Brentanos Märchen. Clemens Brentano

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Brentanos Märchen - Clemens Brentano

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      Clemens Brentano

      Brentanos Märchen

      Saga

      Brentanos MärchenCoverbild/Illustration: Shutterstock Copyright © 1847, 2020 Clemens Brentano und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726762549

      1. Ebook-Auflage, 2020

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

      – a part of Egmont www.egmont.com

      Das Märchen von den Märchen oder Liebseelchen

      Es war einmal ein König von Schattentalien, der hatte eine einzige Tochter, die er sehr liebte und darum Liebseelchen nannte. Aber leider war sie unter einem traurigen Stern geboren und stets so still und traurig und nie zum Lachen zu bringen, dass alle, die sie kannten, sie statt Liebseelchen Trübseelchen nannten, weil sie immer so trübselig aussah. Hierüber war nun ihr königlicher Herr Vater, der lieber gewollt hätte, sie möge sich bucklicht lachen, sehr unwillig und wendete alles an, um sie aufzuheitern. Bald liess er die Hoftrompeter auf Sechspfennigstrompeten zur Tafel blasen, aber sie lachte nicht und fand die Musik sehr ernsthaft; bald liess er allen Gänsen, die der Hirt zum Tor hinaustrieb, papierne Haarbeutel anhängen, aber sie lachte nicht und fand den Zug sehr anständig; bald liess er eine Menge Hunde wie die bekanntesten Hofherrn ankleiden, und sie mussten ihm durch die Beine tanzen, wozu er auf der Geige spielte, ohne dass er es konnte, aber sie lachte nicht und meinte, der Hofball wäre recht angenehm, weil man sie nicht auffordere — und noch tausend andere solche Spässchen hatte er umsonst versucht. Sie blieb immer, ohne eine Miene zu verziehen, so ernsthaft wie ein Arzneiglas, und der König hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, sie jemals lachen zu sehen, als ihm noch ein Gedanke einfiel, der ihm selbst so possierlich vorkam, dass er laut an zu lachen fing. „Wohlan“, sagte er, „will Liebseelchen nicht drüber lachen, so will ich mir doch einmal eine lustige Stunde geben; denn ich armer König bin vor lauter vergeblichem Spassmachen selbst ganz betrübt geworden.“

      Der Platz vor dem Schloss war von spiegelglatt geschliffenem Marmor. In die Mitte dieses Platzes liess er einen Springbrunnen von Öl machen, der sich über den Platz ergoss und denselben noch schlupfriger machte, so dass es nicht leicht möglich war, über den Platz zu gehen, ohne zu fallen. Es war am Neujahrstag, als er diesen Spass anstellen wollte, weil er wusste, dass dann auf diesem Platze eine ausserordentliche Menge geputzter und gezierter Leute in allerlei närrischen neuen Modekleidern herumzuspazieren pflegten, um sich einander das neue Jahr abzugewinnen. Er versprach sich tausend Spass, wenn er dachte, wie die Putznarrren und -närrinnen gleich Grillen und Heuschrekken auf dem Platze herumspringen würden, um sich keine Ölflecken in ihre Neujahrsröcke zu machen, und wie sie endlich doch zur Strafe ihrer Eitelkeit an die Erde fallen müssten.

      Als der Morgen herankam und das Neujahr schon mit Glockengeläut, Pauken und Trompeten in der Stadt angekündigt war, kam die Prinzessin Liebseelchen zu ihrem Vater an das Bett, küsste ihm die Hand und sprach so ernsthaft als ein Puthahn: „Ich wünsche Euer Majestät ein glückseliges neues Jahr, und dass Sie noch viele untertänigste Jahre in Allerhöchstem Wohlsein zu erleben geruhen mögen.“ Der König umarmte seine Tochter und sprach: „Gleichfalls, liebstes Liebseelchen, aber wenn du mich nicht vor der Zeit unter die Erde bringen willst, so tue mir die Liebe an und lache einmal von Herzensgrund!“ Das war aber fehlgegriffen; denn Liebseelchen fing an zu weinen und sagte: „Wie soll ich lachen, wenn Euer Majestät vom Sterben reden?“ Da sprang der König aus dem Bett, setzte geschwind seine Krone auf, nahm seinen Zepter in die Hand und wollte mit den Worten „Ei, das müsste doch der Guckuck sein, wenn ich dich nicht sollte zum Lachen bringen!“ im Schlafrock, wie er war, mit der Prinzessin hinaus auf den Balkon treten; Liebseelchen aber sagte: „Herr Vater, vergessen Sie nicht, Ihren Mantel anzulegen.“ Zornig legte er seinen goldnen Mantel an; denn er dachte vor sich: „Dass ich so, im Schlafrock und ohne Perücke, die Krone auf der Nachtmütze tragend, hinaus vor das Volk treten wollte, darüber hätte sie eigentlich schon ordentlich lachen können, aber es ist nichts mit ihr anzufangen.“

      Da er nun ganz königlich angekleidet war, setzte er sich mit ihr auf den Balkon, um zu sehen, wie die Leute sich auf dem Ölplatze betragen würden. Zuerst kamen die Bauern, um dem König Glück zu wünschen. Da sie aber teils barfuss gingen, teils tüchtige, mit Nägeln beschlagene Stiefeln anhatten, so gingen sie recht fest auf dem glatten Boden, und die, welche Stiefeln anhatten, patschten mit Vergnügen in dem Öl herum, weil ihnen das ihr Lederwerk dauerhaft und geschmeidig machte; viele, die mit Holzschuhen kamen, zogen diese aus und nahmen sie mit Öl gefüllt nach Haus und bedankten sich noch recht schön bei Ihro Majestät. Aber als später allerlei geputzte und gezierte Stadtleute kamen, gab es mancherlei für den König zu lachen, wenn sie, um sich nicht zu beschmutzen, auf den Fussspitzen einherhüpften und bei dem ersten Bückling, den sie machten, ausglitten und übereinander herfielen; aber auch bei den lächerlichsten Zufällen lachte die Prinzissin Liebseelchen nicht, sondern bedauerte immer nur die armen Leute, mit welchen der König einen so unschicklichen Spass trieb, worüber dieser sehr ergrimmt den Balkon verliess und ihr sagte, sie sei ein recht widerwärtiger Sauertopf. Liebseelchen aber blieb allein auf dem Balkon sitzen und fiel in eine tiefe Traurigkeit über den Unwillen ihres Vaters; denn sie konnte gar nicht begreifen, wie es nur möglich sei, über etwas zu lachen, wodurch andere Leute in Schaden oder Spott kämen.

      Indem sie so über den Ölplatz hinsah, von welchem sich die Neujahrsgratulanten, auf allerlei Art verunglückt, beinah schon alle zurückgezogen hatten, kam auf einmal eine sehr kuriose Figur anspaziert, die ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog, nämlich eine sehr alte französische Mademoiselle, welche in der Residenz der Schrecken aller Kinder war, die bei ihr in die Schule gingen, und die der armen Prinzessin mit ihren verdrehten und verzwickten Sitten und ihren vielen Regeln des guten Betragens und feinen Akzents, die sie durch ihre spitze Nase hervortrompetete, auch manche qualvolle Stunde gemacht hatte, da sie früher Unterricht bei ihr hatte. Diese französische Närrin liess sich von zwei ebenso lächerlichen französischen Tanzmeistern auf einem vergoldeten Tragstuhl gegen das Schloss hintragen. Sie war nach der lächerlichsten neuen Mode gekleidet und eingeschnürt wie eine Spindel, dazu geschminkt rot und weiss und blau wie eine französische Nationalkokarde, schnitt Gesichter rechts und links und drehte sich wie ein Ohrwurm, der in den Honigtopf gefallen. Die beiden Tanzmeister machten die lächerlichsten Sprünge mit ihr durch das Öl, aber sie fielen nicht; denn wenn sie auch wenig stolperten, so machten sie gleich einen Entrechat hinterdrein, dass es immer aussah, als wäre es lauter Kunst.

      Da diese lächerliche Gesellschaft mitten auf dem Platz angekommen war, wendete sich die alte Hexe — denn das war sie — gegen die Prinzessin und begann einen langen französischen Neujahrswunsch mit den affektiertesten Stellungen von dem Tragstuhl herab zu deklamieren, wo immer das erste Wort „amour“ das zweite „plaisir“, das dritte „la cour“, das vierte „souvenir“, das fünfte „bonheur“ das sechste „douceur“ war, und als sie recht in die Furie der Begeisterung kam, trat die alte Zieraffe auf den Sitz des Tragstuhls und machte eine Stellung, als ob sie fliegen wollte, und sagte:

      Ce sont les vœux que tracent

      Les amours et les graces

      Avec le griffle de l’histoire

      Dans le marbre de la memoire;

      Acceptez, princesse, les offrandes

      De votre très humble servante,

      Mademoiselle

      Zephise

      la

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