Verdammte Unschuld. Sarah Engell
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Читать онлайн книгу Verdammte Unschuld - Sarah Engell страница 4
Die Jungen johlen und geben Beifall. „Zeig uns, was du kannst!“
Das Mädchen sieht sich im Raum um. Dann breitet sie die Arme aus und hockt sich vor Jannick hin. Der Jubel steigt heftig. Jannick stemmt die Hände in die Hüfte und zwinkert den Gästen zu, als das Mädchen anfängt, die Banane zu schälen.
Der DJ schwingt seine Hände, damit wir noch lauter werden. Angeregt durch die Zurufe packt Jannick das Mädchen an den Haaren und drückt ihr Gesicht gegen die Banane. Das Mädchen isst in großen Bissen weiter.
Ein metallischer Geschmack macht sich in meinem Mund bemerkbar. Ich sehe, ohne etwas zu sehen.
Man pfeift laut und jemand ruft Eisverkäufer.
Endlich steht das Mädchen auf. In einem Mundwinkel hat sie ein wenig Banane. Ich starre auf das kleine Stück Banane, während die Rufe durch den Raum schallen.
Jannick verbeugt sich und das Mädchen knickst. Aber der DJ packt sie an den Schultern. Das Spiel ist noch nicht zu Ende. Jetzt werden die Rollen umgetauscht. Das Mädchen wirft ihren Freundinnen einen schiefen Blick zu, aber als der Beifall fortsetzt, zuckt sie mit den Schultern und bleibt stehen.
Der DJ schüttelt die Dose mit Schlagsahne. Mit langen, spielenden Bewegungen schmiert er Schlagsahne auf ihre nackten Oberschenkel. Ganz oben zwischen den Beinen, platziert er ein Glas Tequila.
Die Zurufe nehmen kein Ende.
Ich versuche, Jannicks Blick zu treffen, aber er hockt schon vor den langen, nackten Mädchenbeinen.
Ich schließe die Augen. Mein Bauch tut mir weh. Um mich herum höre ich jubelnde Zurufe.
„Go Jannick!“
„Lick her, lick her!“
Ich höre das Mädchen hysterisch kichern.
Als ich die Augen öffne, hockt Jannick mit dem Glas Tequila zwischen den Zähnen. Er legt den Kopf zurück und trinkt.
Man trommelt auf die Wände und den Boden. Lange, laute Pfiffe schneiden meinen Schädel in tausende Stücke. Jannick steht auf und wirft das Glas auf den Boden, so dass es zerbricht. Der DJ hebt erst seine Hand und danach die Hand des Mädchens hoch. Der Beifall strömt gegen ihre halbnackten, klebrigen Körper. Ich wende mich plötzlich ab und stürze aus der großen Strandvilla hinaus.
Kapitel 4
Weit weg zwitschert ein Vogel in einer Baumkrone. Sonst ist es vollkommen still in den einsamen Villenstraßen. Ich gehe auf dem Bürgersteig, setze einen Fuß vor den anderen, ein Seiltänzer auf dem Weg durch die Dunkelheit.
Aus beiden Richtungen ziehen mich meine Gedanken. Ich breite die Arme aus und konzentriere mich auf die Schritte. Es ist schwierig, in den hochhackigen Sandalen zu laufen. Ich denke an Jannicks Hände in meinen. Die Wärme seiner Lippen. Die Musik, die meine Stimme übertönte, als ich flüsterte: „Du darfst mich nie verlassen.“
Ich knicke mit dem Fuß um. Der Knöchel tut mir weh, aber ich setze meinen Balanceakt auf dem Bordstein fort. Die Stille und die Dunkelheit schmelzen um mich herum zusammen. Mit jedem Schritt verschwindet die Hoffnung, seine Stimme hinter mir zu hören. Das Geräusch seiner laufenden Schritte und meines Namens zwischen seinen Lippen.
Ich beeile mich jetzt, halte die Tränen zurück, während ich immer noch mit ausgestreckten Armen und geradem Rücken laufe. Auf dem Bordstein wechseln sich meine Füße ab, immer ein Fuß nach dem anderen.
Man hört Stimmen und Gelächter. An der Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite steht eine Gruppe junge Männer. Einer schwingt sich um die Eisenstange der Haltestelle. Er reibt sich daran und stöhnt. Die anderen lachen und klatschen.
Ich nehme das Handy aus der Tasche und suche die Nummer meiner Eltern hervor. Ich habe sie als einzige unter der Telefonnummer statt unter ihrem Namen bei den Kontakten gespeichert. Ich bleibe kurz stehen und betrachte die acht Ziffern. Dann klappe ich das Handy zusammen und lege es in die Tasche zurück.
Als ich weiter geradeaus laufe, klicken meine Absätze gegen den Bordstein. Jedes Mal, wenn ich mit dem Fuß umknicke, beiße ich die Zähne zusammen und konzentriere mich auf den nächsten Schritt.
Es wird still, als ich mich der Bushaltestelle nähere. Ich spüre Blicke auf meinem Körper.
Der Typ an der Eisenstange pfeift. „Hallo Hübsche, und jetzt?“
Ich bleibe stehen.
„Kommst du nicht rüber und trinkst ein Bier mit uns?“
„Halt die Klappe.“ Einer der anderen trifft ihn am Hinterkopf.
Er lacht laut und schwingt sich um die Eisenstange, während er sich auf die Brust schlägt. Das Gelächter hallt durch die einsamen Villenstraßen.
„Doch, gerne“, sage ich. „Ein Bier klingt gut.“
Es wird vollkommen still, als ich die Straße überquere und zu ihnen gehe.
Der Typ lässt die Eisenstange los. Er wirft erst den anderen einen schiefen Blick zu, dann mir.
Ich gehe an ihm vorbei und setze mich auf die Bank unter dem Schutzdach. Der Vogel in der Baumkrone fliegt raschelnd davon und verschwindet.
Die Typen bleiben stehen, unbeweglich. Dann eilen sie zu mir und setzen sich neben mich. Sie haben eine Plastiktüte mit Bierdosen, die sie verteilen. Ich öffne eine Dose und nehme einen ersten Schluck. Das Bier ist lauwarm. Dann nehme ich einen großen Schluck.
Die Typen sind in Jannicks Alter, vielleicht älter. Sie sind zu viert. Der mit der Eisenstange sitzt rechts von mir, so dicht, dass sich unsere Schenkel berühren. Er trägt eine Brille mit dunklem Gestell und hat ein markantes Kinn. In beiden Ohren Diamantenpiercings.
„Und wohin will eine so schöne Jungfrau?“, fragt er.
„Nirgendwohin“, sage ich.
„Cool, von dort komme ich gerade.“
Die anderen lachen.
Der Stangentänzer leert sein Bier und nimmt sich ein anderes. Ein wenig Schaum läuft über den Rand. Er saugt es mit den Lippen auf.
Einer der anderen nimmt sein Handy hervor und schaltet Musik ein. Der Ton ist schlecht. Es klingt wie Rihanna.
Auf der Straße fährt ein Auto vorbei. Die Scheinwerfer zeigen auf den schwarzen Asphalt. Ich höre den Motorenlärm, der schwächer und schwächer wird, bis er ganz verschwindet.
„Wann kommt der Bus?“ frage ich.
„Das weiß man nie“, sagt der Stangentänzer. „Das weiß man nie.“
Er sieht mich mit einem merkwürdigen Blick an, und lehnt sich dichter an mich. So dicht, dass ich seinen Atem riechen und die kleinen Blutäderchen in seinen Augen sehen kann.
„Meine Güte, ich bin erregt“, flüstert er. „Du auch?“