Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman. Viola Maybach

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Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman - Viola Maybach Fürstenkrone Box

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erwarte keinerlei Gefühlsausbrüche, Holger, die ich nicht erwidern könnte.«

      Seine Hände legten sich fester um ihre Schulter. Hart zog er sie zu sich heran.

      »Du – du liebst einen anderen, Juliane – gibt es auch in deinem Leben eine unerfüllte Liebe?«, forschte er.

      Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Unwillkürlich hatten ihre Augen wie fasziniert die seinen gesucht. Beklommen senkte sie schnell die Lider, aber nicht schnell genug, um das Entsetzen, das in ihren Augen stand, zu verbergen.

      »Und wenn es so wäre, Holger?«, wich sie einer direkten Antwort aus. »Dann würde es an unserem Entschluss nichts ändern, nicht wahr?«

      »Nein, das nicht, Juliane, aber ich wäre dir dankbar, wenn du offen und ehrlich zu mir wärst, so wie ich es zu dir gewesen bin. Schließlich soll es doch zwischen uns keine Geheimnisse geben.«

      Mit einem Ruck machte sie sich von seinen Händen frei. Zitternd zündete sie sich eine Zigarette an.

      Graf Holger zog leicht unwillig die Augenbrauen hoch. Er liebte es nicht, wenn eine Frau rauchte, aber er sagte kein Wort, sondern reichte ihr höflich Feuer.

      Tief sog sie den Rauch ein und stieß ihn langsam wieder aus. Sie schien zu den Frauen zu gehören, die durch eine Zigarette ruhiger wurden.

      »Nun, Juliane, willst du mir meine Frage nicht offen beantworten?«, drängte er.

      Mit einer anmutigen Bewegung schnippte sie die Asche in den Becher und wandte sich ihm dann wieder zu.

      »Gut, Holger, du sollst es wissen.« Sie holte kurz Luft, dann sagte sie:

      »Ja, ich liebe einen Mann, aber er ist für mich genauso unerreichbar wie die andere Frau für dich. Auch zwischen uns liegt eine ganze Welt von unüberwindlichen Hindernissen. Bei dir ist es, weil sie aus einer anderen Welt kommt, weil sie arm ist. Bei mir liegt es tragischer, Holger.«

      Ein hohnvolles Lachen kam von ihren Lippen.

      »All diese Hindernisse stehen nicht zwischen mir und diesem anderen Mann, und doch kann es nie ein Glück für mich an seiner Seite geben, denn er liebt mich nicht, sein Herz gehört einer anderen, die all das Glück mit vollen Zügen genießen darf, nach dem ich mich verzehre.«

      Keinen einzigen Gedanken verschwendete Graf Holger daran, dass er vielleicht dieser Mann sein könnte, dass dieses frische junge Menschenkind ihm sein Herz spontan zugewandt hatte und nun an seiner Enttäuschung entsetzlich litt und nicht damit fertig wurde.

      Freundschaftlich umklammerte er die eiskalte Mädchenhand.

      »Ich wünschte, ich könnte dir dein Glück erringen, Juliane. Nichts würde mir dafür zu viel sein«, sagte er ernst, und das Mädchen zweifelte keinen Moment daran, dass es ihm bitterernst mit seinen Worten war.

      Mit einem erstickten Laut riss sie sich von ihm los und stürmte aus dem Zimmer. Sie konnte seine Nähe einfach nicht mehr ertragen, fühlte sich am Ende ihrer Kraft.

      Wie soll ich täglich seine unmittelbare Nähe ertragen, wie die Kraft finden, Gleichgültigkeit zu heucheln, wenn sich alles in mir nach ihm verzehrt, nach seinen Küssen, nach seiner Umarmung?

      In diesen bitteren Stunden war Juliane fest entschlossen, Holger zu bitten, ihr das Jawort zurückzugeben. Aber am nächsten Tag hatte sie nicht mehr die Kraft dazu, empfand sie es als ein wehmütiges Glück, bei ihm sein zu dürfen, seine Kameradin zu sein.

      Nie hätte die ungestüme stolze Juliane von Dahmen es für möglich gehalten, dass sie einmal so demütig um die Liebe eines Mannes ringen würde, dass ihr einziges Glück ein stilles Hoffen und Warten auf den Tag sein würde, da der Mann sie in seine Arme nahm und ihr sagte: »Ich liebe dich.«

      Graf Holger ahnte nichts von dem Kampf, den seine junge Braut mit sich selbst ausfocht. Er glaubte um ihre Not zu wissen und versuchte ihr über ihre verlorene Liebe hinwegzuhelfen, so gut er vermochte. Freilich ahnte er nicht, dass sein Bemühen Öl in die leidenschaftlich brennende Glut goss.

      Aber Juliane von Dahmen hatte gelernt, ihre Gefühle hinter ihrer Freundlichkeit und Beherrschtheit zu verbergen. Wohl schwankte ihre warme Stimme oft bedenklich, wenn ihre Hände sich wie zufällig begegneten oder er seinen Arm wie selbstverständlich um ihre Schultern legte, aber sonst blieb sie völlig ruhig, dass selbst die junge Schwägerin, mit der sie ein herzliches Verhältnis verband, nichts bemerkte.

      Nur einmal hatte es wie Panik nach ihr gegriffen, und sie wäre am liebsten geflohen, so weit ihre Füße sie trugen. Als sie an Holgers Arm die Kirche verließ, da zuckte es in ihren dunklen Augen verhalten auf.

      Sie hatte die Gestalt hinter dem Pfeiler entdeckt. Nur kurz trafen sich die Blicke der beiden Frauen und blieben ineinander hängen. Dann machte die andere eine erschreckte Bewegung und zog sich hinter den Pfeiler zurück.

      Juliane aber sah immer wieder ein bleiches Gesicht vor sich, das von pechschwarzem Haar umgeben war. Die gesunde Bräune hatte einer elfenbeinernen Blässe Platz gemacht. Aus den blauen Augen schrie eine erschütternde Not.

      Mit einem einzigen Blick hatte die junge Braut jede Einzelheit schmerzhaft in sich aufgenommen. Hatte die zarte Schlankheit des Mädchens wahrgenommen und kam sich direkt plump neben diesem zierlichen Persönchen vor in ihrer sportgestählten Gesundheit.

      So also sah die Frau aus, die das Herz des Gatten gefangen hielt, dass er sich aus ihrem Bann nicht lösen konnte. Es tat weh, entsetzlich weh, und ließ allen Glanz in den großen dunklen Augen verlöschen. Nur der nagende Schmerz, die wilde Eifersucht blieben und machten ihr das Atmen schwer.

      Juliane aber gehörte nicht zu den Frauen, die sich schnell unterkriegen ließen. Sie hatte einen starken Willen. Sie hatte sich vorgenommen, Holger zu erobern, und sie würde dieses Ziel nicht mutlos aufgeben.

      Ganz langsam fand die junge Frau zu ihrer angeborenen Fröhlichkeit zurück, und ehe der Abend verging, klang immer häufiger ihr herzliches, mitreißendes Lachen auf und ließ selbst um den zusammengepressten Mund des jungen Grafen ein vages Lächeln erscheinen.

      Ihre Bewegung jedoch war müde, und eine große Erschöpfung lag über ihren Zügen, als sie sich spätabends in ihr Zimmer begab. Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen, während sie sich unverwandt im Spiegel betrachtete.

      Nein, neben dieser fremdartigen dunklen Schönheit der anderen konnte sie nicht bestehen. Ihr Kampf um sein Herz würde wohl immer erfolglos sein.

      *

      Auf der Wasserburg Meeresbucht, die in Westfalen stand, war die Wiege des weitverzweigten Geschlechts der Freiherrn von Lassberg. Die im Mittelalter erbaute Wasserburg mutete romantisch an und zog alle Blicke entzückt auf sich.

      Die Ritter von Lassberg bauten die Festung auf einer natürlichen Insel im See, denn im Flachland Westfalens fanden sie keinen Berg, der ihnen als natürliche Verteidigungsbastion hätte dienen können.

      Die Türme spiegelten sich im Wasser, und wohl keiner konnte sich dem idyllischen Reiz entziehen, der von diesem alten Gemäuer ausging.

      An den schilf- und weidenumstandenen Ufern nisteten seltene Wasservögel. Schwäne zogen majestätisch ihre Bahn. Ein seltenes schwarzes Schwanenpaar war der ganze Stolz des jetzigen Besitzers, des Freiherrn Alexander von Lassberg. Er hatte es sich vor Jahren von einer Auslandsreise mitgebracht, und sie

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