Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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Gruber, ich bin Arzt«, sagte er. »Ich möcht’ Sie gern’ untersuchen und Ihnen eine Spritze geben. Sind S’ damit einverstanden?«

      Der Tischler nickte wieder. Sebastian lächelte Thomas zufrieden an.

      »Komm, Vater«, wandte sich Vinzent an den Altbauern, »laß uns gehen.«

      Die beiden Männer wandten sich um und stiegen hinab.

      Nachdem Franz Gruber verarztet worden war, machten sich auch Sebastian und die anderen auf den Heimweg. Ihr Wagen stand noch am Hirschlerhof, also mußten sie zuerst dorthin. Vinzent und sein Vater saßen auf der Bank vor dem Haus. Sie blickten auf, als Gruber sich aus der Gruppe löste und zu ihnen kam.

      »Laß ihn«, sagte Sebastian, als Thomas ihm nacheilen wollte.

      »Was willst’ denn noch?« fragte der Altbauer, als der Tischler vor ihm stand.

      Franz Gruber sah ihn bedrückt an. Die von Dr. Wiesinger verabreichte Spritze hatte ihre Wirkung getan. Er war die Ruhe selbst.

      »Ich wollte mich entschuldigen«, antwortete Gruber. »Ich habe eingesehen, daß es ein Fehler war, überhaupt herzukommen, und was ich getan habe. Ich werde den Schaden voll und ganz ersetzen.«

      Hubert sah ihn einen Moment schweigend an. Dann stand er auf und griff in seine Hosentasche. Als die Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie die Kette mit dem kunstvoll gravierten Anhänger. Der Altbauer schaute das Schmuckstück an, dann streckte er die Hand vor.

      »Nimm«, sagte er. »Damit hat es angefangen. Ich hab’ die Kette all die Jahre versteckt. Vor der Maria und vor mir selbst. Jetzt, wo’s ein Ende hat, soll sie dir gehören. Auch ich will mich entschuldigen. Damals hab’ ich net anders gekonnt, und es tut mir leid, daß ich den Josef ins Gefängnis gebracht hab’. Aber meine Liebe zu Maria war stärker als alle moralischen Bedenken. Ja, ich hab’ Schuld auf mich geladen, aber glaub’ mir, Franz, auch ich hab’ darunter gelitten. Vielleicht können wir uns beide verzeihen. Du für das, was ich getan hab’, ich vergeb’ dir alles, was in den letzten Tagen geschehen ist.«

      Franz Gruber schluckte.

      Eine Entschuldigung, ein Einsehen, Unrecht getan zu haben – wie lange hatte er darauf gewartet!

      Er nahm dem Bauern die Kette aus der Hand und betrachtete sie. Dann gab er sie zurück und schüttelte den Kopf.

      »Gib sie deiner Enkelin«, sagte er. »Wenn jemand das Recht hat, sie zu tragen, dann Franzi. Schließlich ist die Maria ihre Großmutter.«

      Das Madl stand an der Tür und lauschte. Daß die Kette in der Familie bleiben sollte, freute die Bauerntochter. Aber viel lieber wäre ihr gewesen…

      »Ich habe noch einen Vorschlag«, hörte sie den Bergpfarrer sagen. »Wie wäre es, wenn die Kette bei Franzi bleibt und trotzdem auch im Besitz der Familie Gruber ist?«

      »Wie soll das denn gehen?« fragte der Tischler verblüfft.

      Sebastian lächelte.

      »Franzi, komm heraus«, rief er.

      Die Haustür öffnete sich, und das Madl trat heraus. Unsicher schaute es zu Thomas hinüber.

      »Komm, gib deinem Herzen einen Ruck«, forderte der gute Hirte von St. Johann sie auf.

      Thomas stand neben ihm, er schluckte, als er Franzi sah, und sein Herz klopfte bis zum Hals hinauf. Ihre Mutter schob sie weiter.

      »Geh«, sagte Klara Hirschler. »Du hast dir genug die Augen ausgeweint.«

      Dann standen sie voreinander und sahen sich an.

      »Ich kann nur sagen, daß mir leid tut, was geschehen ist«, murmelte Thomas mit belegter Stimme. »Und, daß ich dich von ganzem Herzen liebe.«

      Franzi nickte stumm. Aber es hätte auch keiner weiteren Worte mehr bedurft. Ihr Kuß sagte alles, was es noch zu sagen gegeben hätte.

Cover

      Mit all meiner Liebe

      …halte ich zu Dir!

      Roman von Waidacher, Toni

      Der Jeep, der die kurvige Bergstraße entlangfuhr, machte einen recht betagten Eindruck. An mehreren Stellen hatte er Rostbeulen, die Windschutzscheibe klapperte und die Stoßdämpfer quietschten bei jedem Holpern über eine Unebenheit.

      Den Fahrer schien das allerdings nicht zu stören. Er saß fröhlich pfeifend hinter dem Lenkrad und ließ sich den Fahrtwind um die Ohren wehen. Das Verdeck war zurückgeklappt, und die Koffer und Taschen, die auf dem Rücksitz lagen, drohten bei jeder Kurve herauszufliegen. Dennoch dachte Tobias Berghof nicht daran, das Tempo zu drosseln. Ganz im Gegenteil, da wo die Straße ein wenig gerade war, drückte er so kräftig aufs Gaspedal, daß der Wagen vorwärts schoß.

      Dann, nach der nächsten Kurve, bremste er ab und lenkte den Jeep an den Straßenrand. Ohne die Fahrertür zu öffnen, sprang er heraus und lief auf die andere Seite. Unter ihm lag das Wachnertal. Die Kirchturmspitze von St. Johann konnte er sehen, ein paar Häuser von Engelsbach, dem Nachbardorf, und auf der anderen Seite das Dorf Waldeck.

      »So, da wären wir wieder«, sagte Tobias im Selbstgespräch. »Warst’ ja eine ganz schön lange Zeit fort.«

      Er biß sich auf die Unterlippe, während er seinen Blick schweifen ließ. »Himmelspitz« und »Wintermaid« grüßten mit ihren schneebedeckten Gipfeln den Heimkehrer, und vom nahen Kogler konnte Tobias das Rauschen der Kachlach hören, die oben am Berg in die Klamm stürzte.

      Tobias atmete tief die frische, würzige Luft ein. Sie duftete nach Wiesenblumen und wilden Kräutern. Unter ihm fuhr ein Bauer mit seinem Traktor über ein Feld, und rechts davon stand eine Kuhherde auf der Weide und labte sich an dem fetten Gras.

      »Hat sich nix verändert«, murmelte der Bursche. »Mal schau’n, wie’s im Dorf ist.«

      Mit federnden Schritten ging er zu seinem Jeep zurück und sprang hinein. Der Motor startete mit einem lauten Knall, und als der Geländewagen losfuhr, schoß eine dicke, weißgraue Wolke aus dem Auspuff.

      Tobias Berghofer war sechsundzwanzig Jahre alt und groß und schlank gewachsen. Das dunkle Haar war länger, als es der aktuellen Mode entsprach, und der Vollbart ließ sein Gesicht älter aussehen, als es wirklich war. Er trug verwaschene Jeans und ein altes T-Shirt. Auf dem Sitz neben ihm lag eine zerschlissene Bundeswehrjacke. Allerdings wirkte er in seinem Aufzug keineswegs unattraktiv. Ganz im Gegenteil, es gab ihm etwas Männliches, Abenteuerliches. In Afrika hätte man ihn ohne weiteres für einen Teilnehmer an einer Safari halten können.

      Als er ein paar Minuten später durch das Dorf fuhr, starrten ihm Urlauber und Einheimische hinterher.

      Indes kümmerte er sich nicht um die neugierigen Blicke, sondern lenkte den Jeep, am Hotel vorbei, in eine kleine Seitenstraße, an deren Ende ein altes, verfallenes Haus stand. Tobias stieg aus, wobei er diesmal die Fahrertür öffnete, und trat an den Holzzaun, der auch schon mal bessere Zeiten gesehen hatte. Er öffnete die Pforte und betrat den verwilderten Vorgarten. Hier standen die Sträucher mannshoch, das

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