Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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bei den Armen gepackt und drängte ihn immer weiter an den Abgrund.

      »Um Himmels willen, Herr Gruber, machen S’ sich net unglücklich!« rief Sebastian. »Lassen S’ den Mann frei und richten S’ net noch mehr Schaden an. Es ist doch schon genug geschehen!«

      Franz Gruber hob den Kopf und schaute herüber. Sein Gesicht war eine wutverzerrte Grimasse.

      »Er hat es nicht anders verdient«, brüllte er voller Zorn. »Dieser Mann hat das Leben meines Vaters zerstört, und jetzt zerstöre ich seines!«

      Thomas, der hinter Max und dem Doktor stand, wollte sich vordrängen, doch der Polizist hielt ihn zurück.

      »Wart’«, sagte er. »Laß erst meinen Bruder mit ihm reden.«

      »Wenn er Vater was antut, dann bring’ ich ihn um!« knurrte Vinzent, den es kaum noch auf der Stelle hielt. »Eigenhändig!«

      »Nix wirst’ tun!« schüttelte Max den Kopf.

      »Der Mann ist völlig ausgerastet«, sagte Dr. Wiesinger leise. »Wenn es uns gelingt, an ihn heranzukommen und zu bändigen, kann ich ihm eine Beruhigungsspitze geben.«

      »Noch net«, antwortete der Bruder des Bergpfarrers. »Sie stehen zu dicht am Rand. Das kann für den Gruber genauso gefährlich werden, wie für den Hubert.«

      Sebastian schätzte die Situation ebenso ein. Jetzt was gegen Franz Gruber zu unternehmen, könnte fatale Folgen haben.

      »Herr Gruber, seien Sie doch vernünftig«, versuchte er es noch einmal. »Sie irren, wenn Sie glauben, daß Ihr Vater durch diese leidige Geschichte sein ganzes Leben lang unglücklich gewesen ist. Ja, vielleicht hatte er Rachegedanken gehabt. Aber auch für ihn hat es glückliche Momente gegeben. Er hat seine Frau kennen- und liebengelernt. Gewiß haben die beiden sich net das Jawort gegeben, weil sie aneinander net gut waren. Und als Sie geboren wurden, da muß Ihr Vater stolz und glücklich gewesen sein. Ich will net in Abrede stellen, was er durchgemacht hat, als er unschuldig im Gefängnis saß, aber das alles wiegt doch einen Mord net auf, und ein Mörder werden S’ sein, wenn S’ den Hubert jetzt da hinunterstürzen. Den Rest Ihres Lebens werden S’ im Gefängnis sitzen. Wollen S’ das wirklich? Denken S’ doch an Ihre Frau und Ihren Sohn. Der Thomas ist so ein prima Bursche, der Ihnen nur Freude macht. Wollen S’ das alles wirklich aufs Spiel setzen, nur wegen eines Rachegedanken?«

      Franz Gruber hatte Sebastian Trenker reden lassen, ohne ihn zu unterbrechen. Als der Geistliche jetzt seinen Sohn erwähnte, schaute er auf.

      »Was… was wissen Sie von Thomas?« rief er.

      »Vieles«, entgegnete der Bergpfarrer. »Er ist hier, bei uns. Er ist hergekommen, um Sie nach Hause zu holen.«

      »Sie lügen! Sie haben sich das ausgedacht, um dieses erbärmliche Leben hier zu retten.«

      »Nein, Vater«, rief Thomas. »Pfarrer Trenker lügt nicht. Ich bin hier!«

      Max trat beiseite und gab den Weg frei. Franz Gruber stand mit offenem Mund da und konnte es nicht fassen, ihn zu sehen. Seine Arme sanken kraftlos herab und ließen Hubert Hirschler los.

      *

      Als die Männer auf den Hof gekommen waren, stand Franzi hinter der Gardine des Küchenfensters und sah Thomas. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie dachte an den vergangenen Abend, den ersten Kuß, die liebevollen Worte, die sie sich gesagt hatten. Tränen standen in ihren Augen, als sie sich den Moment in Erinnerung rief.

      Und dann die Erkenntnis, daß er der Sohn von Franz Gruber ist. Wie ein Keulenschlag hatte es sie getroffen, und Franzi hatte nicht gewußt, was sie mehr quälte, daß Thomas ihr nicht gleich die Wahrheit gesagt, oder daß sie sich ausgerechnet in ihn verliebt hatte.

      Nachdem ihr Vater und Großvater zusammen mit den anderen aufgebrochen waren, kam die Mutter in die Küche. Für Klara Hirschler war es auch ein Schock gewesen, daß ihre Tochter sich offenbar in den Sohn des Übeltäters verliebt hatte, der ihnen in den letzten Tagen das Leben zur Hölle gemacht hatte. Jetzt nahm sie Franzi in den Arm und strich ihr tröstend über das Haar.

      »Er ist net der einzige Bursche auf der Welt«, sagte sie.

      Das Madl schluchzte wieder auf. Die halbe Nacht hatte es wachgelegen und immer an ihn denken müssen.

      »Aber keinen wie Thomas…«

      Die Bäuerin holte tief Luft.

      »Auch wenn er net der Sohn vom Gruber wär’«, sagte sie, »es hätt’ doch gar keinen Zweck. Er lebt net hier, da wo du zu Haus’ bist. Denk’ dran, was du dir vorgenommen hast. Architektin willst’ werden, das ist doch ein ganz anderes Leben, als an der Seite eines Tischlers.«

      Franzi hörte kaum zu. Um sich abzulenken, machte sie sich schließlich an die Vorbereitung für das Mittagessen. Der Kirchgang würde heute ausfallen, aber trotz allem ging das Leben weiter, und man mußte sich damit abfinden.

      Aber immer wieder spähte sie zum Fenster hinaus. Mehr als drei Stunden waren die Männer jetzt unterwegs. Es wurde schon bald Nachmittag, doch zu sehen waren sie nicht.

      Der Braten schmorte in der Röhre, Gemüse und Kartoffeln wurden warmgehalten. Mutter und Tochter wechselten sich damit ab, aus dem Fenster zu schauen, ob Mann und Vater, Großvater und die anderen nicht endlich zu sehen waren.

      Was für ein Drama sich auf dem Jägersteigplateau abspielte, ahnten sie nicht.

      Franz Gruber war wie vor den Kopf geschlagen, als sein Sohn plötzlich vor ihm stand. Thomas ging langsam auf ihn zu, während die anderen mit angehaltenem Atem zusahen.

      Hubert Hirschler stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als Gruber ihn losließ, aber der Altbauer wagte nicht, sich zu bewegen. Erst als Thomas bei ihnen stand, machte er einen vorsichtigen Schritt weg vom Abgrund.

      Sebastian nickte ihm zu und bedeutete dem Alten, zu ihnen zu kommen. Aufatmend schloß Vinzent seinen Vater in die Arme.

      Thomas lächelte zaghaft.

      »Komm, Vater«, sagte er. »Der Spuk ist zu Ende.«

      Franz Gruber blickte ihn durchdringend an.

      »Warum machst du mit ihnen gemeinsame Sache?« fragte er, und Enttäuschung lag in seiner Stimme.

      »Weil es nicht richtig ist, was du tust«, antwortete der Sohn ernst. »Pfarrer Trenker hat recht. Großvater hatte auch glückliche Momente in seinem Leben, und die alte Geschichte gehört auf den Müll der Vergangenheit geworfen und vergessen. Du bist jedenfalls kein Racheengel, Vater. Und dann denke an Mama. Sie kommt um vor Sorge. Komm, laß uns nach Hause fahren. Die Hirschlers werden von einer Anzeige absehen, wenn du den Schaden ersetzt, den du angerichtet hast.«

      Der Bergpfarrer war neben sie getreten.

      »Es stimmt, was Ihr Sohn sagt«, erklärte Sebastian. »Mein Bruder ist Polizist, wie Sie ja wissen. Er wird die Anzeige gegen Sie zurückhalten. Ihr Wort, daß Sie für alles aufkommen, genügt. Es ist noch net zu spät. Nur müssen S’ ein Einsehen haben und diesen Wahnsinn hier beenden.«

      »Vater!« sagte Thomas eindringlich.

      Franz Gruber blickte ihn an, dann schaute er auf den Geistlichen

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