Maigret auf Reisen. Georges Simenon

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Maigret auf Reisen - Georges  Simenon Georges Simenon

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halten Sie davon, Albert?«

      »Vermutlich dasselbe wie Sie.«

      »Sie haben von der Sache mit der Comtesse gehört?«

      Ein Nicken genügte.

      »Ich gehe hoch.«

      Da er das nicht allein tun mochte, nahm er einen der jungen Empfangsangestellten im Cut und mit gegeltem Haar mit. Im Vorbeigehen sagte er zum Concierge, der wieder an seinem Platz war:

      »Holen Sie die Schwester. Schicken Sie sie gleich in die 347.«

      Die Halle war jetzt nicht mehr leer wie in der Nacht. Die drei Amerikaner beratschlagten immer noch, welches Flugzeug sie nehmen sollten. Ein eben eingetroffenes Ehepaar füllte am Empfang den Meldezettel aus. Die Blumenverkäuferin und die Zeitungsverkäuferin waren auf ihrem Posten, und auch der Schalter für Theaterkarten war geöffnet. In den Sesseln warteten ein paar Leute, darunter die erste Verkäuferin eines großen Modehauses, die einen Kleiderkarton dabeihatte.

      Oben in der 347 stand der Direktor auf der Schwelle zum Badezimmer und wandte den Blick vom dicken Körper des Colonels ab, der so merkwürdig in der Badewanne lag. Sein Kopf war unter Wasser, nur der Bauch ragte heraus.

      »Ruf die …«

      Er stockte, als im Schlafzimmer das Telefon klingelte, und stürzte zum Apparat.

      »Monsieur Gilles?«

      Es war die Telefonistin.

      »Ich habe Doktor Frère erreicht, bei einem Patienten in der Rue François-Ier. In ein paar Minuten ist er hier.«

      Der junge Mann vom Empfang fragte:

      »Wen soll ich rufen?«

      Natürlich die Polizei. Bei einem derartigen Vorfall ist das unumgänglich. Monsieur Gilles kannte den Kommissar des Viertels, aber die beiden Männer mochten sich nicht sonderlich. Außerdem fehlte es den hiesigen Beamten am nötigen Fingerspitzengefühl für eine Ermittlung in einem Hotel wie dem George-V.

      »Ruf die Kriminalpolizei an.«

      »Wen?«

      »Den Direktor.«

      Obwohl sie einander schon öfter bei Diners begegnet waren, hatten sie nie länger miteinander geredet. Aber es genügte, dass sie sich kannten.

      »Hallo? Ist dort der Direktor der Kriminalpolizei? … Entschuldigen Sie bitte die Störung, Monsieur Benoit … Hier Gilles, der Direktor vom George-V … Hallo! Eben ist hier … Ich meine, ich habe eben entdeckt …«

      Er wusste nicht, wie er es sagen sollte.

      »Es handelt sich leider um eine bedeutende, international bekannte Persönlichkeit. Colonel Ward … Ja, David Ward. Ein Angestellter hat ihn tot in der Badewanne gefunden … Nein, mehr weiß ich nicht. Ich wollte Sie gleich anrufen. Der Arzt wird jeden Augenblick hier sein. Ich gehe davon aus, dass Sie …«

      … die Sache diskret behandeln, selbstverständlich. Er wollte auf keinen Fall, dass das Hotel von Journalisten und Fotografen belagert wurde.

      »Nein. Natürlich nicht. Ich verspreche Ihnen, es wird nichts angerührt. Ich werde selbst in der Suite warten. Ah, da kommt gerade Doktor Frère. Wollen Sie ihn sprechen?«

      Der Arzt, der noch nicht wusste, warum er gerufen worden war, nahm den Hörer entgegen.

      »Doktor Frère am Apparat. Hallo! … Ja … Ich war bei einem Patienten und bin gerade eingetroffen … Was sagen Sie? … Nein, mein Patient war er nicht, aber ich kenne ihn. Ich habe ihn behandelt, als er mal eine leichte Grippe hatte … Wie? … Nein, im Gegenteil, sehr robust, trotz seines Lebenswandels. Entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe den Toten noch nicht gesehen … Verstanden … Ja … Ja … Ich habe verstanden … Bis später. Möchten Sie den Hoteldirektor noch einmal sprechen? … Nein?«

      Er legte auf und fragte: »Wo ist er?«

      »In der Badewanne.«

      »Der Leiter der Kriminalpolizei bittet darum, nichts anzufassen, bis er jemanden herschickt.«

      Monsieur Gilles wandte sich an den jungen Angestellten vom Empfang:

      »Du kannst wieder runtergehen. Versucht, die Leute von der Kriminalpolizei abzupassen, und bringt sie unauffällig hoch. Und bitte kein Wort darüber in der Halle. Verstanden?«

      »Ja, Herr Direktor.«

      Es klingelte in Maigrets Büro.

      »Kommen Sie kurz zu mir?«

      Es war das dritte Mal, dass der Kommissar bei der Abfassung seines Berichts über den Raubüberfall gestört wurde. Er zündete seine erloschene Pfeife wieder an und ging durch den Flur zum Chef.

      »Kommen Sie herein, Maigret. Nehmen Sie Platz.«

      Allmählich mischten sich Sonnenstrahlen in den Regen und einer ließ das bronzene Tintenfass des Chefs aufleuchten.

      »Kennen Sie Colonel Ward?«

      »Sein Name stand öfter in der Zeitung. Das ist doch der mit den drei, vier Frauen?«

      »Er wurde tot in seiner Badewanne gefunden, im George-V.«

      Maigret zuckte nicht mit der Wimper, in Gedanken noch ganz bei seinem Raubüberfall.

      »Ich glaube, es wäre das Beste, wenn Sie sich darum kümmern. Der Arzt, mit dem ich gerade gesprochen habe, ist mehr oder weniger zuständig für das Hotel, er meint, dass der Colonel kerngesund war und seines Wissens nie Herzbeschwerden hatte. Die Presse wird sich brennend für den Fall interessieren, nicht nur die französische, auch die internationale …«

      Maigret verabscheute solche Geschichten um bekannte Persönlichkeiten, die man nur mit Samthandschuhen anfassen durfte.

      »Ich fahre hin«, sagte er.

      Der Bericht musste warten. Mit mürrischer Miene öffnete der Kommissar die Tür zum Inspektorenbüro und überlegte, wen er mitnehmen sollte. Janvier war da, aber ebenfalls mit dem Raubüberfall befasst.

      »Geh in mein Büro und versuch, meinen Bericht weiterzuschreiben. Du, Lapointe …«

      Erfreut hob der junge Lapointe den Kopf.

      »Setz deinen Hut auf. Du kommst mit mir.«

      Dann sagte er zu Lucas:

      »Falls jemand nach mir fragt, ich bin im George-V.«

      »Wegen dieser Vergiftung?«

      Das war ihm herausgerutscht. Lucas errötete.

      »Was für eine Vergiftung?«

      Lucas stotterte:

      »Die Comtesse …«

      »Welche Comtesse?«

      »Heute

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