Perry Rhodan Neo 243: Drei Tropfen Unendlichkeit. Rainer Schorm

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Perry Rhodan Neo 243: Drei Tropfen Unendlichkeit - Rainer Schorm Perry Rhodan Neo

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      Um Himmels willen ... das erklärt überhaupt nichts!, dachte Bull. Dass Hondro Ambitionen hat und gefährlich ist, weiß jeder. Dieses Ausweichen gefällt mir nicht. Aber immerhin hat NATHAN die Sache nun beim Namen genannt. Vielleicht wissen Laura und Sophie mehr.

      Ein wenig Ironie schwang in NATHANS Stimme mit, als er ergänzte: »Ihre Töchter werden Ihnen nicht weiterhelfen können, fürchte ich.«

      Der Mistkerl wird immer schlauer!, schimpfte Bull stumm. Clever war er immer, aber langsam beginnt er, zusätzlich eine Sensitivität zu entwickeln, die für uns nur eins bedeutet: noch mehr Schwierigkeiten.

      Er folgte dem holografischen Wegweiser weiter durch eine flache Halle, in der eine Schar Roboter eine komplette Wandseite von ihren Verschalungen befreit hatte. Die Maschinen drangen tief in die technischen und positronischen Innereien von NATHAN ein. Was genau sie taten, entzog sich Bulls Verständnis. Allerdings machte sich ein Verdacht in ihm breit.

      »Sie arbeiten direkt am Neuronat, aus dem sich NATHANS Gesamtheit bildet. Egal was er genau fürchtet: Es geht an die Substanz«, sagte er leise. NATHAN reagierte nicht.

      Hinter der Halle zweigte ein großzügig gehaltener Gang ab, in dem sich bequem ein Haluter hätte ausbreiten können. An den Wänden flimmerten auffällige Strukturen, die Bull an Widmannstättensche Figuren erinnerten, wie man sie in Stählen, Titan- oder Zirkoniumlegierungen finden konnte. Diese Gebilde waren nicht stabil, veränderten sich sehr schnell. Außerdem sahen sie aus, als befänden sie sich nicht an der Oberfläche, sondern im Innern des Materials, bedeckt von einer hochtransparenten, klaren Lackschicht.

      Eine überraschend asymmetrisch geformte Tür schwang vor ihm auf. Eigenartiges Licht strömte aus dem Raum dahinter. Es pulsierte schwach und schimmerte ein bisschen zu grün, um angenehm zu sein. Als Bull eintrat, sah er seine Töchter. Laura hatte ihn bemerkt und stand auf. Sophies Kopf steckte in einer Holowolke, deren Details sich in einem atemberaubenden Tempo änderten. Bull bekam bereits vom einfachen Betrachten Kopfschmerzen.

      »Dad!«, sagte Laura Bull-Legacy und fiel ihm um den Hals. Reginald Bull wusste, dass seine Töchter bei solchen Gelegenheiten gern ein wenig zu überschwänglich waren, aber er genoss es.

      Er trat zurück und betrachtete sie. Die Wolke um Sophie Bull-Legacys Kopf erlosch und sie stand auf. Ihre Umarmung war kein bisschen weniger stürmisch.

      Bull ächzte. »Nicht so fest! Vergesst nicht, dass ihr optimiert seid. Ich bin nur ein armer, alter Mann ...«

      Die beiden kicherten.

      »Ihr seht blendend aus!«, sagte Bull. »Autum wäre neidisch.«

      Die beiden NATHAN-Interpreterinnen würden bald 35 Jahre alt werden. Sie wirkten jedoch deutlich jünger. Beide trugen seltsame, blaugraue Monturen, die einen starken Kontrast zu ihren roten Haaren bildeten.

      »Sorry, Dad!«, sagte Sophie scheinbar zerknirscht. »Wenn du langsam alt und schwach wirst, nehmen wir darauf Rücksicht. Versprochen.«

      »Scherzkeks!«

      Laura kniff die Augen leicht zusammen. »Mom wäre stolz, sagst du? Redet ihr wieder miteinander? Ich meine: dauerhaft?«

      Nachdem Bull seinen Zellaktivator erhalten hatte, war es zwischen ihm und Autum Legacy zum Bruch gekommen. Es war nicht so sehr ein katastrophaler Streit gewesen als eher eine zunehmende Entfremdung. Er würde nicht altern ... und sie tat genau das. Sie hatte das Angebot, ebenfalls einen Aktivator anzulegen, abgelehnt. Bull verstand sie sehr gut. Zellaktivatoren waren zweischneidige Geschenke, und sie brachten Entwicklungen in Gang, die den Träger veränderten. Der Horizont weitete sich, wie ein höheres Alter und zunehmende Erfahrung das stets mit sich brachten. Ein Aktivator tat das im Turbomodus.

      Timeo Danaos et dona ferentes!, dachte Bull. Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen. Dieses Geschenk hat es in sich ... und wie damals vor Troja bemerkt man es erst, wenn es zu spät ist. So viel hat sich nicht geändert.

      Bull erinnerte sich an Diskussionen mit Atlan oder Mirona Thetin. Auf gewisse Weise ließ man die anderen Menschen hinter sich – auch wenn sie noch lebten. Autum hatte das nicht gewollt und ihre Entscheidung getroffen. Für Bull indes war die Entscheidung lebenswichtig gewesen. Die Wirkung der Zelldusche, die er erhalten hatte, lief aus. Ein schneller Verfall drohte, und Bull hatte weiterleben wollen. Danach allerdings hatte ihn ein intensives Schuldgefühl ergriffen. Mit dem Partner nicht altern zu wollen, war eine Art Herabsetzung, die er selbstverständlich nicht gewollt hatte. Autum Legacy hatte ihm nie etwas vorgeworfen, aber das war nicht nötig gewesen.

      Selbstvorwürfe kriege ich auch allein hin!, dachte Bull bitter.

      In letzter Zeit normalisierte sich ihr Verhältnis wieder. Für die Zwillinge war das eine große Erleichterung. Beide waren längst erwachsen, und Bull wusste, dass jede der beiden intelligenter war als er und Autum zusammen, aber es war keine Frage der Intelligenz.

      »Tun wir«, sagte er auf Lauras Frage. »Wir reden sogar sehr viel und so häufig, wie das unsere Terminpläne zulassen.«

      »Protektor!«, neckte ihn Sophie ironisch. »Perry freut sich ein Loch in den Bauch, dass er das politische Brimborium hinter sich hat, wetten?«

      Bull grinste. »Da hast du zweifellos recht, Sophie! Und ich habe mittlerweile auch begriffen, warum.«

      In gespielter Überraschung hob Laura die Augenbrauen. »So schnell? Sagenhaft!«

      »Sei nicht so frech zu deinem Alten!« Bull hob drohend den Zeigefinger. »Sonst setzt's was.«

      »Sag Mom einen schönen Gruß«, bat Sophie.

      »Tu ich.« Bull verzog den Mund. »Allerdings könnte man sie ja auch mal direkt anrufen. Ich nehme an, NATHAN kann ein Ferngespräch vermitteln.«

      »Selbstverständlich«, meldete sich die sonore Stimme. »Aber man müsste mich natürlich darauf ansprechen.«

      Laura tat empört. »Ein bisschen mehr Loyalität mit dem eigenen Personal, ja?«

      Die Tür, die sich hinter Bull geschlossen hatte, glitt erneut auf. Ein MINSTREL schwebte in den Raum, ein etwa eineinhalb Meter durchmessender Ableger NATHANS. Die Kugel, die sich aus unzähligen bläulichen Kuben zusammensetzte, die ständig durcheinanderwirbelten, war Bull ähnlich unheimlich wie NATHAN selbst.

      Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit seiner Töchter auf den MINSTREL. Ihr Blick schien mit einem Mal ins Unendliche zu gehen.

      Bull wusste, dass für die Kommunikation mit einem solchen NATHAN-Ableger eine gewaltige geistige Kapazität nötig war. Er war stolz auf seine Zwillinge. Angeblich klang die Stimme eines MINSTRELS wie Musik – daher der Name: Sänger. Aber Bull hatte nicht die blasseste Ahnung, wie es sich anfühlte.

      Nicht angenehm, wenn man damit konfrontiert wird, unzureichend zu sein, dachte er müde. ES, NATHAN, ANDROS ... oder eben ein MINSTREL. Es ist immer dasselbe.

      Etwas anderes bemerkte er allerdings sehr wohl: Egal was die drei gerade besprachen, es beunruhigte seine Töchter.

      »Was ist?«, fragte er. Die Nervosität, die ihn seit dem Anflug begleitet hatte, machte sich erneut bemerkbar.

      Laura löste sich aus der Verbindung. »Komm mit, Dad!«, sagte sie nur.

      Reginald Bull folgte

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