Achtung! Totes Gleis. Arno Alexander

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Achtung! Totes Gleis - Arno Alexander

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Sie!“ warnte Wessley. „Sie kennen mich wohl noch nicht ...“

      „Mein Herr! ... Diese Dame ...“

      Mit einem Ruck stand Wessley auf.

      „Guter Mann“, begann er langsam. „Lassen Sie es sich gesagt sein, daß es mir gar nicht darauf ankommt, meine Himbeerlimonade auf Ihre weiße Hemdbrust zu schütten.“

      Mit gekränkter Würde ging der Ober von dannen. Wessley setzte sich und glättete die Zeitung, die er im Zorn zerknüllt hatte. Als er zu seiner Nachbarin aufblickte, gewahrte er mit jähem Schrecken, daß sie den Blick starr auf ihre Handtasche gesenkt hielt, und daß auf diese alte, abgenutzte Handtasche ein paar große Tränen fielen.

      Wessley war ratlos.

      „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie irgendwie verletzt habe“, brachte er stockend hervor. „Aber dieser Lümmel von einem Ober ...“

      Sie antwortete nicht, sondern schüttelte nur stumm den Kopf.

      „Fehlt Ihnen etwas?“ forschte er. „Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“

      Einen Augenblick schien sie zu überlegen, aber dann schüttelte sie wieder abwehrend den Kopf.

      In diesem Augenblick schlenderte Crocks an dem Tisch der beiden vorüber. Weder das Mädchen, noch Wessley beachteten ihn, obwohl er sie beinahe streifte. Dann aber sah Wessley mit Staunen, daß der Fremde einen vielfach zusammengefalteten Zettel neben die Tasse des Mädchens legte.

      Prüfend musterte Wessley den sich langsam, mit leicht wiegendem Schritt entfernenden Fremden. Es gab keinen Zweifel: das war einer von der Stammkundschaft dieses Hauses. Und dieser Mann kannte das sonderbare Mädchen an Wessleys Tisch?

      Mit einem furchtsamen Blick sah sie Crocks nach.

      Was aber der Kapitän gar nicht begriff, war der Umstand, daß sie den Zettel unbeachtet neben ihrer Tasse liegen ließ.

      „Kennen Sie den Menschen?“ fragte Wessley herrisch und überlegte gar nicht, daß er kein Recht zu dieser Frage und zu diesem Ton hatte.

      „Nein, nein, bestimmt nicht“, antwortete sie, und es klang genau wie eine Rechtfertigung einem Menschen gegenüber, dem sie eine Erklärung schuldig war.

      „Würden Sie dann vielleicht gestatten, daß ich den Zettel lese?“ fragte er rasch.

      Sie nickte, aber sie rührte den Zettel nicht an. Er mußte selbst hinüberlangen und ihn sich holen.

      Verblüfft las er:

      „Kleine, verdufte sofort, sonst setzt’s was!“

      Sekundenlang dachte Wessley nach.

      „Und Sie kennen den Mann wirklich nicht?“ fragte er dann noch einmal.

      „Nein, ich habe ihn noch nie gesehen.“

      „Na, jetzt wird’s heiter!“ rief Wessley erbost. „Wissen Sie, was der Kerl Ihnen schreibt?“

      „Nein, nein, und ich will es auch gar nicht wissen“, antwortete sie hastig, und Wessley begriff, daß sie auf diesem Zettel eine ganz andere Botschaft vermutete.

      „Er schreibt, Sie sollen sofort von hier verschwinden“, erklärte er finster.

      Erschrocken sah sie auf.

      „Dann ... dann ist es wohl besser, ich gehe ...“

      „Nein“, versetzte Wessley fest. „Sie bleiben. Ich betrachte Sie jetzt als meinen Gast, als meine Schutzbefohlene — nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich möchte jedenfalls den Mann kennenlernen, der ungestraft die Schutzbefohlene des Kapitän ... hm .. des Baron Steinitz belästigen darf!“

      In ihren Augen leuchtete es flüchtig auf, aber sogleich wurde der Blick wieder furchtsam und erschrocken: Neben ihr stand die große stämmige Gestalt Crocks’.

      Mit dem Fuß rückte er sich den Stuhl zurecht und setzte sich ungefragt an den Tisch. Die dicke, halbaufgerauchte Zigarre glimmte zwischen seinen Lippen, der schwarze Hut saß ihm schief und verwegen auf dem Kopf, und sein Gesicht hatte einen dreisten und drohenden Ausdruck.

      Zunächst sprach keiner von den dreien ein Wort. Wessley wartete ab. Als er aber merkte, daß das Mädchen Anstalten machte davonzulaufen, griff er ein.

      „Verlassen Sie augenblicklich diesen Platz!“ wandte er sich scharf an Crocks.

      „Nur immer mit der Ruhe, junger Mann“, erwiderte Crocks grollend. „Will Sie ja nur warnen. Die Kleine hier ist nämlich ein ganz gerissenes Frauenzimmer. Sie wären nicht der erste, dem sie die Moneten aus der Tasche zieht. Hab’s selber erlebt ...“

      „Schämen Sie sich!“ sagte das Mädchen heftig und beinahe weinend. „Sie kennen mich ja gar nicht. Wie können Sie so lügen, so gemein lügen ...“

      „Sachte, sachte“, wehrte er ab. „Und ob ich dich kenne, Kleine ...“

      „Sie lügen!“ erklärte Wessley wütend. „Und wenn Sie jetzt nicht sofort ...“

      „Was regen Sie sich denn auf, junger Mann?“ fragte Crocks erstaunt. „Fragen Sie doch die Kleine, ob sie auch Fred Maising nicht kennt. Ich meine den Maising, den sich heute die Polizei zur näheren Besichtigung abholte! Fragen Sie sie doch!“

      Das Mädchen sah den Fremden so entsetzt und so — schuldbewußt an, daß Wessley sich die Frage ersparen konnte. Er fing noch einen flehenden Blick aus ihren großen blauen Augen auf, dann war sie aufgesprungen und lief davon, an der Bar vorbei und durch die Drehtür hinaus.

      5

      Wessley fühlte sich wie erschlagen. Hatte seine Menschenkenntnis ihn diesmal denn ganz im Stich gelassen? Dieses Mädchen ... Er hätte schwören mögen, daß sie nicht eine von den vielen war ... und nun doch?“

      „Na, also!“ sagte Crocks mit einem erleichterten Aufatmen. „Das hätten wir ja geschafft. Auf’n Dank rechne ich nicht, obwohl ich Sie vor ganz großen Verlusten bewahrt habe.“

      Mit seinem wiegenden Gang, die Hände in den Taschen vergraben, stelzte er davon, zur Bar zurück. Und gleich darauf hockte er wieder auf dem hohen Schemel und nippte an seiner Himbeerlimonade, als sei nichts geschehen.

      Wessley nannte sich innerlich einen Ochsen, ein Kamel und einen Idioten, weil er beinahe einem durchtriebenen Frauenzimmer ins Garn gegangen wäre. Er, Kapitän der Kriminalpolizei! Wie hätten ihn seine Freunde dafür später ausgelacht, wenn es ihnen irgendwie zu Ohren gekommen wäre. Nein, er hatte wirklich Grund, diesem Kerl da, so unangenehm er auch sonst war, dankbar zu sein.

      Wessley war mit seinen Überlegungen gerade soweit gekommen, daß er schwankte ob er seine Dankbarkeit durch eine gute Zigarre oder einen Dollarschein beweisen sollte, als ihm plötzlich wieder der letzte flehende Blick des Mädchens einfiel.

      Und wenn sie nun doch nicht das war, wofür er sie jetzt hielt? Was dann? Hatte er dann nicht sein Versprechen, sie zu schützen, schmählich gebrochen ...?

      Mit einem Satz war Wessley auf den Beinen. Schon im Laufen zog er ein Geldstück

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