Echte Freunde. Daniel Zimakoff

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Echte Freunde - Daniel Zimakoff

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      »Ak-was?«

      »Biwa, nicht Bio. Das ist ja kein Öko-Zelt, oder?«

      Linnea und Camilla kicherten. Die Lehrer grinsten. Sebastian wurde knallrot. Explosionsrot.

      »Das sagen viele verkehrt«, sagte Susanne. »Das kommt aus dem Französischen.«

      »Französisch ist eine leichte Sprache«, sagte Bjarne. »Pferd heißt cheval, und so geht es die ganze Zeit weiter.«

      Linnea sah mich an. Mir wurde ganz warm im Gesicht, und ich sah weg. Sebastian warf mir einen Blick zu, der grausame Blutrache schwor.

      »Was haltet ihr von einem Schachturnier?« Das war Linneas Vorschlag. Sie sah in unsere erstaunten Gesichter.

      »Spielt ihr zwei Kampfhähne kein Schach?« Sie schnaubte verächtlich. Es war klar, dass man das können musste, wenn man bei ihr eine Chance haben wollte. Sie habe ein sehr schönes Schachspiel, das ihr Vater aus Kasachstan mitgebracht hatte, erzählte sie.

      »Ein bisschen Schach kann doch eigentlich jeder«, sagte Sebastian.

      »Ja. So schwer ist das doch auch nicht«, sagte ich. »Das Pferd heißt cheval und darf im Zickzack springen.«

      Linnea lachte nicht. »Nicht das Pferd. Der Springer.« Sie sah mich misstrauisch an. Es war eindeutig, dass sie Beweise für meine Schachkünste haben wollte.

      »Du kannst doch keine einzige Figur richtig ziehen, Oliver. Es geht da um logisches Denken, wie in der Mathematik«, sagte Sebastian. Er sah zu den Lehrern rüber, um eine Bestätigung zu bekommen. Sie nickten. Sebastian war der Beste in Mathe. Genauso wie ich der Beste in Sprachen war.

      »Schach ist nicht nur Mathematik«, sagte Linnea. »Das ist auch ... Intuition.«

      »Das habe ich bestimmt«, sagte ich. Die Lehrer bemühten sich sehr, ein Lächeln zu unterdrücken. »Genau genommen bin ich ziemlich gut im Schach«, sagte ich und merkte, wie mein Gesicht ganz warm wurde. Linnea sah mich an. Sie wirkte überhaupt nicht überzeugt. Die Lehrer waren von der Schachidee total begeistert.

      »Wer hilft Linnea bei den Vorbereitungen für das Turnier?«, fragte Bjarne.

      »Das mache ich«, sagten Sebastian und ich im Chor. Ich weiß nicht, warum ich mich gemeldet habe, vielleicht, um Sebastian zu ärgern, um es ihm heimzuzahlen wegen der Fußballsache in der Pause.

      »Ich kann kein Schach spielen«, sagte Camilla.

      »Hmm.« Bjarne sah von einem zum anderen und zum Schluss zu Linnea. Linnea zuckte mit den Schultern. Sie wollte es nicht entscheiden.

      »Wer von euch kennt sich aus mit ...«, fing Bjarne an.

      »Wir können das Turnier auf dem Computer meines Vaters vorbereiten«, unterbrach ich ihn. »Listen erstellen. Das habe ich schon mal gemacht.«

      »Okay. Oliver und Linnea sind verantwortlich für das Schachturnier und die Medaille für den Gewinner.« Bjarne überhörte Sebastians Proteste. Wir vereinbarten außerdem, dass das Kochen und Putzen von Gruppen übernommen werden würde, die aus Schülern beider Klassen bestehen sollten. Die wollte Susanne schon vor der Abreise zusammenstellen. Bjarne schlug vor, am Samstag die große Party zu feiern und Sonntagnachmittag dann die Heimreise anzutreten. Sebastian und Camilla wurden zum Partykomitee ernannt.

      »Aber kein Alkohol«, sagte Susanne. »Als Mitorganisatoren seid ihr auch für die anderen verantwortlich.« Sie sah Sebastian fest in die Augen, der noch immer sauer war.

      Es regnete nur noch ein bisschen, und ich ließ meine Jacke offen. Ich wollte den Club sausen lassen und gleich nach Hause gehen, um Oskar eine E-Mail zu schicken. Ihm erzählen, dass ich im Ausflugskomitee war, weil ich es nicht geschafft hatte abzusagen. Wie wohl die Mädchen in Neuseeland waren? Wenn man ein Mädchen als Freund hatte, könnte man es dann besser aushalten ohne einen besten Freund? Linnea hatte gesagt. »Tschüss, Olli, wir sehen uns.« Es flatterte in meinem Magen, so was hatte ich noch nie gehabt, lag das daran, weil Oskar nicht hier war? Weil ich mir einen Freund wünschte? Könnte Linnea meine erste richtige Freundin werden? Sie war hübsch, keine Frage, aber das war es nicht allein. Vielleicht war es die Stimme oder ihr direkter Blick oder das Glitzern in den Augen. Und jetzt würde sie bald zu mir nach Hause kommen. Ich musste Papa unbedingt überreden, mir noch mal zu zeigen, wie man diese Tabellen erstellt. Und dann könnte ich ihr die Wahrheit sagen, dass ich ein totaler Schachamateur war und nur irgendwas gesagt hatte, um Sebastian zu ärgern. Der Schulausflug nach Rørvig im Mai hatte eine ganz neue Perspektive bekommen, und morgen würden wir zusammen mit der Parallelklasse einen Ausflug nach Kronborg machen. Vielleicht war doch nicht alles so düster. Sebastian holte mich ein. Er sah sauer aus.

      »Du glaubst wohl, du bist superclever, was?«

      »Was meinst du damit?«, fragte ich, obwohl ich natürlich genau wusste, was er meinte.

      »Warum musstest du, verdammt noch mal, auch bei dem Komitee mitmachen?«

      »Das war nicht meine Idee.«

      »Du glaubst wohl, ich habe nicht gesehen, wie du Linnea die ganze Zeit angeglotzt hast?« Seine Stimme klang sehr bedrohlich, aber ich konnte trotzdem meinen Mund nicht halten.

      »Zumindest habe ich nicht in ihr Haar gesabbert«, sagte ich. Und ging.

      Das Letzte, was ich hörte, war eine Drohung, die wie ein bösartiges Zischen klang.

      »Du wirst schon noch sehen.«

      Kapitel 3

      Freitagmorgen sollten wir Holger unter der Erde suchen. Es sei nicht so weit nach Kronborg, als dass wir da nicht hinlaufen könnten, meinten Bjarne und Susanne. Unglaublich, dass alle Lehrer immer so Fitnessfreaks sind. Danach würden wir dann unsere Brote auf dem Burgwall oder am Strand essen. Diesen Ausflug zu Dänemarks größtem Nationalheld haben wir jedes Jahr gemacht, seit wir in den Kindergarten gehen. Hoffentlich kam Linnea heute überhaupt in die Schule. Papa hatte mir natürlich noch mal gezeigt, wie man die Tabellen in Excel erstellt. Mama und Papa hatten sich beim Abendessen angesehen und mich dann gefragt, wie es denn in der Schule so laufe ohne Oskar.

      »Das läuft gar nicht!«

      »So ist das immer am Anfang.« Sie hatten dann angefangen, über Oskar zu reden. Dass es Zeit braucht, einen neuen besten Freund zu finden. Ich ließ sie reden. Sie würden sich darüber freuen, dass ich bei dem Komitee mitmache, sagten sie und sahen sich wieder mit gerunzelter Stirn an. Ich überlegte kurz, ob ich ihnen von Sebastian erzählen sollte und von seinen Diktatormanieren, aber ich hatte keine Lust. Sie würden nur sofort zu einem Lehrergespräch gehen, und das würde so peinlich werden. Das Telefon hatte geklingelt und das Verhör des Freundlosen unterbrochen. Eine von Mamas Kolleginnen war krank geworden, und Mama sollte für ein Geschenk für sie sammeln.

      Wir würden die Parallelklasse draußen vor Kronborg treffen. Bjarne führte unsere Gruppe am Glentevej vorbei, wo wir Vitus und seine Mutter aufgabelten. Vitus, trotz der Wärme mit einer Mütze bekleidet, saß in einem glänzenden neuen Rollstuhl, den seine Mutter schob. Er fing sofort an, von seinem neuen Rollstuhl zu erzählen, als hätte er gerade ein Moped oder einen Sportwagen bekommen. Seine Mutter war eine große, dünne Frau, fast ganz grauhaarig, dabei war sie nicht älter als meine Mutter. Vitus’ Vater war eines Tages einfach verschwunden, und darum waren sie nach Helsingør gezogen, Vitus und seine Mutter.

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