Achtung! Totes Gleis. Arno Alexander

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Achtung! Totes Gleis - Arno Alexander

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das Bild aufmerksam.

      „Ich habe gerade diesem Bild wenig Bedeutung beigemessen, da der Photograph selbst angab, es sei ganz unähnlich geworden.“

      „Oh, diese Grünschnäbel!“ rief Allan vorwurfsvoll aus. „Dabei haben wir hier bestimmt Wessleys wahres Gesicht vor uns, vielleicht ein Gesicht, das noch keiner von seinen Vorgesetzten zu sehen bekam.“

      „Also gut“, erklärte Perkins verdrossen. „Wenn Sie den Mann für so bedeutend halten, werde ich ihn beseitigen lassen.“

      „Das werden Sie hübsch bleiben lassen. Thorntons Bande hat fünf Detektive hintereinander beseitigt, und dadurch fand der sechste dann ganz leicht die richtigen Spuren. Nein, so arbeitet der alte Allan nicht: Wessley darf kein Härchen gekrümmt werden. Er soll beobachtet werden — aus achtungsvoller Entfernung beobachtet werden. Niemand darf ihm so nahe kommen, daß Wessley ihn bemerkt. Die Beobachter sind täglich abzuwechseln.“ Perkins lachte gereizt auf.

      „Ich glaube, wenn wir eine Versicherungsgesellschaft wären, und dieser Wessley hätte bei uns sein Leben hoch versichert, wir könnten ihn nicht sorgsamer betreuen. Ich möchte wissen, wie Sie seine Arbeit unschädlich zu machen gedenken, Mr. Allan?“

      „Da gibt es noch andere Mittelchen“, versetzte Allan verschmitzt lächelnd. „Ein Weib muß uns helfen. Wessley ist in dem gefährlichsten Alter und hat noch keine ernsthaften Liebesgeschichten erlebt. Also? Sehr einfach. Sagen Sie mal, diese Smith, die an der Kasse siebzehn sitzt, gehört doch auch zu Ihren Auserwählten?“

      „Sie weiß Bescheid“, erwiderte Perkins kurz. „Sie hat schon wiederholt sehr gute Arbeit geliefert.“

      „Das paßt ja glänzend!“ rief Allan begeistert. „Sagen Sie mal ... Sehen Sie, ich verstehe da nichts mehr davon ... Aber hat ihre Nackenlinie nicht etwas Aufregendes für einen jungen Mann? Oder das schöne, blonde, gewellte Haar?“

      Perkins lächelte verächtlich.

      „Das Haar hat ihr Friseur sowohl schön als auch blond und gewellt gemacht. Und die Nackenlinie? Bedaure, aber ich habe noch nichts daran gefunden. Aber sie hat — wie man sagt — rassige Beine und einen seelenvollen Blick. Ob sie Seele hat, entzieht sich meiner Kenntnis.“

      „Ist auch gar nicht nötig“, widersprach Allan. „Der Blick genügt uns doch vollkommen. Also geben Sie der jungen Dame noch heute den Auftrag. Wie sie Wessley kennenlernt, ist ihre Sache. Aber es muß schnell geschehen, sehr schnell.“

      „Auf Ihre Veranwortung, Mr. Allan.“

      „Nebenbei bemerkt — haben Sie etwas über XYZ erfahren?“

      „Nichts, Mr. Allan.“

      „Ein bißchen wenig, Mr. Perkins“, bemerkte Allan höhnisch. „XYZ raubt einen ganzen Eisenbahnzug aus, es vergehen zwei volle Wochen, und wir haben erfahren — nichts! Großartige Arbeitsleistung.“

      „Aber die Polizei hat bis heute ebenfalls nichts erfahren.“

      „Die Polizei?“ Allan lachte auf. „Die Polizei wüßte heute bestimmt mehr als wir, wenn sie sich nicht in die hübsche, aber irrige Ansicht verbohren würde, wir hätten diesen Eisenbahnzug ausgeraubt. Ausgerechnet wir! Und dabei hatten wir doch nur die Absicht, und XYZ tat es! Er muß entdeckt werden, verstanden? Der Mann muß seine Tat büßen. Wir lassen uns nicht ins Handwerk pfuschen, das sage ich Ihnen ein für allemal ...!“

      Mr. Allan hatte sich richtig in Wut gesprochen. Perkins kannte das; seit zwei Wochen war es immer dasselbe, und doch konnte er nichts daran ändern. Es gab irgendwo in den Staaten einen Mann, den man hier XYZ getauft hatte, der ihnen ein Geschäft nach dem anderen verdarb; aber wo dieser Mann war und wie er in Wahrheit hieß, das hatte man bis jetzt vergeblich zu ergründen versucht.

      Die Klingel des Fernsprechers gab ein schwaches Zeichen, und Perkins kam diese Ablenkung sehr gelegen.

      „Hier Perkins“, rief er in die Sprechmuschel, und dann horchte er aufmerksam, wobei er sich auf einem Blatt Papier Vermerke machte.

      „Die neueste Meldung über unseren Freund Wessley“, sagte er, nachdem er den Hörer wieder eingehängt hatte.

      „Nun?“

      „Er hat sich gestern abend, nachdem er die Wohnung des Professors verließ, einen Hund gekauft.“

      Allan starrte den Sprecher ratlos an.

      „Einen Hund —?“

      „Einen Schäferhund“, ergänzte Perkins ruhig. „Er bezahlte dafür vierzig Dollar und blieb noch dreißig schuldig.“

      „Einen Hund —?“ wiederholte Allan nachdenklich.

      „Ja, es ist ein ehemaliger Polizeihund, der gewissermaßen aus dem Dienst entlassen wurde, weil er drei Schutzleute hintereinander gebissen hatte.“

      „Und den hat Wessley gekauft?“ murmelte Allan verwundert. „Na, wohl bekomm’s.“

      4

      Der Bankbeamte John Flatter hatte im Gespräch seinem Freunde, dem Hotelkellner Friedrichsen, erzählt, daß am dreißigsten September mit dem Abend-Postzug für hunderttausend Dollar teils Bargeld, teils Wertpapiere nach Kansas geschickt würden. John Flatter hatte für diese Nachricht keinen Cent bezahlt bekommen, wohl aber dafür seinen Posten eingebüßt. Der Hotelkellner Friedrichsen gab die Nachricht seinem Bekannten, dem ehemaligen Taxilenker Merkulow weiter, erhielt dafür zehn Dollar und verlor demzufolge wenige Tage später ebenfalls seinen Posten. Merkulow, ein der Polizei durch mannigfaltige Vorstrafen bereits wohlbekannter Mann, verkaufte sein Wissen über die große Geldsendung für hundertzwanzig Dollar an den gewesenen Anwalt Sherbourgh, der nachher vor Gericht äußerte, Merkulow habe die Nachricht eigentlich „verschleudert“, und man müsse ihm, Sherbourgh, daher mildernde Umstände zubilligen, denn er hätte der Versuchung nicht widerstehen können.

      Es war bekannt, daß Sherbourgh Beziehungen zu allem lichtscheuen Gesindel New Yorks unterhielt. Er vermittelte alles — angefangen mit Wohnungen in allen Vierteln New Yorks und Stellungen mit und ohne Sicherheitsleistung bis einschließlich Gelegenheiten zu Einbrüchen, Raubmorden und — Eisenbahnüberfällen. Diese letzte Art Vermittlung kam ihm trotz dem Geschick seines Anwalts am teuersten zu stehen — er wurde später dafür zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Gericht nahm mit Recht an, daß er im Gegensatz zu Flatter, Friedrichsen und Merkulow genau gewußt habe, zu welchem Zwecke er die Nachricht erst bezahlte und dann weiterverkaufte.

      Sehr zum Leidwesen der Polizeigewaltigen gelang es nicht, den Weg, den die Nachricht über die Geldsendung genommen hatte, weiter zu verfolgen.

      Sherbourgh hatte angegeben, sie „gesprächsweise“ einem Fremden gegenüber erwähnt zu haben. Der Fremde habe ihm dafür ein Päckchen Dollarscheine eingehändigt, das Sherbourgh vergessen habe nachzuzählen. Er beschrieb den Fremden sehr genau, aber — wie der Untersuchungsrichter bemerkte — paßte diese Beschreibung auf die halbe männliche Bevölkerung New Yorks.

      „Der Mann mit dem schwarzen Hut“ — so nannte Sherbourgh den Fremden, und alles sprach dafür, daß Sherbourgh ihn wirklich nicht kannte, denn er hätte sonst kaum den verschiedenen Vorschlägen widerstanden, die ihm in verblümter Weise von der Polizei gemacht wurden und alle auf eine wesentlich verkürzte Zeitdauer seines Aufenthalts im Zuchthaus hinausliefen. Diesen „Mann

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