Malmotta - das Unbekannte. Walther Kabel

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Malmotta - das Unbekannte - Walther Kabel

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sie vor mir, alter Patu. Aber mit solchen Schlichen fängt man Käptn Bolk nicht ... Reiten wir hinüber. Sie sind tot. Lebend wollten sie mich haben. Die Würfel fielen gegen sie. Es war ein ehrlicher Kampf von meiner Seite, Abelsen.«

      Er schaute mich an. »Die drei kämpften unehrlich. Einer mag Pferdedieb in Texas gewesen sein. Er warf den Lasso wie ein Jongleur, aber meine Kugeln waren flinker.«

      Patumengi hatte unsere Dromedare durch einen Pfiff herbeigelockt. Wortlos trabten wir zu den fernen Büschen. All das war sehr seltsam.

      Wortlos betrachtete ich die Toten, drei Kerle wie Strauchdiebe. Jedem saß die Kugel im Hirn.

      Bolk sagte kalt: »Das sind sie ... Vor zwanzig Jahren waren sie jung ... Sie wußten viel, und sie klebten sich an meine Fährte, bis sie mich fanden ... Narren!! Als ob’s auf Malmotta Gold gegeben hätte!« Er lachte bitter. »Gold?! Immer wieder dieser verfluchte blanke Dreck, Abelsen! Immer noch werden die Menschen zu Halsabschneidern dieses jämmerlichen Metalls wegen! – Buddeln wir sie ein ... Der da hieß Joicker, der da Mortensen, der Petersen ... um den tut’s mir leid, das war noch der Anständigste. Aber auch sein Herz war nur noch ein Spritfaß, die Kerle hatten den Alkoholwurm im Schädel – wie ich, denken Sie nun, Abelsen, und sie lächeln sicherlich ironisch ... Mein Würmchen, ja, das nährt sich nur in den Stunden banger Zweifel.« Ein nadelscharfer Blick traf mich. »Glauben Sie an die periodische Wiederkehr gewisser Erdumwälzungen? Sie sind doch ein Studierter ...«

      Der ganze Mann und sein zusammenhangloses Gerede und seine unbegreifliche Kaltblütigkeit als Vernichter dreier Menschenleben waren mir ein Rätsel.

      Ich kam nur zu der betrübenden Schlußfolgerung, daß es mit Peter Bolks Geisteszustand doch weit schlechter bestellt war, als Freund Patumengi mir dies ebenfalls sehr geheimnisvoll angedeutet hatte.

      Er blickte mich immer noch durchdringend an.

      »... Vielleicht,« fügte er hinzu, »vielleicht könnte ich sie brauchen ... Hätten Sie Lust zu einer Seereise ins Unbekannte, Abelsen?! Ihr Gesicht gefällt mir. Mein Würmchen darf Sie nicht stören. Jeder hat einen Gehirnknacks. Die Grenzlinien zwischen Gehirn und Irrsinn sind ziemlich verschwommen. Ich bin kein Genie, auch kein Verrückter. Ich ... warte nur. Nein, ich wartete. Denn die Zeit ist um, und dieser Besuch beim alten Patu mein letzter. Heute über zwölf Tage sticht mein frischgepinselter Schoner in See. Ich habe alles genau berechnet ... Wir kommen dann gerade zur rechten Zeit an.

      Er hatte bereits begonnen, ein natürliches Sandloch zu vergrößern. Patumengi half ihm

      Irgendein dunkler Trieb zwang mich dazu, gerade die Taschen des toten Petersen zu durchsuchen. Peter Bolk verlangte keine Antwort von mir, kümmerte sich auch nicht weiter um mein Tun – und Petersen sollte Deutscher gewesen sein. In meinen Adern floß zur Hälfte deutsches Blut. Das Wort »Mutter« war für mich noch immer wie ein Gebet.

      Petersen war in grünen Kord gekleidet. Sein fahles Gesicht zeigte mir klare Linien einer besseren Vergangenheit.

      Ich steckte seine Brieftasche, seine billige Nickeluhr und ein Medaillon, das er um den Hals auf der Brust trug, zu mir. Als ich den Jackenzipfel, der stark gewölbt war, befühlte, fand ich noch ein Ledersäckchen. Es war schwer und enthielt zu meinem Erstaunen tropfenförmige Goldklümpchen in Erbsengroße.

      »Käptn, sehen Sie her ...«

      Bolk zuckte die Achseln. »Weiß ich!! Gestohlen, geraubt! Schmeißen Sie das Zeug in das Sandloch – Vorwärts!« Seine Stimme war hart, seine Augen funkelten.

      Patumengis kleine schmierige Hand griff nach dem Säckchen.

      »Freund Olaf, aus der Erde kam's, die Erde erhält es zurück. Es klebt Unheil an diesen Körnern!«

      Ich wandte mich ab als sie die Toten einscharrten und Sand und Steine zum Hügel wölbten. Mir war seltsam zumute. Vielleicht ist es das innige Vereintsein mit der Natur, das mir nun bereits seit Jahren beschieden ist und das meine feinsten Sinne geschärft und jenes »Unterbewußtsein« wachgerufen hat, von dessen Vorhandensein nicht nur der exakte Wissenschaftler, sondern ebensosehr der unzivilisierte Naturmensch Zeugnis ablegen kann. Ich ahnte irgend etwas Bedrohliches voraus. Ich kannte die drei Erschossenen nicht, ich kannte erst recht nicht ihre Beziehungen zu Peter Bolk. Ich sagte mir, daß der Kapitän doch sehr triftige Gründe für diesen letzten Besuch bei Patumengi gehabt haben müsse. Von der Küste hierher waren es gut acht Tagesritte. Aus rein freundschaftlichen Gefühlen würde Bolk wohl kaum in diese Einöde sich hineingewagt haben – nur um dem Zwergenkönig die Hand ein letztes Mal kameradschaftlich zu drücken. Acht Tage Dromedarreise, hier vielleicht zwei Ruhetage – dann wieder zurück zur Küste – wer nimmt diese Strapazen ohne triftigen Grund auf sich?!

      ... Und dann Bolks drei Verfolger! Wirklich nur drei?!

      Sie hatten ihn hier überholt, hatten ihm hier in den Büschen aufgelauert ... Es stimmte schon, was er von dem Lassowurf angedeutet hatte. Er hatte darüber nicht viel Worte gemacht, das war wohl überhaupt nicht seine Art, aber mir war der rote dicke Streifen rund um seinen Hals über dem wenig dekorativen, zerplatzten Gummikragen nicht entgangen. Sie mußten ihn beinahe erwürgt haben, die drei, und seine Schüsse waren zweifellos in Notwehr abgegeben worden – ich sah seine Handlungsweise nun doch in weit milderem Licht an.

      Rätsel ... viele Fragen ... – Und die Antwort darauf?! Die mußte ich mir wohl selbst suchen, Patumengi und der Käpten würden mich kaum so leicht in ihre Geheimnisse einweihen.

      Dort, wo die Büsche eine lange grüne Zunge nach Norden in die Steppe vorstreckten, fand ich die drei Dromedare der Toten. Ich war sehr einfach den nur schlecht verwischten Spuren der Leute gefolgt.

      Es waren ziemlich elende Kreaturen, diese drei Reittiere, sie hatten auch nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit dem schlanken vornehmen Wuchs meines eigenen Bischarin, das noch ein Andenken an verflossene Tage darstellte, als hier in den ostafrikanischen Ebenen und Wäldern eine stolze herrische Frau mit ihren Bischarin-Kriegern aufgetaucht war.

      Vorbei!

      Auch das ... war einmal! Wie so vieles andere ... ! Menschen kreuzten meinen Weg, Menschen gewann ich lieb, Menschen zerrannen mir wie Nebelschwaden vor dem Wind des Schicksals.

      Ich betrachtete die drei abgehetzten Kreaturen, die widerkäuend im Grase ruhten und mich hochmütig anglotzten. Seltsam, daß gerade im Auge der Dromedare soviel dummer Hochmut liegt ...

      Sie waren gesattelt, gezäumt, in der Erde staken die Weidepflöcke mit den Halsriemen, das Gras war rund um die Tiere bis auf einzelne Büschel abgerupft. Wie übermüdet mußten sie sein, daß sie im Liegen gefressen hatten!

      Mit dem Sattelzeug war auch nicht viel Staat zu machen. Die Wasserschläuche waren leer, in den beschabten Satteltaschen entdeckte ich nur armseligen Kram, nur das Tier des Deutschen Petersen brachte mir einen geringen Aufschluß über diesen Mann. Seine Papiere hatte ich noch nicht durchgesehen – hier stieß ich auf eine lederne Kartentasche, in der ich vier sehr genaue Seekarten eines bestimmten Teils des Stillen Ozeans fand. In die linke obere Ecke jeder Karte was mit Tintenstift geschrieben:

      Johann Friedrich Petersen, Hamburg.

      Also ein Seemann! riet ich.

      Ich steckte auch die Karten zu mir. Fennek-Freund stupste mich in demselben Moment mit dem Näschen. Im Nu hatte ich die Büchse halb erhoben ... Ein Blick auf Mukki ... Er starrte sprungbereit auf einen dunklen dichten Strauch jenseits der Tiere ...

      Ich sah etwas, das mich veranlaßte, mich sofort niederzuwerfen:

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