Die neue Praxis Dr. Norden Box 2 – Arztserie. Carmen von Lindenau

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Die neue Praxis Dr. Norden Box 2 – Arztserie - Carmen von Lindenau Die neue Praxis Dr. Norden

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seit meinem sechsten Lebensjahr«, sagte Emilia und erzählte ihr von ihrem Verein in Toronto und ihren Freundinnen dort, die sie vermisste.

      Die Erwachsenen hinter ihnen am Tisch hatten inzwischen beschlossen, sich zu duzen. Nachdem sie ein paar Minuten über Olivias Zeit in Toronto gesprochen hatten, erhielt Danny einen Anruf von der Uniklinik, dass sich Reinholds Zustand verschlechtert hatte und eine Leberspende unumgänglich war. Sie hatten bereits mit Marga gesprochen und sie nach nahen Verwandten gefragt, die für eine Teilspende infrage kamen.

      »Gibt es denn jemanden?«, wollte Danny von dem Arzt wissen, der ihn angerufen hatte.

      »Es gibt einen Bruder und eine Schwester. Sie wird sie bitten, sich testen zu lassen.«

      »Halten Sie mich auf dem Laufenden, Herr Kollege.«

      »Selbstverständlich«, versicherte ihm der Klinikarzt.

      »Manchmal müssen wir einfach akzeptieren, dass wir selbst für unsere Patienten nichts mehr tun können«, sagte Sebastian, nachdem Danny das Gespräch beendet hatte und nachdenklich einen Schluck von seinem Kaffee trank.

      »Ja, leider ist das so. Aber was ist, wenn wir noch etwas tun könnten, uns aber die Hände gebunden sind, weil wir uns nicht über die Wünsche unserer Patienten hinwegsetzen können?«

      »Wenn der Druck stark genug ist, springen Menschen auch gern mal über ihren Schatten«, sagte Sebastian.

      »Es ist aber nicht leicht, Druck aufzubauen, ohne das Vertrauen der Patienten zu verlieren.«

      »Ich weiß. Bei uns in Bergmoosbach funktioniert das allerdings recht gut. Die Einheimischen sind wie eine große Familie, lieben und streiten sich, gehen sich aus dem Weg und lästern übereinander. Sobald es aber jemandem schlecht geht, körperlich oder psychisch, sind sie füreinander da.«

      »Als ich vor einigen Jahren von München nach Bergmoosbach zog, um dort die Hebammenpraxis zu übernehmen, hatte ich allerdings zunächst Schwierigkeiten mit diesem sozialen Gefüge zurechtzukommen. Ich fühlte mich ständig beobachtet, es war beinahe so, als wüssten die anderen schon vor mir, was ich als nächstes tun würde«, erzählte Anna.

      »Keine angenehme Vorstellung«, stellte Olivia fest.

      »Nein, das war nicht angenehm. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, weil die Vorteile einer solchen Gemeinschaft überwiegen. Die Leute passen aufeinander auf, niemand ist allein.«

      »In unserem Stadtteil geht es auch noch ein bisschen dörflich zu. Zumindest, was den Tratsch betrifft«, erzählte Olivia. »Und Tratsch ist wichtig, der stärkt den Zusammenhalt einer Gemeinschaft, was inzwischen durch Studien bewiesen wurde.«

      »Dann sind wir in Bergmoosbach ganz vorn dabei«, stellte Anna amüsiert fest.

      »Mein Problem würde sich auf diese Weise vermutlich nicht lösen. Es geht in diesem Fall um einen Vater, der seit Jahren den Kontakt mit seinem Sohn meidet, weil er beruflich nicht in seine Fußstapfen getreten ist«, sagte Danny.

      »Der Sohn verweigert die Spende?«, fragte Sebastian.

      »Ich denke, er weiß gar nicht, dass sein Vater krank ist. Die Mutter, die noch Kontakt mit ihm hat, hat in der Klinik nur von einem Bruder und einer Schwester ihres Mannes gesprochen. Ich habe keine Ahnung, was sie tun wird, sollten die beiden nicht als Spender infrage kommen.«

      »Wie gut kennst du die Familie?«, fragte Sebastian.

      »Eigentlich gar nicht. Der Patient, der die Leberspende benötigt, war erst einmal in meiner Praxis. Ich bin ihm vor Kurzem zufällig begegnet.«

      »Weil er einem anderen Patienten einen Wunsch erfüllt hat«, sagte Olivia und erzählte Anna und Sebastian von Dannys Einsatz für den Schützenverein.

      »Das klingt nach einer Nachbarschaft, die zusammenhält, ganz wie bei uns«, stellte Anna lächelnd fest.

      »Ich würde noch einmal mit seiner Frau sprechen, sollte das mit den Geschwistern nicht funktionieren«, schlug Sebastian vor.

      »Das werde ich auch tun. Aber ich kann sie nicht drängen, ihren Sohn zu fragen. Niemand sollte zu einer Organspende gedrängt werden. Schon allein wegen des Operationsrisikos für den Spender.«

      »Ich würde sie auch nicht drängen. Das Ganze ist ein Drahtseilakt. Wir müssen den Betroffenen klar machen, dass sie ihren Angehörigen verlieren, sollte er keine Spende bekommen, und die einzige mögliche Rettung, falls es keinen anderen Spender gibt, läuft auf die Gefährdung eines weiteren Angehörigen hinaus. So eine Entscheidung will man eigentlich niemandem zumuten.«

      »Wir tun es aber.«

      »Ich weiß«, sagte Sebastian nachdenklich.

      »Könntet ihr euch mal für eine Weile von der Medizin lossagen und euch den Schönheiten der Natur oder der der Frauen widmen?«, mischte sich Olivia in das Gespräch der beiden ein.

      »Eine wundervolle Idee«, stimmte ihr Anna sofort zu.

      »Wir könnten zum Beispiel Tretboote mieten und ein bisschen auf dem See herumfahren«, schlug Ophelia vor, die sich umgedreht hatte, als sie den Vorschlag ihrer Mutter hörte.

      »Das klingt gut«, sagte Anna.

      »Es gibt aber nur Boote für höchstens vier Personen«, stellte Olivia fest, als sie zum Bootsverleih hinüberschaute, der nur ein paar Meter vom Biergarten entfernt war.

      »Kein Problem, Emilia und ich nehmen sowieso ein Boot für uns allein.«

      »Auf jeden Fall«, bekräftigte Emilia Ophelias Entschluss.

      »Ja, in Ordnung, gehen wir«, sagte Sebastian, als Anna ihn auffordernd ansah. »Ihr übernehmt die Pedale? Du und Olivia?«, fragte er.

      »Für dich, mein Schatz, mache ich alles, das weißt du«, erklärte Anna lächelnd und küsste Sebastian liebevoll auf die Wange.

      Das ist nicht nur ein Spruch, dachte Olivia. So wie Anna und Sebastian sich ansahen, zweifelte sie nicht daran, dass sie sich aufrichtig liebten. Nachdem, was er durchgemacht hatte, hatte sie nicht erwartet, ihn jemals wieder so glücklich zu sehen. Als sie zu Danny schaute, der neben ihr saß, und sich ihre Blicke trafen, konnte sie erkennen, dass auch er sah, wie sehr die beiden sich liebten.

      »Auch du kannst wieder glücklich werden«, raunte sie ihm zu.

      »Das weiß ich«, sagte er und hielt ihren Blick fest.

      *

      Eine Viertelstunde später waren sie in ihren Tretbooten auf dem See unterwegs. Anna und Olivia saßen vorn in ihrem Boot, traten gleichmäßig die Pedale, während Sebastian und Danny sich auf den Sitzen hinter ihnen gemütlich zurücklehnten.

      »Wir überlassen unseren Frauen gern das Steuer!«, rief Sebastian den beiden älteren Frauen zu, die ihr Tretboot von zwei Männern steuern ließen und ihn und Danny vorwurfsvoll ansahen.

      »Oder die Arbeit«, antworteten die beiden Frauen gleichzeitig. Sie hielten die beigen Hütchen mit einer Hand fest, die sie beide zu ihren hellen Kostümen trugen und schüttelten missbilligend die Köpfe.

      »Die

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