbenden Menschen gesagt, dass so Vertrauen aussieht. Ich lade sie dann ein, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, wie sie sich in Gottes Arme stürzen und darauf vertrauen, dass er stark genug ist, um sie zu beschützen, und sie so lieb hat, dass er sie nie wieder loslässt.
Als Jesus sich auf seinen eigenen Tod vorbereitet, verspricht er, dass er einen Platz für uns vorbereitet, damit wir eines Tages für immer bei ihm sind.
HERR, HILF MIR, DARAUF ZU vertrauen, dass du mich liebst; dass du mich nicht loslässt, und dass du einen Platz für mich vorbereitet hast, an dem ich im Reich Gottes bei dir sein kann, wenn mein Leben hier auf der Erde zu Ende ist. Amen.
2Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine degenerative, unheilbare Erkrankung des Nervensystems, die durch die zunehmende Lähmung aller Muskeln – also auch der Atemmuskulatur – zum Tod führt.
7. Die Aufträge von Gründonnerstag
Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt, so wie ich in ihm bleibe, der trägt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten … Wenn ihr viel Frucht bringt und euch so als meine Jünger erweist, wird die Herrlichkeit meines Vaters sichtbar.
Wie mich der Vater liebt, so liebe ich euch. Bleibt in meiner Liebe!
Wenn ihr nach meinen Geboten lebt, wird meine Liebe euch umschließen. Auch ich richte mich nach den Geboten meines Vaters und lebe in seiner Liebe. Das alles sage ich euch, damit meine Freude euch ganz erfüllt und eure Freude dadurch vollkommen wird. Und so lautet mein Gebot: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Niemand liebt mehr als einer, der sein Leben für die Freunde hingibt.
(Johannes 15,5; 8–13)
AM DONNERSTAGABEND DER KARWOCHE, AN dem das Letzte Abendmahl stattfindet, gibt Jesus seinen Jüngern mehrere Aufträge. Er befiehlt ihnen, mit einem Mahl aus Brot und Wein an ihn zu denken (»Das tut zu meinem Gedächtnis«, Lukas 22,19; Lutherbibel). Als er ihnen die Füße wäscht, befiehlt er ihnen, seinem Beispiel zu folgen und sich gegenseitig zu dienen. Und in Johannes 15 lesen wir dann, dass er befiehlt: »bleibt in mir« und »liebt einander«. Es ist der Befehl, in Christus zu bleiben, mit dem wir uns heute näher beschäftigen wollen.
Als Jesus seine Jünger darauf vorbereitet, dass sie bald ohne ihn sein werden, ruft er sie auf: »bleibt in mir«. Er verwendet dabei das Bild vom Weinstock und den Reben, um zu veranschaulichen, was er sich von ihnen – und ebenso auch von uns – wünscht. Wir sollen mit Jesus in Verbindung bleiben, auch wenn wir ihn nicht sehen können. Wir sollen Kraft und geistliche Nahrung aus unserer Verbindung zu ihm beziehen, und zwar durch Gebet, Meditation und Anbetung und durch die Beschäftigung mit seinem Leben und seinen Lehren, wie sie die Bibel beschreibt. Außerdem sollen wir mit anderen über ihn sprechen. Dass Sie gerade dieses Buch lesen, ist ein Versuch von Ihnen, in ihm zu bleiben, indem Sie sich mit seinen letzten Stunden auf der Erde beschäftigen.
Ich kenne einen Mann, der einmal ein dynamisches geistliches Leben geführt hat. Er spürte die Gegenwart Gottes in seinem Leben und setzte sich gerne für Gott und andere Menschen ein. Immer wieder suchte er nach Möglichkeiten und Wegen, anderen zum Segen zu werden, sich um sie zu kümmern und sie zu ermutigen. Wenn ich ihn ansah, sah ich Freude. Aber vor ein paar Jahren ist dann irgendetwas mit ihm passiert. Er verließ die Gemeinde – nicht plötzlich, sondern eher schleichend, nach und nach. Er war einen Sonntag nicht im Gottesdienst und dann noch einen, und schon bald war er häufiger ab- als anwesend. Er ging nicht mehr in seine Kleingruppe und setzte sich nicht mehr für andere Menschen ein. Er hörte auf, in der Bibel zu lesen, gab nicht mehr seinen Zehnten, und irgendwann hörte er auch auf zu beten. Als ich ihn neulich traf, war von der Freude, die er früher im Blick hatte, nichts mehr zu erkennen, und er hat kürzlich Entscheidungen getroffen, die schwerwiegende Konsequenzen haben. Sein Handeln hat große Ängste bei ihm ausgelöst, und es ist nichts mehr von der Frucht zu erkennen, die in seinem Leben einmal vorhanden war. Das kann passieren, wenn wir nicht mit dem Weinstock in Verbindung sind.
Wenn wir mit dem Weinstock verbunden bleiben, wenn wir aktiv etwas dafür tun, in Christus zu bleiben – und damit meine ich nicht nur Beten, Bibellesen, Anbeten und Spenden, sondern unsere Liebe zu anderen Menschen durch Taten zum Ausdruck zu bringen – dann bringen wir Frucht. Diese Liebe ist mehr als herzliche Zuneigung; sie ist die Bereitschaft, rechtschaffen zu sein, nach dem Guten für andere zu streben und anderen zum Segen zu werden.
Bringen Sie Frucht? Würden andere Sie als liebevollen Menschen beschreiben? Warum bzw. warum nicht?
JESUS, HILF MIR, IN DIR zu bleiben – mit dir zu reden, auf deine Stimme zu hören, dich anzubeten und mich mit deinem Wort zu beschäftigen. Bitte hilf mir, ein Leben der Liebe zu anderen zu leben. Amen.
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