Echte Freunde. Daniel Zimakoff

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Echte Freunde - Daniel Zimakoff

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kleine spitze Nase in einem großen Gesicht mit hohen Wangenknochen und energischem Kinn.

      »Das macht nichts«, murmelte ich.

      »Was für ein Glück, du Schlafwandler, dass Löcher in den Jeans immer noch in Mode sind.« Sie sah mir direkt in die Augen, und für einen kurzen, albernen Moment hatte ich das Gefühl, dass wir uns kannten. Dass wir irgendetwas gemeinsam hatten. Sie lächelte. Die Lücke zwischen den Schneidezähnen teilte den Mund in zwei Hälften, es war so, als ob die zwei Seiten ihres Mundes nicht sorgfältig zusammengesetzt worden waren.

      »Ich hoffe, dass dein Fahrrad nicht ...«, fing ich an.

      »Das wird schon«, unterbrach sie mich. »Das bringt mein Vater wieder in Ordnung. Er liebt es, an Fahrrädern rumzuschrauben.« Sie schwang sich auf den Sattel und fuhr mit einem rhythmisch knirschenden Schutzblech davon. Ich sah ihr nach, bis sie verschwunden war, dann humpelte ich mit einem Loch in der Hose und einem eigenartigen Gefühl im Körper nach Hause.

      Kapitel 2

      Am Donnerstag, drei richtig elende Tage später, machte ich mich nach der Schule auf den Weg zum Lehrerzimmer. Es schüttete, und ich lief mit der Jacke über dem Kopf einmal quer über den Schulhof. Ich wollte nur kurz bei der Sitzung von diesem Ausflugskomitee vorbeigehen und mitteilen, dass sie nicht mit mir rechnen konnten. Oskar hatte schon einen neuen Freund, nicht dass er das so direkt geschrieben hätte, aber ich konnte es zwischen den Zeilen lesen. Er hieß Andrew, und sein Vater hatte einen fetten Geländewagen. Oskar vermisse mich, schrieb er, aber das hatte er bestimmt nur getan, um mich zu trösten. Ich hatte ihm nämlich eine ziemlich frustrierte E-Mail geschickt.

      Susanne, die Klassenlehrerin der Parallelklasse, strahlte, als sie mich sah. Sie kam auf mich zu und hieß mich herzlich im Komitee willkommen, als wäre ich irgendeine Berühmtheit. Ist schon komisch, dass Verlierer und Stars gleich behandelt werden, man sieht ihnen nicht in die Augen und redet mit ihnen nicht wie mit normalen Menschen.

      »Ich bin nur vorbeigekommen, um zu sagen, dass ich ...«

      Das Telefon klingelte. Susanne hob ihre Hand in die Luft und ging ans Telefon. Bestimmt ein besorgter Elternteil. Bjarne saß an einem der Tische am anderen Ende des Lehrerzimmers, in den Händen sein treu ergebener Kaffeebecher. Er nickte mir zu und hielt den Daumen hoch. Ich schüttelte den Kopf. Sebastian saß ihm gegenüber und warf mir ›Was-machst-du-denn-hier?-Geh-bloß-nach-Hause‹-Blicke zu. An demselben Tisch saß Camilla aus der Parallelklasse. Wo war denn die Neue? Na, mir war das auch egal, ich würde ja sowieso nicht mitmachen. Susanne bedeckte mit der einen Hand den Hörer.

      »Die Jacke bitte draußen in die Garderobe«, sagte sie.

      »Ja, aber ich will ja gar nicht ...«

      Susanne hob wieder die Hand und redete weiter. »Natürlich werden wir darauf achten, aber es ist ja nicht unsere Aufgabe, dass ...«

      Ich wollte zu Bjarne rübergehen und mich abmelden, aber Susannes Hand flog erneut in die Luft. Sie wollte mich auf gar keinen Fall mit den tropfenden Sachen reinlassen. Okay. Ich ging wieder raus, um meine nasse Jacke auf einen Bügel zwischen die langen Mäntel der Lehrer zu hängen. Als ich mich umdrehte, stand ich direkt vor einem nassen schwarzen Regenschirm. Der Besitzer beziehungsweise die Besitzerin senkte den Regenschirm.

      »Ach, der Schlafwandler, der Selbstmord begehen wollte. Verfolgst du mich?«, fragte sie mit einem Lächeln in der Stimme. »Oder bist du Privatdetektiv?« Sie streifte die Lackjacke ab und sah mich prüfend an.

      »Genau. Deine Eltern bezahlen mich dafür, dass ich dich beschatte«, antwortete ich. Das war das Erstbeste, was mir einfiel.

      »Aber jetzt bist du aufgeflogen und musst aufgeben.« Ich nickte. »Bist du auch im Komitee?«, fragte sie.

      »Ja, das heißt, mein Lehrer hat mich dafür vorgesehen, aber ich ...«

      »Bei mir genauso. Bestimmt, um der Neuen die Eingewöhnung ein bisschen zu erleichtern. Was ist dein Problem? Ich heiße übrigens Linnea«, fügte sie hinzu, bevor ich antworten konnte. »Wer bist du?«

      »Oliver. Aus der Parallelklasse.«

      Wir gingen zusammen ins Lehrerzimmer, so dicht nebeneinander, dass ich sie riechen konnte. Ein leichter Blumenduft. Ich entdeckte, dass ihr Nacken mit feinen weißen Feenhaaren bedeckt war.

      »Hey, Linnea.« Sebastian stand auf und winkte.

      »Hey, Bastian.« Linnea winkte zurück. Sebastian kicherte albern über seinen Kosenamen. Er zog den Stuhl neben sich zur Seite.

      »Ist Olli einer deiner Freunde?« Linnea setzte sich und nickte zu mir rüber.

      »Oliver? Wir gehen nur in eine Klasse.« Sebastian setzte sich wieder hin und rückte seinen Stuhl so nahe wie möglich an Linnea heran. Als wären sie ein altes Liebespaar. Susanne warf Bjarne einen Blick zu, aber der zuckte nur mit den Schultern. Jetzt wäre der Zeitpunkt gewesen, um ihnen mitzuteilen, dass ich nicht mitmache. Stattdessen setzte ich mich auf die andere Seite des Tisches. Sie hatte mich Olli genannt, genauso wie Oskar früher. Ist er einer deiner Freunde?, hatte sie gefragt. Nicht, dass das besonders schmeichelnd gewesen wäre, Sebastian hatte keine Freunde, er hatte Untertanen, aber es bedeutete, dass sie mich wahrgenommen hatte. Und sie konnte sich daran erinnern, dass sie mich mit ihrem Rad umgefahren hatte. Sie konnte doch unmöglich mit Sebastian gehen, nicht jetzt schon, sie war doch gerade erst an die Schule gekommen. Bjarne stellte uns gegenseitig vor.

      »Ja, das ist also Linnea. Gerade angefangen und schon aktiv.« Bjarne wedelte mit der Hand. »Camilla, die kennst du ja schon.« Linnea nickte. »Oliver ist das Sprachgenie aus der Parallelklasse, und Sebastian, ja, den kennst du offensichtlich auch schon.«

      »Linnea und ich haben uns schon vor ein paar Tagen kennengelernt«, sagte Sebastian.

      »Sebastian war so nett und hat mir an meinem ersten Tag gezeigt, wo das Schulbüro ist«, sagte Linnea.

      »Okay.« Bjarne stellte seinen Kaffeebecher ab. »Jetzt, da wir alle versammelt sind, lasst uns gleich loslegen. Habt ihr Ideen für den ersten Abend?«

      Es waren hauptsächlich die Lehrer, die Ideen hatten. Ich hatte mir aus gutem Grund keine Gedanken gemacht. Wir sollten versuchen, Biwaks zu bauen und in diesen unter fast freiem Himmel zu schlafen, hatten sich die Lehrer überlegt.

      »Draußen schlafen, ist das nicht zu kalt im Mai?«, fragte Linnea.

      »Das muss es nicht sein.« Sebastian grinste dämlich. Er saß so dicht neben Linnea, dass man glauben konnte, sie seien zusammengewachsen. Wenn er sprach, bewegte sich ihr Haar. Linnea rutschte ein Stück von ihm weg. Sebastian rutschte hinterher, und aus irgendeinem Grund störte mich das wahnsinnig.

      »Es geht hier um eine einzige Nacht, und das auch nur, wenn es das Wetter zulässt.« Susanne lehnte sich nach vorne, ihre Pfadfinderaugen glühten. »Ihr baut Biwaks, seht die Sterne an, erkennt, wie klein ihr seid, und werdet dadurch größer.«

      »Genau«, ergänzte Bjarne. »Außerdem ist es Ende Mai in der Regel schon warm, und wenn alle ihre Thermoschlafsäcke dabeihaben, wird das schon gehen.«

      »Ich habe das bei den Pfadfindern schon mal gemacht«, sagte Sebastian. »Ich bin ziemlich gut im Bioark bauen.«

      Er spuckte fast vor Eifer. Und dann passierte es, dass ich etwas sagte, ohne darüber nachzudenken. Das ist schon immer mein Problem gewesen,

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