Perry Rhodan Neo 243: Drei Tropfen Unendlichkeit. Rainer Schorm

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Perry Rhodan Neo 243: Drei Tropfen Unendlichkeit - Rainer Schorm Perry Rhodan Neo

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Raumregion war fremdes Land.

      Die Umgebung erwies sich als öde, und er war nicht unbedingt gut zu Fuß. Aber wollte man von einer fremden Welt einen persönlichen Eindruck bekommen, musste man sich ihr hautnah aussetzen. Das ging nicht im isolierten Innern eines Gleiters. Eins hatte er sehr schnell bemerkt. Diese Welt hatte ihren eigenen Reiz. Er spürte ihn.

      Menschen sind ... merkwürdig, dachte er. Sie sind offenbar verwandt mit uns, aber nahe Verwandtschaft ist ja häufig unangenehm. Wir werden sehen.

      Niemand außer ihm kannte die wahren Beweggründe seiner Reise. Er hatte sie den Menschen gegenüber nie erwähnt. Vorsichtig zog er ein kleines Behältnis aus transparentem Panzerplast aus der Tasche. Er trug es ständig bei sich. Es war ergonomisch geformt und mit einem DNS-Schlüssel gesichert. Er hob es vor die Augen. Im Innern hing etwas, das aussah wie ein Tropfen aus kristallinem Bor. Fasziniert sah Sofgart zu, wie es kaum merklich vibrierte. Dabei änderte es trotz der enormen Härte ab und an ein wenig die Form. Den Vorgang selbst hatte er nie beobachten können. Es geschah immer dann, wenn niemand hinsah. Gerade so, als lege das merkwürdige Ding Wert auf Privatsphäre.

      Es war seit Langem in seinem Besitz. Gefunden hatte er es in einem uralten Archiv auf Arkon I, das er zusammen mit Krom nach Informationen durchforstet hatte. Wahrscheinlich waren sie seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden die ersten Besucher gewesen.

      Die Erlebnisse in diesem Archiv hatten Sofgart verändert, in vielerlei Hinsicht. Dass sich im Laufe der Zeit die Hinweise auf Larsaf häufen würden, hatte er damals nicht ahnen können. Nun aber war er auf dem Weg dorthin.

      »Hast du mich etwa hierhergeführt?«, fragte er leise.

      Die Menschen waren als Informationsquelle unergiebig gewesen, sehr zu Sofgarts Enttäuschung. Er hatte Andeutungen über den Tropfen bruchstückhaft in seine Unterhaltungen eingestreut, aber niemand hatte auf die Hinweise reagiert. Wussten die Menschen nichts darüber? Aber es existierte eine Verbindung. Menschen und Arkoniden waren nicht nur verwandt, auch in ihrer Geschichte schien es unerklärliche Überschneidungen zu geben.

      So überraschend ist das nicht, dachte er. Ich bin auf der Kristallwelt ebenfalls nur durch puren Zufall darüber gestolpert ... oder besser: darauf aufmerksam gemacht worden.

      Also hatte er geschwiegen. Die Zeit zum Reden würde noch kommen. Er blieb kurz stehen und atmete tief durch. Die heiße, trockene Luft enthielt viel Staub und hatte einen fremdartig metallischen Nachgeschmack.

      Er näherte sich dem, was von der Siedlung übrig war. Die Baracken, Depothallen und halbkugeligen Fertigbauten unterschieden sich kaum von Produkten, die Arkon in den ersten Phasen einer Besiedlung einsetzte. Im Großen Imperium war alles etwas fortschrittlicher, komfortabler, aber das Provisorische ähnelte sich immer.

      Viele der Konstruktionen waren wohl ursprünglich weiß gestrichen worden, aber Wind und Sand hatten die Oberflächen freigeschmirgelt. Das Klima war aggressiv. Staubfahnen wehten von den Dächern.

      Sofgart fragte sich, ob er Leichen finden würde, Gräber oder andere organische Überreste.

      Er steuerte auf einige kleine Unterstände zu, kaum mehr als ein paar Metallpfosten, -streben und Wellblech. Über dem Metall waberte die erhitzte Luft. Sofgart stolperte. Vor ihm zog sich eine Furche durch den Boden, beinahe zugeweht vom Sand. Etwas weiter weg erkannte er Abzweigungen.

      Wasserkanäle, dachte er. Mit geschultem Blick registrierte er, dass dies ursprünglich ein sehr effizientes Bewässerungssystem gewesen war. Die Neigung war klug gewählt, die Vernetzung auf maximalen Nutzen ausgelegt. Die Anlage war primitiv, aber ein Beispiel für eine gut durchdachte Ingenieursarbeit. Die Kolonisten hatten in dieser fordernden Umgebung alles optimal gestalten müssen, sonst hätte dieses Siedlungsprojekt niemals eine Chance gehabt.

      »Hat ihnen nichts genützt«, murmelte Sofgart. Kolonien waren immer ein Risiko. Sogar auf Welten, die vermeintlich perfekt zu den Kolonisten passten, gab es jede Menge Haken. Vor allem die Dinge, die man nicht sofort sah oder messen konnte, machten vielen Besiedelungsvorhaben schnell einen Strich durch die Rechnung.

      Sofgart erinnerte sich an Kroms Motto: Keine Welt wartet auf uns. Wer sich nicht arrangiert, wird aussortiert.

      Diese Kolonisten waren aussortiert worden. Die Welt selbst war keineswegs tot – nur die Siedler.

      In einiger Entfernung schwebte etwas in der Luft. Es war farbig, aber er erkannte es in Denebs Lichtflut nur undeutlich. Es alarmierte ihn. Möglicherweise hatte es mit dem Tod der Siedler zu tun. Erst nach dem Gedanken bemerkte er, dass er mit Überlebenden nicht rechnete. Was auch immer geschehen war – es hatte sich zu einer Todesfalle entwickelt. Er aktivierte die Sensoren seiner Schutzmontur, vor allem die Biokontrolle, und schaltete sie auf Höchstleistung.

      Sofgart dachte an das, was er in dem recht übersichtlichen Dossier gelesen hatte. Die Träger dieses Projekts hatten genetische Reinheit präferiert. Ein logischer Widerspruch natürlich. Reinheit war kein taugliches Kriterium, um die Welt zu verstehen. Natur und Evolution machten Reinheit sogar unmöglich. Nur ein ausreichend großer Genpool war in der Lage den Druck auszugleichen, den ein fremder Planet ausübte – auf das Genom.

      Je größer die Bandbreite, desto größer die Erfolgschancen, wusste Sofgart aus unzähligen Besprechungen, zu denen er Krom begleitet hatte. Arkoniden waren für elitäre Hirngespinste ebenfalls anfällig, eine zwangsläufige Folge ihrer feudalen Gesellschaftsordnung. Mehr als ein Khasurn hatte gehofft, mit dem eigenen, selbstverständlich weit überlegenen Erbgut, einen eigenen Kulturkreis zu schaffen.

      Sie waren alle gescheitert, mehr oder weniger schmählich.

      Sofgart grinste. Er kannte die Überheblichkeit der arkonidischen Oberschicht nur zu gut. Man hatte ihn stets spüren lassen, dass er eine Waise war, zudem nicht von Adel. Lange hatte er darunter gelitten, bis ihm Krom bewies, dass Abstammung vielleicht einen besseren Start ermöglichte, aber mehr auch nicht. Krom war der Beste seines Fachs gewesen, und Sofgart hatte die Chancen genutzt, die Krom ihm geboten hatte. Er war wie Krom selbst ein Essoya. Die Privilegien des Adels blieben ihnen beiden verschlossen. Aber längst störte ihn das nicht mehr.

      Er sah erneut etwas in der Luft, eine Art Unschärfe, die er zunächst nicht erklären konnte. Vorsicht war also tatsächlich geboten, er verfügte kaum über Daten, die die Biosphäre beschrieben. Dieses Phänomen war ebenfalls farbenfroh.

      Wieder flatterte etwas im Wind. Die Böen waren warm und nicht übermäßig stark, aber trocken. Sofgart änderte den Vergrößerungsfaktor seiner Schutzbrille.

      Etliche fahnenartige Gebilde folgten dem Luftstrom, als habe jemand große Stofffetzen zum Trocknen aufgehängt. Allerdings wirkten sie sehr viel filigraner, luftiger als irgendein Gewebe. Sofgart hatte ähnliche Strukturen bei etlichen arachnoiden Lebensformen gesehen oder bei Seide spinnenden Raupen.

      Sofgart hatte keine Zweifel: Das war eindeutig ein biologisches Phänomen. Fremdes Leben war unkalkulierbar. Er sah genauer hin und erhöhte nochmals die Vergrößerung. Auch am Boden erkannte er nun Flächen, die aussahen wie Flechten oder eben extrem dichte Spinnweben. Sie schimmerten in vielen giftigen Farben.

      Besorgt aktivierte er den Verschlusszustand seiner Montur. Bisher hatte die Biokontrolle keine Gefahr angemessen, sonst hätte die Mikropositronik den Schutzanzug selbsttätig versiegelt. Offenbar wurden die Organismen nicht über die Luft transportiert – zumindest nicht über größere Strecken.

      Sofgart näherte sich dem Phänomen nun vorsichtiger. Er entdeckte mehrere größere Teppiche, die aus Mikroben bestehen mochten, vielleicht aber auch Pilze oder Flechten

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