Maigret auf Reisen. Georges Simenon

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Maigret auf Reisen - Georges  Simenon Georges Simenon

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selbst einer im George-V, kein wichtiges Ereignis war, und antwortete:

      »Nein.«

      Er ahnte nicht, dass er damit einen Fehler beging, der Maigret und der ganzen Kriminalpolizei noch das Leben schwer machen sollte.

      Als die Klingel im Gang ertönte, verließ der Kommissar mit einigen Akten in der Hand sein Büro und begab sich mit den anderen Abteilungsleitern zum Chef. Man besprach die laufenden Fälle, aber da er ja noch nichts von ihr wusste, erwähnte Maigret die Comtesse Palmieri nicht.

      Um zehn war er wieder in seinem Büro und begann, die Pfeife im Mund, mit einem Bericht über einen bewaffneten Raubüberfall, der sich drei Tage zuvor zugetragen hatte. Wegen der Baskenmütze, die am Tatort gefunden worden war, hoffte Maigret, schon bald die Schuldigen festnehmen zu können.

      Zur selben Zeit saß ein gewisser John T. Arnold im Hôtel Scribe an den Grands Boulevards beim Frühstück und griff, noch in Pyjama und Morgenrock, zum Telefon.

      »Hallo, Mademoiselle. Verbinden Sie mich bitte mit Colonel Ward im Hôtel George-V.«

      »Sofort, Monsieur Arnold.«

      Monsieur Arnold war nämlich ein Stammgast, der fast das ganze Jahr über im Scribe wohnte.

      Die Telefonistin vom Scribe und die vom George-V kannten sich, ohne einander je gesehen zu haben, wie sich die meisten Telefonistinnen nun mal kennen.

      »Hallo, Liebes, verbindest du mich mal mit Colonel Ward?«

      »Für Arnold?«

      Die beiden Männer telefonierten gewöhnlich mehrmals am Tag miteinander, und der Anruf um zehn Uhr morgens war schon Tradition.

      »Er hat noch nicht nach seinem Frühstück geläutet. Soll ich trotzdem anrufen?«

      »Warte kurz. Ich frage Monsieur Arnold.«

      Sie stöpselte um.

      »Monsieur Arnold? Der Colonel hat noch nicht nach seinem Frühstück geläutet. Soll ich ihn wecken lassen?«

      »Hat er eine Nachricht für mich hinterlegt?«

      »Man hat mir nichts ausgerichtet.«

      »Es ist doch schon zehn …«

      »Zehn nach zehn.«

      »Dann rufen Sie an.«

      Wieder wurde umgestöpselt.

      »Du kannst ihn anrufen, Liebes. Ich hoffe, er schimpft nicht.«

      Stille in der Leitung. In der Zwischenzeit konnte die Telefonistin vom Scribe drei Gespräche vermitteln, darunter eins nach Amsterdam.

      »Hallo? Du denkst an meinen Colonel, Liebes?«

      »Ich lasse es schon die ganze Zeit klingeln. Er antwortet nicht.«

      Wenige Augenblicke später rief die Telefonistin vom Scribe erneut im George-V an.

      »Hör mal, Liebes. Ich habe Monsieur Arnold gesagt, dass der Colonel nicht antwortet. Er behauptet, dass das nicht sein kann, dass der Colonel seinen Anruf um zehn Uhr erwartet und dass es dringend ist.«

      »Ich probier’s noch mal.«

      Nach einem weiteren vergeblichen Versuch:

      »Warte kurz. Ich frage beim Concierge nach, ob er ausgegangen ist.«

      Stille.

      »Nein. Sein Schlüssel hängt nicht am Brett. Was soll ich machen?«

      Oben in seiner Suite wurde John T. Arnold allmählich ungeduldig.

      »Was ist, Mademoiselle? Haben Sie mein Gespräch vergessen?«

      »Nein, Monsieur Arnold. Der Colonel antwortet nicht. Der Concierge hat ihn nicht weggehen sehen und sein Schlüssel hängt nicht am Brett.«

      »Dann schicken Sie den Kellner, er soll mal klopfen.«

      Inzwischen war es nicht mehr Jules, sondern ein Italiener namens Gino, der den Dienst im dritten Stock verrichtete, wo Colonel Wards Suite lag, fünf Türen neben der Suite der Comtesse.

      Der Kellner rief den Concierge an:

      »Er antwortet nicht, und die Tür ist abgeschlossen.«

      Der Concierge wandte sich an seinen Assistenten:

      »Schau mal nach.«

      Nun klingelte der Assistent, klopfte und rief:

      »Colonel Ward?«

      Dann zog er einen Generalschlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür.

      In der Suite waren die Läden geschlossen, auf einem Tisch im Salon brannte eine Lampe. Im Schlafzimmer war ebenfalls Licht, das Bett für die Nacht aufgeschlagen, der Pyjama ausgebreitet.

      »Colonel Ward?«

      Auf einem Stuhl türmte sich ein dunkler Kleiderberg, Socken lagen verstreut auf dem Teppich, daneben zwei Schuhe, die Sohle des einen zeigte nach oben.

      »Colonel Ward!«

      Die Tür zum Badezimmer war angelehnt. Der Assistent des Concierge klopfte erst an, stieß dann die Tür auf und sagte nur:

      »Sch…«

      Fast hätte er vom Schlafzimmer aus telefoniert, aber er wollte keinen Augenblick länger dableiben, schloss die Tür und rannte, ohne an den Fahrstuhl zu denken, die Treppe hinunter.

      Drei Gäste umringten den Concierge, der gerade die Abflugzeiten der transatlantischen Linien studierte. Sein Assistent flüsterte ihm ins Ohr:

      »Er ist tot.«

      »Moment …«

      Erst einen Augenblick später verstand der Concierge, was das Gehörte bedeutete.

      »Was sagst du da?«

      »Tot. In der Badewanne.«

      Auf Englisch bat der Concierge die Gäste, ihn kurz zu entschuldigen. Er ging durch die Halle und beugte sich über den Empfangstresen.

      »Ist Monsieur Gilles in seinem Büro?«

      Jemand nickte. Also klopfte er an eine Tür links hinter dem Empfang.

      »Entschuldigen Sie, Monsieur Gilles. Ich habe gerade René zum Colonel geschickt. Anscheinend liegt er tot in der Badewanne.«

      Monsieur Gilles trug eine gestreifte Hose und ein Jackett aus schwarzem Cheviot. Er wandte sich an seine Sekretärin:

      »Rufen Sie sofort Doktor Frère an. Um diese Zeit macht er vermutlich Hausbesuche. Versuchen Sie, ihn aufzutreiben.«

      Monsieur Gilles

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