Verdammte Unschuld. Sarah Engell
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Читать онлайн книгу Verdammte Unschuld - Sarah Engell страница 3
Ein seltsames Gefühl breitet sich in meinen Körper aus. Ich ziehe das Handtuch hoch.
„Cool“, sagt Christina.
„Cool“, murmle ich.
Unsere Stimmen hallen gegen die mit Fliesen belegten Wände. Wir bleiben für einen Augenblick stehen und betrachten das verpixelte Bild, ohne etwas zu sagen. Oben auf dem Display leuchtet auf, um welche Zeit die Nachricht empfangen wurde. Die Uhrzeit ist unbeweglich, aber die Zeit läuft weiter.
Wir zucken, als das Handy wieder piept.
Seht ihr etwas schönes?
Als Antwort schickt Christina einen Smiley. Jetzt hat sie Farbe ins Gesicht bekommen.
Kurz danach kommt eine neue Nachricht. Sie liest sie mehrmals hintereinander.
„Er möchte mich sehen“, sagt sie. „Findest du es okay, wenn er heute Abend dabei ist?“
Ich zucke mit den Schultern.
„Was schreibe ich?“
Ich halte die Hände hoch als Zeichen, dass ich mich ab jetzt nicht mehr einmischen möchte.
Christina beißt sich auf die Lippen, sodass die Schneidezähne rot wirken. Sie trippelt von Seite zu Seite, während sie eine Antwort formuliert.
Sie hat ihren Slip immer noch nicht angezogen.
Kapitel 3
Happy Birthday dröhnt aus den großen, weißen B&O-Lautsprechern. Jannick steht auf dem ovalen Wohnzimmertisch. Er trägt einen Zylinder und hat einen Alabama Slammer in der Hand.
„Prost!“ ruft er. „In der Küche ist Selbstbedienung. Nehmt einfach. Und nochmals vielen Dank für alle Geschenke.“
Man hört Beifall und Johlen. Die große Strandvilla ist randvoll mit festlich gekleideten und halb betrunkenen Abgangsschülern der Volksschule. Quer durch das Wohnzimmer hängt ein großes Banner mit dem Text: Glückwunsch zum 17. Geburtstag!
Jannick sieht fröhlich aus. Er steht mit leicht gespreizten Beinen und dem Zylinder schräg auf dem Kopf. Jemand hat mit rotem Lippenstift Flaggen auf sein Gesicht gemalt.
Er dirigiert mit den Fingern, als einige Mädchen aus seiner Klasse das Happy Birthday mitsingen. Überall im Wohnzimmer wird geknutscht, geprostet und High Five gegeben. Die Mischung aus verschiedenen Parfüms macht mich schwindlig. Das letzte Mal, als ich Jannicks Klassenkameraden sah, sprangen sie im Kletterturm herum und warfen Süßigkeiten über den Rand, in engen Kostümen als Prostituierte, Krankenschwestern und Polizistinnen verkleidet. Christina und ich sind die einzigen, die nach den Sommerferien in die 9. Klasse gehen. Wir stehen in der Tür des Wohnzimmers und versuchen, älter auszusehen als wir sind.
„Wie spät ist es?“ fragt Christina und richtet sich die Haare.
„Du weißt ja gar nicht, ob er kommt“, sage ich.
Ein rostiges Bellen kommt von der Türklingel. Jannick ruft, dass es die mobile Diskothek ist, und gerade macht jemand die Tür auf. Er wirft sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund und springt vom Tisch runter.
„Danke für das Lied“, sagt er und verbeugt sich vor den Mädchen. In einem großen, unordentlichen Haufen umarmen sie ihn. Lachend entkommt er ihren Armen und nimmt Kurs auf mich.
Mein Herz hüpft, als er mich an sich zieht. Ich drücke mein Gesicht gegen seinen Hals, der warm und wohlriechend ist.
„Glückwunsch nochmals“, flüstere ich.
Das ist ebenso für mich gemeint.
Christina zeigt kurz ihr Handy und sagt, dass sie jetzt geht. „Er wartet draußen“.
„Wartet?“
Christina nickt und blinzelt mir zu. Ich halte den Daumen hoch und sehe sie in die Menge verschwinden.
Jannick legt beide Hände auf mein Gesicht. „Mein Gott, du bist eigentlich wunderschön“.
Ich lächle.
Seine Lippen gegen meine fühlen sich weich an. Sie schmecken süßlich nach Orangensaft und Grenadine. Einige pfeifen und rufen, dass das wenigstens ein Geschenk ist, das nicht umgetauscht werden muss. Man hört Gelächter.
Ein DJ ruft mit Akzent: „Let´s get this party started!“ Pink kracht in das Wohnzimmer, und alle fangen an zu tanzen.
Jannick und ich umarmen uns. Seine Augen sehen nur mich. „Ich liebe dich“, flüstert er.
An einem Ort in meinem Kopf bricht etwas zusammen. Ich drücke seine Hände, und flüstere so leise, dass nur ich selbst es hören kann: „Du darfst mich nie verlassen.“
Jannick nimmt mein Gesicht wieder in seine Hände und blickt mich fragend an. „Alles okay?“, fragt er.
Ich nicke und kuschele mich an seine Brust. Sein Herz pocht rhythmisch an meinem Ohr.
Wir stehen dicht aneinander und wiegen im Takt mit der Musik, und ich wünsche mir, dass wir für immer so stehen bleiben können. Mit den Armen umeinander, ohne etwas zu sagen, ohne die Füße mehr als nur einen Millimeter zur Seite zu rücken.
Aber dann wird die Musik ausgeschaltet und von einer laut heulenden Sirene unterbrochen. Der DJ geht auf die Tanzfläche und klatscht in die Hände als Zeichen, dass wir zuhören müssen.
„Jetzt wollen wir die Party durchstarten“, ruft er. „Sind einige mutige, junge Menschen im Raum?“
Jannick wird aus meinen Armen gerissen und zur Tanzfläche gezogen. Zwei Jungen aus seiner Klasse halten seine Hände hoch. Es wird applaudiert. Jannick dreht den Kopf und schickt mir ein Lächeln als Entschuldigung.
Ich lächle zurück.
Der DJ klopft Jannick auf die Schulter und macht ihm Zeichen, dass er sich so hinstellen soll, dass alle ihn sehen können.
„Wir brauchen auch ein Mädchen...“ Der Blick vom DJ gleitet durch den Raum und landet bei einem Mädchen aus Jannicks Klasse.
Man hört Beifall und Pfeifen, als das Mädchen neben Jannick geschoben wird.
Der DJ setzt einen Finger auf Jannicks Brust. „Zieh das Shirt aus“, sagt er.
Jannick zieht das enge schwarze Shirt über den Kopf. Als sein Gesicht zum Vorschein kommt, sehe ich, dass er lächelt.
Der DJ schüttelt eine Dose Schlagsahne und zeichnet ein Herz auf Jannicks Brust. Er gibt dem Mädchen Zeichen, es abzulecken. Sie stemmt die Hände in die Hüfte. Erst als die unterstützenden Zurufe der anderen ganz laut werden, gibt sie nach.
Die Zunge ist rosarot und glänzend. Sie gleitet über Jannicks Haut in kleinen katzenartigen Bewegungen. Jannick lacht. Mir wird es übel.
Als die Schlagsahne weg ist, hebt der DJ eine Banane über den Kopf. Der