Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman. Viola Maybach

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Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman - Viola Maybach Fürstenkrone Box

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      Das Mädchen stand unbeweglich. Ihr blonder Kopf war gesenkt, und auf ihrem bleichen Gesicht spiegelte sich deutlich der bittere Kampf wider, den sie mit sich selbst ausfocht.

      Alles in ihrem jungen Herzen wehrte sich gegen die Rolle, die er ihr aufzwingen wollte. Sie liebte diesen faszinierenden Mann mit der ganzen Leidenschaft ihrer ersten Liebe.

      Sie hatte ihn wie selbstverständlich in all den Jahren als den einzigen Mann betrachtet, zu dem sie gehörte und der ihr versprochen war. Nun zerschlug eine einzige Minute all ihr seliges Hoffen, all ihr erträumtes Glück und ließ nichts als Schutt und Asche zurück.

      Sollte sie sich mit kärglichen Almosen zufriedengeben? Sollte sie seine Frau werden mit dem peinvollen Wissen, dass sie nur ihres Reichtums wegen erwählt wurde, weil ein alter verbohrter Mann den Sohn mit unlauteren Mitteln dazu zwang, sich seinem eisernen Willen zu beugen?

      Nein, schrie alles in ihr. Ich kann es nicht – ich will auch nicht. Ich kann nicht im Schatten der anderen leben, kann nicht die Not und Qual in seinen Augen sehen, die der anderen gilt, die er mit der ganzen Inbrunst seines Herzens geliebt hat und nicht vergessen kann.

      Ihr gesenkter Kopf ruckte hoch. Herb verzog sie den eben noch lachenden Mund.

      »Du hast sehr viel Mut, mir die ganze Wahrheit zu sagen, Holger«, kam es verbittert aus ihrem blassen Mund. »Fürchtest du keinen einzigen Augenblick, dass ich es unter diesen Umständen ablehne, deine Frau zu werden?«

      Er wich ihrem Blick nicht aus. Schließlich nickte er.

      »Selbst auf diese Gefahr hin, Juliane, durfte ich nicht schweigen. Du bist ein zu anständiger Mensch, als dass ich dich mit einer Lüge und einem Betrug zu meiner Frau machen könnte. Meine Achtung für dich ist zu groß, und obwohl ich weiß, dass von deiner Antwort alles für uns abhängt, lege ich diese Entscheidung völlig in deine Hände und werde mich deinem Entschluss widerspruchslos fügen. Vielleicht wird die Not eines Tages still werden, wird der wilde Schmerz in meinem Innern ruhiger. Vielleicht kann ich eines Tages zu dir kommen und dir aus ehrlichem Herzen heraus sagen, dass ich dich lieb habe. Dann wird es keine Lüge sein, Juliane, und du wirst meinen Worten bedingungslos vertrauen können.«

      Mit einer aufreizenden Bewegung warf sie den Kopf in den Nacken. Ihre braunen Augen flimmerten seltsam, und unzählige kleine Pünktchen schienen darin ihr Unwesen zu treiben.

      »Du bist sehr davon überzeugt, Holger, dass ich damit zufrieden bin.« Sie lachte spröde und fuhr dann schnell fort, während ihre Hände sich ineinander verkrampften: »Aber im Grunde genommen kommst du meinen Wünschen entgegen.«

      Sie machte eine ruckartige Wendung und schritt an ihm vorbei zum Fenster. Eine Weile stand sie unbeweglich und starrte in den hellen Frühlingstag hinaus, der ihr plötzlich grau und farblos erschien. Sie wandte ihm den Rücken zu, und so konnte er die Not nicht erkennen, die um ihren jungen Mund zuckte, die bittere Enttäuschung in ihren Augen nicht lesen, mit der sie verzweifelt rang.

      Als sie sich ihm langsam wieder zuwandte, wirkte sie kühl und beherrscht.

      »Auch ich liebe dich nicht, Holger. Dein ehrliches Geständnis macht es mir leichter, es dir zu sagen. Wenn ich bereit bin, deine Frau zu werden, dann geschieht es nur aus dem Grund, weil ich seit Jahren als deine heimliche Verlobte gelte und ich das Gerede der Leute hasse. Hinzu kommt noch, dass ich damit einen brennenden Wunsch meines Papas erfülle, der es für sein Lebensziel hält, unseren Namen mit dem der Osterburgs zu vereinen. Warum soll ich den alten Herrn enttäuschen, der sich ein ganzes Leben dafür abgerackert hat?«

      Fassungslos weiteten sich seine Augen. Er starrte das Mädchen an, als sähe er es zum erstenmal in seinem Leben.

      War das wirklich Juliane, die diese kalten herzlosen Worte sprach? Die von ihrer Ehe wie von einem Tauschgeschäft redete?

      Er schüttelte leicht benommen den Kopf und brauchte eine ganze Weile, um damit fertig zu werden.

      »So wärst du nur meine Frau geworden, weil es dir gesellschaftliche Vorteile eingebracht hätte, Juliane?«, kam es langsam, noch immer ungläubig, aus seinem schmalen Mund.

      Das Mädchen warf mit einem wilden Ruck den Kopf in den Nacken und sah ihn aus funkelnden Augen an.

      »Du sagst es in einem Tonfall, als wolltest du mir daraus einen Vorwurf machen, Holger.«

      Sie zuckte die Schultern:

      »Wir sind doch moderne Menschen, Holger, und haben uns doch viel zu wenig gekannt, um uns zu lieben, nicht wahr? Du hast dein Herz in einer ausweglosen Liebe verloren und wirbst nur um mich, weil dir keine andere Wahl blieb. Ich nehme deine Werbung an, weil es einmal so ausgemacht war und es auch für Dahmen Vorteile bringt.«

      »Du redest sehr geschäftlich über unsere Ehe«, konnte er sich nicht verkneifen, sehr bitter zu sagen, und ihm wurde qualvoll bewusst, wie grundverschieden die beiden Frauen doch waren, die in seinem Leben eine so große Rolle spielten.

      Phyllis – schrie sein Herz wild auf. Verzweifelt sehnte der Mann sich in diesem Moment nach der zärtlichen Liebe, dem gütigen Verstehen der Geliebten, nach ihren weichen streichelnden Händen, die alle Not, alle Qual wegwischen würden, als wäre sie nie gewesen.

      »Ja, ist sie denn etwas anderes als ein Geschäft, Holger?«, warf das Mädchen ein. »Du bietest mir eine gehobene Stellung, ich aber gebe dir dafür die Mittel, Langen zu halten. Was erwartest du sonst noch von mir?«

      »Den ehrlichen Willen, es zu einem guten Ende zu führen, den Wunsch, aus unserer Zwangslage das Beste zu machen«, entgegnete er.

      Sie wandte sich wieder brüsk ab, damit er die Tränen nicht erkennen sollte, die auf dem Grund ihrer Augen brannten.

      »Das Beste?«, murmelte sie, als spräche sie mit sich selbst. »Wie kann denn Segen auf einer Ehe ruhen, die nur aus nüchterner Überlegung geschlossen wurde?«

      Er war hinter sie getreten und legte eine Hand auf ihre Schulter.

      »Juliane, wir müssen alles versuchen, damit dieses Leben erträglich wird. Ich bringe den besten Willen mit und bitte dich um ein wenig Geduld, bis mein Herz sich wieder gefangen hat.«

      Mit einem weichen, aber unwiderstehlichen Griff, aus dem es für sie kein Entrinnen gab, drehte er das widerstrebende Mädchen zu sich herum und zwang es, ihn anzusehen.

      »Juliane, wollen wir versuchen, gute Freunde zu sein?«, fragte er.

      Sie sah zu ihm auf. Langsam füllten sich die Augen mit brennenden Tränen, denen sie keinen Einhalt mehr gebieten konnte. Sie rannen die Wangen herunter und verfingen sich in den zuckenden Mundwinkeln.

      »Freunde«, flüsterte sie erstickt und senkte wie unter einer schweren Last den blonden Kopf auf die Brust. Ihr Herz bäumte sich auf, wand sich in heißer Not.

      Freundschaft, wo sie Liebe und Glück erwartete?

      »Ja, wir wollen Freunde sein, Holger.«

      Er hob mit einem tiefen Aufatmen ihr gesenktes Gesicht zu sich auf.

      »Du sollst es nicht bereuen, Juliane. Ich werde alles versuchen, um dich glücklich zu sehen.«

      Sie zuckte wie unter einem harten Schlag zurück.

      Schroff

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