Perry Rhodan 3105: Galerie der Gharsen. Michelle Stern

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Perry Rhodan 3105:  Galerie der Gharsen - Michelle Stern Perry Rhodan-Erstauflage

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Gleiter kam ein unheimlicher Schrei. Er hallte über die Küste, akustisch verstärkt wie Donnergrollen. Zwei weitere Stimmen fielen in ihn ein. Eine davon klang anders, schriller.

      Damar wollte sich die Hände gegen die Ohren pressen. Er meinte, den Puls aussetzen zu fühlen. Das Herz in seiner Brust schien in einem ganz eigenen Fesselfeld zu liegen. Kreatürliche Angst stieg in ihm auf.

      Der SERUN reagierte, schaltete das Außenmikrofon stumm. Auf der Datums- und Uhrzeitanzeige erkannte Damar, dass gerade einmal eine Sekunde vergangen war, in der er dem furchtbaren Geheul ausgesetzt gewesen war – doch es reichte ihm für ein ganzes Leben. Dieses Geräusch wollte er nie wieder hören.

      Der Roboter drängte ihn weiter von Shema fort, als wüsste er, dass sie Damar wegbringen konnte, falls es ihr gelang, ihn zu berühren.

      Gleichzeitig geschah etwas, das Damar zum ersten Mal seit Beginn des Angriffs aus der Fassung brachte: Die Schüsse aus einem der Gleiter veränderten sich, gewannen an Intensität. Vorher war ihm klar gewesen, dass der SERUN sie schützte. Nun aber änderte sich die Lage: Wer immer sie beschoss, wollte Shema und ihn töten!

      »Shema!«, brüllte er. »Verschwinde!«

      Donn Yaradua warf sich mit aktiviertem Schutzschirm vor sie. Auch Damars Schutzschirm reagierte – der SERUN wählte nun, in der tödlichen Bedrohungssituation, das kleinere Übel. Neuroschocker aktivierten sich, brachten Damars Körper zum Zittern. Die Welt wurde dunkler.

      Er erkannte noch, dass der Beschuss endete, weil ein anderer Gleiter den ersten beschoss. In grauen Tönen war da Phylax, der wie im Schattenriss in das Fesselfeld sprang, das nun auch den neurogeschockten Donn Yaradua gefangen hielt. Der Okrill riss seinen Herrn mit purer Gewalt mit sich, zerrte ihn davon.

      Shema war fort. Dort wo sie im Feld geschwebt war, herrschte Leere. Und er? Seine Gabe erlaubte ihm keine Flucht. Es würde auch kein Okrill kommen, um ihn zu retten. Er war in der Gewalt seiner Feinde. Trotzdem ...

      Was für ein Einsatz!, dachte Damar. Der Gedanke war wie ein Funke, der sich gegen ein Meer aus Dunkelheit erhob, ehe er erlosch.

      *

      Es wurde still. Die Welt war schlagartig fort, schrumpfte zusammen zu einem bunten, weit entfernten Ball.

      Shema Ghessow schloss die Augen, atmete ein. Sie konnte den eigenen Atem nicht hören. Es war, als wäre dieser Atem, der eigentlich gar keiner war, noch in der anderen Welt, dem Einsteinraum. Als hätte man ihn dort gefangen gesetzt. Sie jedoch war weitergegangen, in den Hyperraum getreten, der still, endlos und leer war.

      Ein helles, ewiges Nichts. Ein Segen. Ein Fluchtort, den sie irgendwie selbst erschuf, ihre eigene Enklave. So hatte sie diesen Ort jenseits aller Orte erlebt, seit sie als Kind das erste Mal hineingetreten war, um sich zu verstecken. Estak Mellos hatte sie gejagt – ein Nachbarmädchen, das böse auf sie gewesen war, weil ihre Katze sie vermeintlich lieber hatte. Als Mellos nach ihr gegriffen hatte, war Shema das erste Mal in die andere Welt getreten und dadurch dem aufgebrachten Mädchen entkommen.

      Sie hatte im Licht gestanden und das Draußen nur wie blasse, verwaschene Schatten wahrgenommen. Und sie hatte sich fortbewegen können, wenngleich nur langsam und nur um einen knappen Meter. Aber es hatte genügt.

      Seitdem hatte sie viel mit ihrer Gabe gearbeitet und hart im TIPI trainiert und vieles von dem begriffen, was ihr Talent ihr ermöglichte. Doch noch immer gab es Rätsel, die geblieben waren. Sie konnte inzwischen bis zu zwei Personen – oder größere Gegenstände – mit in ihre Enklave nehmen. Eigentlich hätte sie Yaradua und Damar dadurch retten sollen – aber sie hatte die beiden nicht berühren können, und das war eine Grundbedingung für das Mitnehmen geblieben.

      Damit war diese Option verfallen, und sie hatte allein fliehen müssen. Nun stand sie allein in ihrer eigenen Sicherheit, die den Wissenschaftlern zufolge am ehesten eine künstliche Senke im Hyperraum sei. Verlassen von allen, aber dafür außer Gefahr.

      Die Beschränkung der Fesselfelder war gewichen. Shema wusste, dass sie sich von dem Ort entfernen konnte, an dem sie in die Enklave geglitten war. Deutlich mehr als den einen Meter ihrer Kindheit, aber dennoch höchstens 120 Meter, und das auch nur, wenn sie allein war. Zudem konnte sie in ihrem Fluchtort nur langsam gehen, höchstens mit halber Schrittgeschwindigkeit. Warum? Ja, das hatte sie sich selbst oft gefragt und irgendwann begriffen, dass diese Frage ihr den Weg zu ihrer Gabe verstellte. Seitdem ließ sie sich darauf ein – und beherrschte sie immer besser.

      Die Kontaktstelle zum Einsteinraum verschwamm vor ihren Augen. Der bunte Ball blähte sich wie ein Ballon auf, fiel wieder in sich zusammen. Die niedrigdimensionale Realität lag entrückt jenseits des hellen, farbigen Schleiers ihres Fluchtortes. Kaum erkennbare Schattenrisse gaben eine Ahnung von dem, was sich draußen abspielte. Aber viel blieb Interpretation und Erfahrung, selten einmal gab es klare und korrekte Eindrücke.

      Zam hatte es ihr erklärt, jener Ausbilder, der ihr von allen der liebste gewesen war. Der Ara hatte gesagt: »Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das, was du vorgeblich optisch wahrnimmst, nicht die Realität. Dein Gehirn setzt das Bild aus Erinnerungen und unbewusst empfangenen und verwerteten ÜBSEF-Impulsen anderer Lebewesen zusammen.«

      Ja. So musste es wohl sein.

      Shema empfand sich körperlich, obwohl sie nicht atmete. Sie konnte sogar beschränkt die Funktionen ihres SERUNS nutzen, als wäre sie im Normalraum. Warum sollte da nicht auch ihre Optik etwas zeigen, das eigentlich gar nicht vorhanden war? Dort, wo sie nun stand, gab es eigentlich keinen Sauerstoff. War das der Grund für das Gefühl einer großen, stetig anwachsenden Last, die sie zu Boden drückte? Je größer die Last wurde, desto näher rückte der Zeitpunkt, an dem Shema aussteigen musste. Einmal war sie aus Trotz geblieben, hatte die Last ertragen, bis die Farben erloschen und ihr Atem still wurde. Zurück im Einsteinraum hatte ihre Nase geblutet und erst nach einem kleineren Eingriff wieder damit aufgehört.

      »Du hast Glück gehabt«, hatte Zam damals gesagt. »Das war sehr dumm von dir. Stell dir vor, deine Gabe wäre eine Art Luftvorrat, der dir einen Aufenthalt im Hyperraum ermöglicht. Kein Taucher steigt einfach auf. Je länger du da drin bist, desto gefährlicher wird es. Menschen sind nicht für den Hyperraum gemacht.«

      Shema ging voran. Sie musste von der Stelle wegkommen, an der im anderen Raum das Fesselfeld lag. Sie versuchte, weiter an Zam zu denken, an ihre Zeit im TIPI, sogar an den Herflug mit der RAS TSCHUBAI. Sie wollte an alles denken, bloß nicht daran, dass sie versagt hatte. Sie hätte es schaffen müssen, Damar zu erreichen. Als er ihr gesagt hatte, dass sie seine Hand nehmen sollte, hatte sie gezögert. Es war ein Moment gewesen. Genau jener Moment, der gefehlt hatte, um mit ihm einen Parablock zu bilden.

      »Konzentrier dich!«, sagte sie laut.

      Ihre Stimme klang fremd im weißen Wabern, das alles Bunte verloren hatte und in das es nun wieder zurückkehrte, als reagierte es auf ihre Stimme. Aber wie sollte es? Es gab schließlich nirgendwo Schall. Die Worte verloren sich. Nichts davon kehrte je zurück. Unheimlich.

      »Konzentrier dich!«, sagte sie erneut.

      Sie musste sich an Donn Yaraduas Anweisungen erinnern. Daran, was zu tun war, und was sie nicht tun durfte, obwohl sie es wollte. Sie durfte nicht sofort zurückkehren. Yaradua hatte das vorab ausdrücklich untersagt. Er hatte sie gemahnt, dass sie im Fall eines Angriffs durch mehrere Gegner mindestens eine Stunde versteckt bleiben sollte, ehe sie wiederkam.

      Sie wollte aber sofort zurück. Wollte eingreifen. Helfen.

      Halt dich an Pläne und Vereinbarungen!, rief sie sich die Lehrer

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