DEER. Claus Bork

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DEER - Claus Bork

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Flüße.

      " Nichts kann mich zähmen," brodelte Foss aus einem Wasserwirbel. Aber er hatte schon begonnen, daran zu zweifeln.

      Da ertönte ein schmetterndes Dröhnen, als würden schwere Pforten geöffnet.

      Der Lärm zog über den Wasserspiegel, bevor er ihn ergriff, und mit sich riß - tief hinunter unter die Wasseroberfläche und über den Grund hinweg.

      Er scharrte über Baumstümpfe hinweg, die Menschen überall an den überschwemmten Böschungen hinterlassen hatten. Der Lärm der Turbinen steigerte sich zu einem schrillen Kreischen, das sich in seine Seele hämmerte und seine Fähigkeit zu handeln lähmte. Er vermochte nicht mehr seinen eigenen Lauf zu steuern, und hatte keine Kontrolle mehr über seine eigenen, bezwungenen Kräfte. Er wurde durch drei große Rohrleitungen geleitet. Mit sich führte er die Fische aus dem Fluß, und von diesen hörte er wieder Deers Schrei.

      An einer Stelle in seinem Innern fühlte er immer noch die großen Kräfte des Flußes. Er fühlte sie und erkannte gleichzeitig, daß sie ihm nicht länger helfen konnten. Dann wurde er brutal in die Turbinen gezogen. Sie schrien ihn mit Tumors entnervender, schrillen Stimme an - nahmen ihm die Kraft und mahlten seine Stärke aus jedem

      einzelnen Tropfen, aus allem, was er war. Als für die jammernden Maschinen kein Wille oder keine Ernergie von Wert mehr vorhanden war, spuckten sie ihn durch die Öffnungen der Rohrleitungen aus - hoch über dem Tal, auf der anderen Seite des Dammes.

      Er wirbelte wie eine Wolke aus Schaum hinaus in die kalte, klare Nachtluft, wo seine Schwester, die Geistfrau des Mondes, ihm verzweifelt hinab ins Tal folgte.

      Nachdem Foss von Steinen in der Strömung getroffen worden war, sank er hinunter, um in seinem ursprünglichen Lauf auszuruhen, und floß entkräftet weiter zu der Stelle, wo er wußte, daß Ozean auf ihn wartete. Er war wieder ein kleiner Fluß geworden.

      Wo er vorher sein Flußbett ausgefüllt hatte und die höchsten Kanten der Ufer ausgewaschen hatte, bedeckte er hier nur knapp die großen Steine, die am Grund des Flußes lagen. Er horchte, aber hörte Deers Schrei nicht mehr. Und das berauschende Gefühl einfach dazusein, fand seine Seele nicht mehr.

      Auf dieser Strecke des Flußes war Deer tot. Die Fische trieben auf der Wasseroberfläche an ihm vorbei, die meisten mit dem Bauch nach oben. Das Schlimmste für sie alle war, daß sie in Stücke gerissen waren, getroffen von den Stahlblättern der Turbinen. Er konnte es schmecken, ihr Blut und ihre Galle. Sie trieben als Aas ans Ufer, wo sie sich zwischen Steinen verkeilten, während ein fauliger Gestank sich über dem Wasser ausbreitete. Ihm wurde übel. Es kostete ihn große Anstrengung, sich nur in seine Geistergestalt zu verwandeln und den entkräfteten Fluß zu verlassen.

      Später, als er sich ans Ufer gesetzt hatte, um auszuruhen, kam ein Geist durch das Gras auf ihn zugegangen. Er wußte instinktiv, daß es Tumor war, weil nur Tumor diese Aura von Unvorhersehbarem um sich hatte. Weiterhin strahlte Tumor eine in Foss Augen eigentümliche Kraft aus, die eine reiche Variation von Ausdrücken annehmen konnte. Er hatte jetzt, so wie er es immer hatte, seit der Zeit, als der Geist der Menschen sich plötzlich in ihren Kreis eingereiht hatte, ein starkes Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber allem, was Tumor betraf, und was er nicht verstand, und er fühlte, sich nicht wehren zu können. Er blieb ganz still sitzen, während Tumor sich näherte.

      " Sei gegrüßt, mein Bruder Foss," sagte Tumor beiläufig. Ohne besondere Einladung setzte er sich auf einen Stein neben Foss und seufzte tief. Er ließ den einen Fuß über dem Wasser hin - und herschaukeln, saß da und starrte nachdenklich auf ein Spiegelbild, das er nicht fand. Foss betrachtete ihn aus den Augenwinkeln.

      " Du siehst müde aus," bemerkte Tumor, ohne ihn anzusehen. Aber seine Stimme klang besorgt.

      " Mein Fluß ist müde," antwortete Foss mit einem Flüstern.Tumor sah auf den Fluß hinaus. Sein Blick blieb am Damm in der Ferne hängen, gleichzeitig breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht. Es war etwas hochmütiges in seiner ganzen Haltung, etwas, das Foss bemerkte, aber nicht verstand.

      Tumor drehte ihm sein Gesicht mit einem plötzlichen Ruck zu, und starrte ihn mißtrauisch an.

      " Wo bist du gewesen?" fragte er. " Ich habe dich lange Zeit nicht gesehen." Er sah ihn durchdringend an.

      " Hier und da," antwortete Foss ausweichend. Er versuchte, Tumors festen Blick zu erwidern, aber im Innersten fühlte er sich schwach beim Zusammentreffen mit Tumor.

      " Und wo sind die anderen?" blieb Tumor bei mit zusammengekniffenen Augen.

      " Hier und da," antwortete Foss wieder.

      " Hmm," murmelte Tumor. Einen Augenblick sagte er gar nichts, saß da und sah aus, als ob er über dieses oder jenes nachdachte. Dann wandte er sich wieder an Foss.

      " Ihr verheimlicht etwas vor mir." Er reckte das Kinn vor. " Aber ich werde noch herausfinden, was es ist. " Er erhob sich und streckte seine Geisterglieder.

      Da es nun den Anschein hatte, als wolle er gehen, sah Foss zu ihm auf und sagte:

      " Was ist das für eine Mauer?" Er hatte die Hand gehoben und zeigte auf den Damm in der Ferne. " Und wo ist Deer?" Er hatte ein leichtes Zittern in der Stimme. Tumor bemerkte das auch, und beobachtete ihn kurz. Darauf verzog er die Lippen zu einem verschwiegenen Grinsen. Ohne zu antworten, drehte er sich um und wanderte weg, hinein in den Wald.

      Foss blieb zurück und folgte ihm mit den Augen. Sein ganzer Körper zitterte ungehemmt und in seinen Geisteraugen, die die blubbernde, sprudelnde, aber auch blinde Hingabe für das Leben um ihn herum auszudrücken pflegten, brannte ein glühender, wahnsinniger Zorn auf den, den er im Gehölz verschwinden sah.

      Irgendwann im Laufe der Nacht war seine Schwester, die Geistfrau des Mondes, zu ihm gekommen. Sie hatten sich gegenüber auf Steinen gesessen, ohne daß einer von ihnen etwas gesagt hatte. Dark hatte völlig still dagesessen und auf den Fluß geschaut, der im Mondlicht dahinfloß. Foss, der ihr Gesicht beobachtet hatte, war sicher, daß ein Hauch von Schmerz in ihrem Blick war. Später hatte sie sich erhoben und war in den schwarzen Nachthimmel zu den Sternen fortgezogen.

      Er liebte Dark. Dark und Liv waren die Geister der Sterne. Sie hatten derartig schwer durchschaubare Kräfte, daß selbst die übrigen Geister ihr Schaffen nicht erklären konnten. Sie sprachen nie darüber. Sie waren in der Lage, viele Dinge vorauszusagen, und ihre Weissagungen schlugen niemals fehl. Foss wußte, daß auch Tumor versuchte, etwas über diese Kräfte herauszufinden; er wußte von Nebel, daß die Menschen nach einem Weg zu dieser Weissagungskraft suchten, die versteckt lag im gegenseitigen Spiel der Kräfte der Sterne im kosmischen Raum.

      Foss überlegte, was er von Darks sorgenvollem Blick halten sollte, bis der Tag graute und die Sonne über der Welt aufging.

      Als die Morgensonne sich über den Horizont hob, saß er immer noch in derselben Stellung da. Sein Blick richtete sich stetig auf die Stelle im Gehölz, wo Tumors Geistergestalt verschwunden war.

      Später, als er nocheinmal seine Geistergestalt verlassen hatte, und mit dem kraftlosen Strom durch die Stadt floß, fühlte er, daß alles sich verändert hatte. Er war krank. Er zog durch alles, was die Menschen in ihn hineinpumpten, anders konnte er nicht.

      Rauch von Industrieschornsteinen trieb schwarz hinunter auf den Fluß - aber es war das, was aus den Rohren unter der Erdoberfläche hinausfloß, das drohte, ihn zu ersticken.

      Er horchte danach, wie er nach Tumors Stimme gelauscht hatte. Er war nicht länger imstande, solch ein Leben zu führen, aber er war gezwungen

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