Maigret verliert eine Verehrerin. Georges Simenon

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Maigret verliert eine Verehrerin - Georges  Simenon Georges Simenon

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Cécile nicht mit ihm gegangen. Also ist ein anderer gekommen. Einer, den sie nicht kannte, oder jemand, dem sie vertraut hat …«

      Und Maigret starrte wie besessen auf das kleine dunkle, zwischen Besen und Eimern an der Wand der Kammer zusammengesunkene Häufchen.

      »Es war jemand, den sie nicht kannte!«, sagte er plötzlich entschieden.

      »Warum?«

      »Draußen wäre sie vielleicht jemandem gefolgt, den sie kannte, aber nicht hier! Ich gestehe, dass ich damit gerechnet habe, dass man sie in der Seine oder auf irgendeinem unbebauten Grundstück findet, aber …«

      Er ging zwei Schritte vor, bückte sich, um durch die niedrige Tür in die Kammer hineinzugehen, zündete erst ein Streichholz an, dann ein zweites und schob die Leiche vorsichtig zur Seite.

      »Was suchen Sie, Maigret?«

      »Ihre Tasche.«

      Céciles Tasche war ebenso charakteristisch für sie wie der komische grüne Hut, eine riesige Tasche, fast so groß wie ein kleiner Koffer, und wenn sie im Aquarium wartete, hielt sie sie immer wie einen kostbaren Schatz auf ihren Knien.

      »Sie ist verschwunden.«

      »Was schließen Sie daraus?«

      Da vergaß Maigret, dass er mit seinem Vorgesetzten sprach, und ließ seiner Nervosität freien Lauf:

      »Daraus schließen! Daraus schließen! Können Sie denn etwas daraus schließen?«

      Er bemerkte, wie der blonde Inspektor, der ein paar Schritte von ihnen entfernt stand, den Kopf abwandte, und fing sich wieder.

      »Entschuldigen Sie bitte, Chef, aber Sie müssen zugeben, dass bei uns jeder einfach so reinspazieren kann. Dass jemand einfach in den Warteraum gehen konnte und …«

      Er war so gereizt, dass er die Zähne fest auf seine Pfeife presste.

      »Abgesehen davon hätte diese verdammte Tür längst zugemauert werden müssen.«

      »Wenn Sie das junge Mädchen gleich empfangen hätten, als …«

      Armer Maigret! Es tat weh mit anzusehen, wie dieser große kräftige Mann, den so leicht nichts erschüttern konnte, den Kopf senkte, auf dieses schlaffe, leblose Bündel Kleider hinunterblickte und sich erneut mit seinem Taschentuch durchs Gesicht fuhr.

      »Was tun wir jetzt?«, fragte der Direktor, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.

      Öffentlich eingestehen, dass in den Räumlichkeiten der Kriminalpolizei ein Verbrechen begangen worden war, genauer gesagt in diesem engen Schlauch, der die Kriminalpolizei mit dem Palais de Justice verband?

      »Ich möchte Sie um etwas bitten. Wenn Lucas sich weiter mit der Polenaffäre befassen könnte …«

      War es Hunger? Maigret hatte seit dem Morgen nichts gegessen, dafür aber schon drei Gläschen getrunken, die ihm nun den Magen aushöhlten.

      »Wenn Sie es so wollen …«

      »Schließen Sie die Tür, Inspektor, und passen Sie weiter auf. Ich komme gleich wieder.«

      Von seinem Büro aus rief Maigret, ohne Hut und Mantel abzulegen, Madame Maigret an.

      »Nein … Ich weiß noch nicht, wann ich nach Hause komme … Es ist zu kompliziert, es dir jetzt zu erklären …«

      Sollte er wie gewöhnlich Sandwiches aus der Brasserie Dauphine kommen lassen? Nein, er brauchte frische Luft. Draußen nieselte es noch immer, also entschied er sich für die kleine Bar vor dem Henri-IV-Denkmal, gleich am Pont Neuf.

      »Ein Schinkensandwich.«

      »Wie geht’s, Herr Kommissar?«

      Der Kellner kannte ihn. Wenn Maigret diese schweren Augenlider hatte und diese verschlossene Miene aufsetzte …

      »Viel zu tun?«

      In der Nähe der Theke spielten einige Gäste Belote. Andere versuchten beharrlich ihr Glück an den Spielautomaten.

      Maigret biss in sein Sandwich, dachte darüber nach, dass Cécile tot war, und trotz seines dicken Mantels lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.

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