DEER. Claus Bork

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DEER - Claus Bork

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Im nächsten Augenblick wirbelte er hinaus in die klare Luft und setzte seinen Sturz zu Tal fort, in eine Kaskade von Schaum gehüllt.

      " Ich bin frei!" rief Foss. " Ich bin ein Wasserfall, eine Sintflut von Kraft - nichts kann mich zähmen!"

      Für einen Augenblick vergaß er, warum er zurückgekommen war, wollte bloß er selbst sein, ohne an seine Umgebung zu denken. Dann tauchte er unter in den mahlenden Strom am Grund des Tales und setzte seinen sich windenden Lauf zwischen den Bergen in einem gesetzteren Tempo fort.

      " Ah, " seufzte Foss. " Es ist so lange her."

      Er neckte einen Hirsch, der sich von einem schlammigen Abhang in den Strom geworfen hatte, in Foss hinein. Er riß ihn mit sich fort und hielt ihn fest, bis er Angst in den Augen des Hirsches bemerkte und ihn losließ. Der Hirsch war stark und gesund und schwamm ans Ufer zurück, während sein Geweih einen gekrümmten Schatten auf das Wasser warf. Die, die ihn aufgeschreckt hatten, drängten nun vorwärts ans gegenüberliegende Ufer. Foss sah Schatten zwischen den hängenden Zweigen der Weiden. Es waren Menschen. Einer von ihnen zeigte über das Wasser, auf den Hirsch, der sich ins niedrigere Wasser kämpfte. Sie hoben die schwarzen Stöcke, die sie bei sich hatten und ließen Feuer und stinkenden Rauch über den Fluß sprühen.

      " Menschen!" dachte Foss. Er war schön gewesen, sein Traum, aber nun war er vorbei. Er erhob sich aus seinem Flußbett, strömte mit großer Kraft am Ufer lang und riß den Hirsch mit sich davon. Er zog ihn mit sich und führte ihn weg, weil er wünschte, daß der Hirsch leben sollte. Der kämpfte mit allen Kräften dagegen an, weil er glaubte, er müßte ertrinken.

      Weiter unten am Flußlauf spülte Foss ihn an die lehmige Böschung, wo er etwas liegenblieb und sich erholte. Foss betrachtete ihn vom Strom aus und Freude, ihn gerettet zu haben, breitete sich in ihm aus. Es war ein wundervoller Gedanke, daß er den Hirsch am Leben halten konnte. Während er dies dachte, erinnerte er sich an Deer.

      Der Hirsch kam wieder auf die Beine und sprang mit großen Sätzen auf die Böschung. Hier blieb er stehen und betrachtete mit einem unergründlichen Blick den Fluß. Er konnte es unmöglich wissen, dachte Foss. Aber trotzdem sah es aus, als wüßte der Hirsch, daß er ihn gerettet hatte. Dann hob er den Kopf mit dem großen Geweih und witterte in der Luft.

      Im selben Augenblick zerriß ein schneidender Knall die Stille und der Gestank aus den schwarzen Stöcken trieb über das Wasser. Der Hirsch erstarrte eine Sekunde und ohne das mindeste Geräusch glitt er die Böschung hinunter, ein Blutstrahl kam aus seinem Hals.

      Foss beobachtete dies wie gelähmt, während er dahinglitt und sich am Ufer zur Rast legte. Gerade als der Lebenshauch den Körper des Hirsches verließ, hörte er wieder Deers Schrei.

      " Aber er sollte leben..." dachte Foss verwirrt, während er sich mit dem Strom treiben ließ, hinunter durch das Tal. Er fühlte den ersten Keim eines unbekannten, neuen Gefühls in seiner Seele wachsen.

      Er pflügte weiter durch sein stetig tieferes und breiteres Flußbett. Bald vergaß er die Sache mit dem Hirsch, obwohl sie sich für immer in seine Erinnerung einprägte.

      Flüße liefen in ihn hinein. Und mit jedem Fluß wuchsen seine Kräfte. Er war jetzt schwerfälliger - schwerfälliger und nicht mehr ganz so eifrig schäumend. Die Trägheit in seinem Körper war so schwer, wie die Sintflut selbst und er fühlte es und freute sich über seine eigene enorme Stärke. Er wußte, daß er zu irgendeinem Zeitpunkt seinen großen Bruder Ozean treffen würde, und er dachte voller Freude an den Weg dorthin.

      Eines Abends näherte er sich der ersten Stadt. Er beschloß, in seine Geistergestalt zurückzukehren und suchte eine Stelle am Ufer, wo er an Land kommen konnte. Er suchte sich einen Platz aus, an dem ein vom Wind zerzauster Baum sich schwer über das Wasser lehnte. Die Wurzeln dieses Baumes waren teilweise bloßgelegt, weil der Fluß einen großen Teil des Ufers weggeschwemmt hatte.

      " Ich brauche Platz," dachte Foss entschuldigend, während er den Baum betrachtete.

      Kurz über der Erde teilte sich der Stamm.

      Der eine ragte über dem Ufer in den Himmel und trug die größere Krone. Der andere Stamm krümmte sich in einer Kurve über den Fluß, weil er dort nach oben hin Licht suchte, und er hatte eine kleinere Krone. Es war, als ob dieser Baum selbst die Fähigkeit hatte, sich am Leben zu halten, denn das Gewicht des einen Stammes hinderte den anderen daran, in den Fluß zu stürzen. Foss studierte nachdenklich den Versuch des Baumes, eine Balance zu finden, bis er auf den krummen Stamm kletterte und sich mit über dem Wasser hängenden Beinen zurechtsetzte. Der Mond ging am diesigen Himmel über den Häusern auf, etwas weiter den Fluß hinunter. Er warf einen bläulich, kalten Schein über die gegenüberliegende Uferseite des Wasserspiegels.

      Er konnte sie schwach riechen, die Stadt der Menschen. Er öffnete den Mund und bemerkte ein leicht säuerliches Brennen auf der Zunge.

      Er betrachtete sein Werk, den Fluß. Er strömte wie ein glitzernder Silberstreifen im Schein des Mondes. Wenn der Tag graute wollte er die letzte, kraftvolle Strecke bis zum Meer genießen. Dort würde er seinen Bruder Ozean treffen.

      Er schloß die Geisteraugen und ließ seine Gedanken im Dunklen suchen. Er suchte nach einem Lebenszeichen von Deer. Zuerst fühlte er nichts anderes, als das Bewußtsein seiner eigenen Existenz. Aber als er zur Ruhe kam, steigerte sich seine Konzentrationsfähigkeit.

      Von einer Stelle weiter unten am Flußlauf näherte sich ihm ihr Schrei, wie eine beinahe unmerkliche Berührung. Foss erstarrte und horchte mit all seinen Sinnen. Er hatte sich auf dem krummen Stamm erhoben.

      " Deer!" Sein Ruf konnte nur von den Wesen seiner eigenen Welt vernommen werden. Darauf sprang er von dem Ast ins Wasser. Er ließ sich von dem dunklen Element verschlucken, verließ seine Geistergestalt und wurde eins mit dem Fluß, seinem physischen Körper. Er bewegte sich mit dem Strom, wurde ungeduldig und hastete viele Male schneller als der Strom weiter, gegen den, der der Welt dieses Elend gebracht hatte.

      Eine tiefe, polternde Stimme sprach von einer Stelle weiter weg im dunklen Wasser zu ihm. Ein Teil der Stimme sprach in einer Sprache zu ihm, die er nicht verstand. Einen anderen Teil der Stimme erkannte er plötzlich überrascht wieder - denn es war Tumors Stimme. Daraufhin näherte er sich ihm.

      Seine Neugierde hätte sich in Vorsicht wandeln sollen.

      Aber es geschah so schnell, daß er sich, bevor er darüber nachdenken konnte, schon mittendrin befand.

      Sein ganzer gewaltiger Fluß, der sein Werk allein und hauptsächlich sein Stolz war und den er während tausend Generationen mit Mühe erschaffen hatte, der so gewaltige Kräfte freisetzte, daß er ganze Abhänge niederreißen und gewaltige, jahrhundertealte Bäume, die im Weg waren, wegwaschen konnte - wurde nun so brutal und plötzlich gestoppt, daß Foss erstarrte. Er wurde tiefer. Er breitete sich in Schluchten und Landschaften aus, die er selbst nicht gewollt hätte, zu bedecken.

      Die Fische, die ihm mit dem Strom gefolgt waren, kamen nicht auf anderen Wegen fort, als dem, der ihnen zugedacht war.

      Zum zweiten Mal wallte ein heftiges Gefühl in ihm auf. Eine drohende Wut bemächtigte sich seiner Sinne und er warf seinen Körper gegen eine Mauer, die seinen Weg versperrte. Die Wellen erhoben sich meterhoch, während er versuchte, sie zu durchbrechen. Aber er verlor seine Kräfte zu schnell, eben weil er so tief und breit wie ein Binnenmeer geworden war. Als er wie rasend auf die Mauer starrte, um herauszufinden und zu verstehen, woher sie kam und warum sie da war, sah er auf der glitzernden Betonfläche den Abdruck von Tumors Hand.

      Tumors Stimme drang aus dem Wasser zu ihm. Er sprach zu ihm mit dem monotonen

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