Malmotta - das Unbekannte. Walther Kabel

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Malmotta - das Unbekannte - Walther Kabel

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Leder und drei Riegel. Ich bin die letzte Strecke gekrochen, und das nächste Hirtenfeuer trifft den Baobab von der anderen Seite – hier ist Schatten, Dunkelheit.

      Ich öffne die Riegel und ziehe die schwere Pforte etwas auf. Ein Glück, daß ich nie allzu vertrauensselig bin. Der Hieb mit einem schweren Tonkrug, der für meinen Kopf bestimmt war, geht daneben.

      »Lassen Sie den Unsinn!« – mein Flüstern findet Antwort ...

      »Entschuldigen Sie ... ich glaubte ... » – die rauhe Stimme verstummt, ich schlüpfe hinein und der Fremde fügt hinzu: »Ich wollte fliehen...«

      Ich sehe nichts von ihm. Es ist hier stockdunkel.

      »Wer sind Sie?«

      Eine Weile schweigt er.

      »In welcher Absicht kommen Sie, Mr. Abelsen?!«

      »In guter ... Brauchen Sie Hilfe? Was hat man mit Ihnen vor?«

      Wieder eine Pause. »Man wird mich später freilassen, Mr. Abelsen. Patumengi versprach es mir.

      »Wann?«

      »Gestern. – Man behandelt mich nicht schlecht, aber der Waffenschmuggel wird schwer bestraft, und der Schuft Bolk will erst das Hafennest hinter sich haben.«

      Bisher hatte ich der heiseren Stimme des Fremden keinerlei Erregung angemerkt. Jetzt, als er über Peter Bolk redete, war der Ton erfüllt von Haß und finsterer Feindseligkeit. Noch anderes schwang in diesem schrillen Ton mit: eine eisige Ruhe, eine kalte Entschlossenheit.

      »Gehörten Sie mit zu den dreien, die den Käpten überfielen?« fragte ich geradezu.

      »Ja und nein.« Die Antwort kam ohne Zaudern. »Bolk ist ein Schurke – vielleicht waren auch Joick und Mortison nichts Besseres, aber der Deutsche Petersen kann nur als Verführter gelten.«

      Wir standen hier in der Finsternis des Bauminnern dicht voreinander. Ich spürte den Atem des Fremden trotz der Modeluft und der faulenden Holzwände, und dieser Atem wehte mich an wie etwas ganz Besonderes.

      »... Ich folgte den dreien – ich war allein,« fuhr der junge Mensch bitter fort. »Ich hätte früher eingreifen sollen ... Sie ahnen nicht, was ich hier gelitten habe und noch leide – nicht durch die Zwerge, denn sie sind sanft, gut, hilfsbereit, soweit man das von diesen Wilden verlangen kann. Aber Bolk ... » – die Stimme versagte ihm, ein Laut wie ein kurzes Aufschluchzen traf mein Ohr, ebenso jäh kam der finstere Nachsatz: »Bolk wird es büßen, so wahr ich Jan Terpe heiße!!«

      »Jan ... Terpe ... » wiederholte ich. »Ein Deutscher, junger Mann?«

      Er lachte eigentümlich schrill.

      »Auch das! Aber mehr ein Südseeinsulaner, Mr. Abelsen, einer von Malmotta ... Kennen Sie die Insel?!

      »Nein.«

      Wieder das eigentümliche kurze Auflachen. »Glaube ich Ihnen gern! Ich dachte, Bolk hätte sie erwähnt.«

      »Das tat er wohl, aber er ist etwas wirr im Kopf, glaube ich – aus seinen Reden wird niemand klug ...«

      Der Fremde schwieg.

      Ich fand sein Verhalten zumindest recht sonderbar. Ich gewann von ihm denselben Eindruck, den auch das Verhältnis zwischen Patumengi und Bolk auf mich gemacht hatte: Geheimnisvoll! – Bolks Beziehung zu dem Dokokönig war ja nun geklärt: Waffenschmuggel!! Aber dieser Jan Terpe?!

      Ich sagte eindringlich: »Junger Mann, Sie kannten also Petersen genauer? Reden Sie ganz offen mir gegenüber. Ich verrate nichts. Ich will nur Klarheit haben.«

      Draußen erhob sich gedämpfter Lärm. Ich vernahm das Schnauben von Dromedaren, Patumengis scharfe Stimme rief irgend etwas – für mich war es höchste Zeit zu verschwinden.

      »Ich komme wieder,« flüsterte ich ...

      Schon war ich draußen, schloß die Riegel, schlüpfte geduckt davon und erreichte atemlos mein kleines Gemach – dicht hinter mir erklommen Patumengi und Bolk die Leiter, sie hatten doch wohl noch gemerkt, daß jemand in den Bambuspalast schlüpfte – ich riß mir förmlich die Kleider vom Leibe, kroch unter die Wolldecke und kehrte das Gesicht der Wand zu.

      Ich hörte Patus hastiges Wispern, Bolks melancholischen Baß – dann knarrten die Stämme des langen Flures, das Knarren verebbte ... Die beiden hatten offenbar Bolks Kammer betreten. Die Gefahr, daß mein kurzer Ausflug entdeckt sei, war vorüber.

      Fennek leckte mir die Hand, beschnüffelte mich und kuschelte sich an meinen Rücken. Ich streichelte ihn, und durch mein Hirn zogen Gedankenbilder in bunter Reihe ... Namen, Menschen, Ereignisse.

      Malmotta?!

      Was war es wohl mit dieser Insel?! Erst hatte der Käpten sie erwähnt, nun hatte Jan Terpe sich als gebürtiger Malmottaner bekannt. Joicker, Mortison, Petersen mußten die Insel gleichfalls einst besucht haben ... Einst! Wann?! Und weshalb waren sie dann so eifrig hinter Käpten Bolk hergewesen?!

      Gold etwa?!

      Goldgier?!

      ... Mir fiel das Ledersäckchen ein ... Patumengi hatte es in das gemeinsame Grab der drei geschleudert ...

      Da waren überall die Enden von Fäden ... Aber es waren nur kurze Stücke, und sie ließen sich nicht aneinanderknoten ...

      Ich schlief ein.

      Im Nebenraum schnarchte die uralte trunkfeste Großmutter des Püppchens Matugira ...

      War ich über ihrem röchelnden Sägen erwacht?!

      Ich fuhr hoch ...

      Durch die Fensteröffnung fiel das Morgenzwielicht in die enge saubere Kammer und auf Peter Bolks hagere gebeugte Gestalt.

      »Ich nehme Sie mit, Abelsen,« sagte er kurz. »Wollen Sie?! Kennen Sie die Südsee?!«

      Traumbefangen murmelte ich nur:

      »Malmotta?«

      »Ja!!«

      Und er richtet sich straff auf.

      »Ja!! – Geloben Sie mir als anständiger Kerl hier in die Hand, daß Sie schweigen werden – dann sehen Sie Malmotta, nur dann! Es ist nichts Unehrenhaftes bei alledem – auch mein Wort darauf!«

      Unsere Hände fanden sich in kräftigen Druck.

      »Wir reiten in einer Stunde,« erklärte der Käpten dann. »Ziehen Sie sich an ... Packen Sie ihre Sachen ...«

      Er ging hinaus, und jetzt erst gewahrte ich auch Patumengi, der still in dem alten Plüschsessel kauerte.

      »Freund Olaf, mein Herz wird leer werden,« meinte er klagend. »Und doch lasse ich dich gern gehen, Freund Olaf. Peter Bolk ist ein Mann des Meeres, und seine Seele ist rein wie die Luft an den steinigen Ufern von Batimar ...«

      Der plötzliche Aufbruch hatte die ganze Doko-Siedlung auf die Beine gebracht. Es gab zahlloses Händeschütteln. Es gab blumenreiche Reden.

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